Trotz Krisen und Zuwanderung: Der Wohlstand der Schweizer wächst ungebrochen Die Einkommen der Privathaushalte in der Schweiz sind seit 1995 um rund 25 Prozent gewachsen – selbst wenn man das Bevölkerungswachstum und die Teuerung berücksichtigt.

Die Einkommen der Privathaushalte in der Schweiz sind seit 1995 um rund 25 Prozent gewachsen – selbst wenn man das Bevölkerungswachstum und die Teuerung berücksichtigt.

 

Das Gesamteinkommen der Schweizer Privathaushalte von 1995 bis 2021 ist um 27 Prozent gestiegen. Bild: unsplash

Die Schweiz hat in den vergangenen 25 Jahren viel erlebt. Es gab drei tiefe Wirtschaftskrisen: Anfang der 2000er Jahre nach dem Platzen des Dotcom-Booms, während der Finanzkrise von 2008/09 und jüngst während der Corona-Pandemie.

Besonders seit den 2010er Jahren wird zudem heftig über die Folgen der starken Zuwanderung diskutiert: Führt der Bevölkerungszuwachs dazu, dass es in der Schweiz nur noch ein Wachstum «in die Breite» gibt – und es dem durchschnittlichen Haushalt gar nicht besser geht?

Gestiegene Einkommen der Haushalte

Neue Zahlen zeigen nun aber, dass der Wohlstand der Privathaushalte in der Schweiz in den vergangenen 25 Jahren zugenommen hat – trotz Krisen und Bevölkerungszuwachs. Laut Daten des Bundesamtes für Statistik ist das reale Gesamteinkommen der Privathaushalte von 1995 bis 2021 um rund 27 Prozent gestiegen.

Dieser Wert gilt pro Kopf: Das Bevölkerungswachstum in diesem Zeitraum von 7 Millionen Einwohner auf 8,7 Millionen ist also berücksichtigt. Ebenfalls ist der Wert preisbereinigt. Die Teuerung war von 1995 bis 2021 mit einer Gesamtinflation von rund 12 Prozent allerdings recht gering. Mithin hat die Geldwertstabilität in der Schweiz dazu beigetragen, dass sich die Bevölkerung von den höheren Einkommen tatsächlich mehr Güter und Dienstleistungen leisten konnte.

 

Das Geld kommt bei den Menschen an

Der Fokus auf die lange Frist zeigt: Der Wohlstand in der Schweiz scheint ungebrochen zu wachsen, auch wenn es zuweilen Rückschläge während wirtschaftlicher Schwächephasen gibt.

Die Sicht auf die Privathaushalte ist dabei besonders wichtig. Normalerweise wird das Wirtschaftswachstum in Form des Bruttoinlandprodukts ausgewiesen – also des Werts aller in einem Jahr produzierten Dienstleistungen und Güter. Aber von dieser Wertschöpfung bleibt ein guter Teil etwa bei den Unternehmen hängen (in Form von Überschüssen) oder fliesst an den Staat (in Form von Gütersteuern). Die Zahlen des BfS zeigen, was makroökonomisch gesehen den Privathaushalten als Einkommen zugutekommt.

Für den Wohlstand gibt es freilich noch andere Faktoren als die reine Höhe des Einkommens. In den vergangenen Jahren fanden Verteilungsfragen viel Beachtung – der Gesamtkuchen kann ungleich verteilt sein. Allerdings ist in der Schweiz die Einkommensverteilung in den vergangenen Jahrzehnten bemerkenswert stabil geblieben, im Gegensatz zu Ländern wie den USA, wo die Ungleichheit stark zugenommen hat.

Löhne sind die grösste Einkommensquelle

Die BfS-Daten zeigen, dass der grösste Teil der Einkommen der Menschen in der Schweiz weiterhin von den Löhnen stammt. Die Erwerbseinkommen machen rund 65 Prozent aus, woran sich in den vergangenen 25 Jahren kaum etwas verändert hat.

Wichtig sind mit rund 25 Prozent ebenfalls die Transfereinkommen. Dabei fallen Rentenzahlungen an die rund 1,8 Millionen Pensionärinnen und Pensionäre im Land besonders ins Gewicht. Gut 10 Prozent des Einkommens der Haushalte stammen aus Vermögenserträgen wie Zinsen und Dividenden. Dieser Anteil hat in den vergangenen Jahren wegen der niedrigen Zinsen aber leicht abgenommen.

Matthias Benz, «Neue Zürcher Zeitung»

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