Barkauf, Leasing, Kredit oder Auto-Abo: Wie man ein Auto am günstigsten finanziert – und was die Vor- und Nachteile sind Der Kauf eines Gebrauchtwagens mittels Barzahlung gilt als günstigster Weg, um Auto zu fahren. Weit verbreitet sind aber auch das Leasing, der Kauf per Kredit und Auto-Abos. Was für und gegen die verschiedenen Varianten der Finanzierung spricht.

Der Kauf eines Gebrauchtwagens mittels Barzahlung gilt als günstigster Weg, um Auto zu fahren. Weit verbreitet sind aber auch das Leasing, der Kauf per Kredit und Auto-Abos. Was für und gegen die verschiedenen Varianten der Finanzierung spricht.

 

Das Preisniveau bei Gebrauchtwagen in der Schweiz ist immer noch sehr hoch. Bild: unsplash

Die Gebrauchtwagenpreise in der Schweiz sind von ihrem Rekordniveau jüngst etwas gesunken. Wie der Online-Vergleichsdienst Comparis Anfang Mai mitgeteilt hat, ist der Durchschnittspreis für neu inserierte Occasionen im ersten Quartal dieses Jahres gegenüber dem letzten Quartal 2022 um 6 Prozent auf 28 555 Franken zurückgegangen.

Doch das Preisniveau ist immer noch sehr hoch. Gegenüber dem gleichen Quartal des Vorjahres lag dieser Durchschnittspreis immer noch um 8 Prozent höher, gegenüber 2020 sind es sogar 24 Prozent. Gebrauchtwagen haben sich in der Schweiz seitdem also im Durchschnitt in absoluten Zahlen um rund 5500 Franken verteuert.

«Es gibt immer noch einen Nachfrageüberhang»

«Es fehlen weiterhin Occasionen auf dem Markt», sagt René Mitteregger, Leiter Produktmanagement bei Auto-i-DAT, einem Zürcher Anbieter von Fahrzeugdaten. Während der Corona-Zeit habe es unter anderem wegen Lieferengpässen rund 25 Prozent weniger Gebrauchtwagen auf dem Schweizer Markt gegeben. «Nun haben die Lieferengpässe abgenommen, aber es gibt immer noch einen Nachfrageüberhang», sagt er. Dies sorge dafür, dass die Preise für Gebrauchtwagen hoch bleiben. Mitteregger geht davon aus, dass dies vorerst so bleiben wird. Bei vielen Occasionenhändlern herrsche weiterhin Goldgräberstimmung.

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob der Barkauf eines Gebrauchtwagens finanziell noch Sinn ergibt oder ob andere Finanzierungen wie Leasing, der Kauf per Privatkredit oder ein Auto-Abo bessere Konditionen bieten. Die verschiedenen Arten, ein Auto zu finanzieren, haben jeweilige Vor- und Nachteile.

Barkauf ist immer noch Trumpf

Mitteregger geht trotz den hohen Preisen auf dem Gebrauchtwagenmarkt davon aus, dass der Kauf einer Occasion, die man für mehrere Jahre fährt, weiterhin die günstigste Art ist, um Auto zu fahren. Dies komme allein schon daher, dass beim Leasing oder beim Auto-Abo ein weiterer Akteur mitverdient – nämlich der Autovermieter oder die Leasinggesellschaft. Zudem müssten diese Unternehmen ebenfalls mit den höheren Preisen am Automarkt umgehen. Dies äussere sich dann in höheren Tarifen.

Auch Jonas Montani, Sprecher des Touringclubs Schweiz (TCS), hält den Direktkauf eines Autos weiterhin für günstiger als Leasing oder ein Auto-Abo. «Rechnet man die monatlichen Raten über eine längere Zeit, offenbaren sich klare Kostenvorteile beim Barkauf», sagt er. Dies gelte vor allem, wenn man während einiger Zeit einmal längere Strecken fahren will als im Abo oder im Leasingvertrag vorgesehen. «Ausserdem kann ein Eigentümer sein Auto gebrauchen, wie er es will, und damit machen, was er will», sagt Montani.

Natürlich muss man den Wertverlust des Autos tragen, wenn man es gekauft hat, und am Ende ist man auch für den Wiederverkauf zuständig. Für einen Direktkauf muss man auch das nötige Kapital haben – ausser man finanziert das Auto über einen Kredit.

Kauf per Kredit: finanzielles Polster einplanen

Beim Kauf eines Autos über einen Teilzahlungs- oder Privatkredit gehört das Auto dem Kreditnehmer. Er muss allerdings die entsprechenden Schulden beim Kreditgeber – im Allgemeinen eine Bank – abzahlen, und hier besteht die Gefahr, in eine Schuldenfalle zu geraten. Es ist also ratsam, ein gewisses finanzielles Polster einzuplanen, auch für den Fall, dass sich die Lebenssituation ändert. Die Verpflichtungen zu monatlichen Zahlungen können problematisch werden, wenn sich die Lebenssituation ändert, beispielsweise bei einer Scheidung oder einem Unfall.

