Raiffeisen: Omikron-Tsunami trifft BIP weniger hart als Lockdown Ein Quarantäne-Tsunami als Folge der Omikron-Wand dürfte die Schweizer Wirtschaft nach Ansicht von Raiffeisen in der Summe weniger hart treffen als der Lockdown im Jahre 2020. Die hiesige Konjunktur wird auch im angefangenen Jahr wachsen.

Ein Quarantäne-Tsunami als Folge der Omikron-Wand dürfte die Schweizer Wirtschaft nach Ansicht von Raiffeisen in der Summe weniger hart treffen als der Lockdown im Jahre 2020. Die hiesige Konjunktur wird auch im angefangenen Jahr wachsen.

 

Raiffeisen-Chefökonom Martin Neff. Bild: PD

«Eine Omikron-Quarantäne-Woche schmerzt, aber ein längerer Lockdown tut mehr weh», erklärte Raiffeisen-Chefökonom Martin Neff am Mittwoch in einer Online-Medienkonferenz. Selbst bei einem explosionsartigen Anstieg mit Infektionen von bis zu 30 Prozent der Bevölkerung und 1,5 bis 2 Millionen Menschen in Quarantäne betrage der maximale, wöchentliche Arbeitsausfall umgerechnet nur gut 0,3 Prozent des Jahres-Bruttoinlandproduktes (BIP).

Damit wäre der Einbruch der Wertschöpfung von 15 Prozent in einer Superinfektionswoche zwar grösser als in der Spitze des ersten Lockdowns im Frühling 2020, als gut fast 11 Prozent der Wertschöpfung verloren gingen. Aber der Lockdown im 2020 habe länger gedauert und es habe immer wieder nur Teillockerungen gegeben. Das habe sich über ein ganzes Jahr hingezogen.

«Das hat mehr wirtschaftlichen Schaden angerichtet», sagte Neff. Die Quarantäne sei hingegen irgendwann durch, denn es zeichne sich eine baldige Herdenimmunität ab. «Die Quarantäne würde zwar rasch ein Riesenloch reissen, aber wir sind faktisch viel schneller wieder auf einem knapp positiven Aktivitätsindex, als es während des Lockdowns der Fall war.»

Überdurchschnittliches Wachstum erwartet

Nach einem holprigen Jahresstart sollte die Schweizer Wirtschaft im weiteren Jahresverlauf wieder auf den Potenzialwachstumspfad zurückfinden. «Die Coronadelle konnte in der Schweiz erstaunlich schnell ausgebügelt werden», hiess es.

Für das Gesamtjahr 2022 rechnen die Raiffeisenökonomen in der Schweiz mit einem BIP-Plus von 2,5 Prozent. Damit würde das Wachstum der hiesigen Wirtschaft im Vergleich zu 2021 zwar nachlassen, für das ein Plus von 3,5 Prozent geschätzt wird.

Aber die Schweizer Wirtschaft würde immer noch überdurchschnittlich wachsen. Mit diesen Zahlen halten die Raiffeisen-Ökonomen an ihren bisherigen Prognosen von Anfang Dezember fest, obwohl die Omikron-Welle damals noch nicht im heutigen Ausmass absehbar war.

Inflation vergleichsweise moderat

Nach dem Abebben dieser Welle orten die Raiffeisen-Ökonomen vor allem bei den stark gebeutelten personennahen Dienstleistungsbranchen weiteres Aufholpotenzial. «Die Inflation bleibt dabei in der Schweiz im Zaum, auch wegen eines unverändert zur Stärke neigenden Schweizer Frankens», hiess es.

Die Teuerung dürfte zwar auf 1,5 Prozent klettern nach 0,6 Prozent im Vorjahr. Dies sei zwar fast eine Verdreifachung, aber im internationalen Vergleich nach wie vor ein äusserst verhaltenes Niveau. Die Schweiz sei allerdings ein Sonderfall, in der Eurozone dürfte sich die Inflation jedenfalls nicht so schnell wieder verflüchtigen, sagte Neff.

Ende der Geldschwemme

Angesichts der hochschiessenden Inflation könnten die Notenbanken ihre ultralockere Geldpolitik nicht mehr aufrechterhalten. In den USA dürften daher die Zinsen im laufenden Jahr dreimal angehoben werden. Die EZB könnte Anfang 2023 eine erste Zinsrunde einläuten.

«Damit würde sich auch der Bewegungsspielraum der Schweizerischen Nationalbank vergrössern, um zumindest eine Abkehr von den Negativzinsen einzuleiten. Dies dürfte aber sicherlich erst 2023 eintreffen», äusserte sich Neff.

Bevor die EZB sich nicht bewege, werde sich die SNB auch nicht bewegen. «Sie kann sich ein weiteres Jahr hinter der EZB verstecken», sagte Neff. In den nächsten zwölf Monaten sehe er keinen Zinsschritt der Nationalbank.

Der Franken werde wohl stark bleiben. «Hoffnungen, dass sich daran was ändert, sind unbegründet», sagte Neff. Die SNB werde die Parität des Frankens zum Euro aber verteidigen. Das sei eine psychologische Marke und die Schmerzgrenze der Franken-Aufwertung für die Währungshüter. Mit dem derzeitigen Kurs zum Euro von knapp 1,04 Franken sei die Aufwertung ausgeschöpft, die noch zu rechtfertigen sei.

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