Vor dem Abschluss des Kreditvertrags ist es ausserdem natürlich wichtig, die Konditionen verschiedener Anbieter zu vergleichen und entsprechend auszuwählen.

Leasing: Kosten im Auge behalten

Weit verbreitet bei der Finanzierung von Autos in der Schweiz ist das Leasing. Laut dem Bundesamt für Statistik (BfS) gehört Fahrzeugleasing zu den häufigsten Schuldenarten in der Schweiz: 15,5 Prozent der Bevölkerung lebten 2020 in einem Haushalt mit mindestens einem solchen Leasing.

Laut Rutger Verhoef, Chef und Mitgründer des Fintech-Leasing-Unternehmens Gowago, werden rund 60 Prozent der neuen Personenkraftwagen in der Schweiz mit einem Leasingvertrag verkauft. Rund drei Viertel dieser Verträge würden von Privatpersonen abgeschlossen, ein Viertel von Geschäftskunden. «Vielen Fahrern in der Schweiz ist die Automarke sehr wichtig, und sie wollen Modelle mit der neuesten Technologie fahren», sagt er. Gleichzeitig wollten viele aber nicht ihr Konto plündern.

Auch der Boom bei Elektroautos sorge für Nachfrage nach Leasingfinanzierungen. «In den nächsten fünf bis zehn Jahren wird es bei Elektroautos weitere massive technologische Entwicklungen geben», sagt Verhoef. Mit einem Leasingvertrag könnten Autofahrer neue Modelle ausprobieren, ohne diese gleich zu kaufen.

Beim Abschluss eines Fahrzeugleasings ist aber einiges zu beachten. Zunächst einmal sollte sich der Leasingnehmer bewusst sein, dass er dabei nicht das Eigentum an dem Fahrzeug erhält. Laut TCS wird im Leasingvertrag vereinbart, dass der Wagen bei Vertragsablauf zurückgegeben werden muss. Der Leasingnehmer hat kein Kaufrecht.

«Händler versprechen den Leasingnehmern zwar oft, dass sie das Objekt bei Vertragsablauf zu vorteilhaften Konditionen kaufen können. Solche Versprechen sind im Prinzip auch gültig, wenn aber nur mündlich, nicht zu beweisen», sagt Montani. Zudem sei zu berücksichtigen, dass beim Beginn des Leasings je nach Vertrag ein Betrag von mehreren tausend Franken bezahlt werden muss. Bei Veränderungen der wirtschaftlichen Situation sei ein Ausstieg beim Leasing komplizierter oder teurer als beim Auto-Abo, das nach wenigen Monaten Mindestlaufzeit monatlich kündbar ist.

Leasingangebote werben laut Comparis oft mit einem deutlich niedrigeren Zins als Kreditgeber. Allerdings solle man neben den Zinsen die Gesamtkosten im Auge behalten. So ist ein Leasingnehmer verpflichtet, eine Vollkaskoversicherung abzuschliessen. Diese kostet normalerweise bei einem geleasten Auto mehr als bei einem nicht geleasten. Beim Erwerb eines Autos per Privatkredit oder in bar sind Käufer flexibler, hier können sie auch eine günstigere Teilkasko- anstatt einer Vollkaskoversicherung abschliessen.

Privatkäufer sollten zudem berücksichtigen, dass sie die Leasingkosten für ein Auto nicht in der Steuererklärung geltend machen können. Steht der Ablauf des Leasingvertrags bevor, rät der TCS, sich etwa drei Monate davor mit der Leasinggesellschaft in Verbindung zu setzen, um zu besprechen, wie es weitergeht. Bei der Rückgabe erstellt die Liefergarage ein Rücknahmeprotokoll. Leasingnehmer seien dabei haftbar für Schäden, fehlendes Material und Mehrkilometer.

Auto-Abo: Autos ab Stange zur Flat Fee

Bei Auto-Abos abonnieren Kunden einen Wagen für einen fixen monatlichen Betrag. Darin sind die Versicherung, Service, Steuern, Reifen und Reparaturen enthalten. «Der grosse Vorteil beim Auto-Abo ist, dass es sich um eine Flat Fee handelt», sagt Mitteregger. Als Nutzer beziehungsweise Mieter des Autos wisse man genau, was das Auto im Monat koste. Zudem gelten sie als sehr bequem.

Ein Auto-Abo bietet ebenfalls die Möglichkeit, Elektroautos auszuprobieren, ohne ein solches Modell gleich zu kaufen. Auch für Fahrer, die das Auto nur für eine gewisse Zeit brauchen, etwa weil sie dann die Stadt wieder verlassen, kann ein Auto-Abo sinnvoll sein. Dasselbe gilt für ältere Menschen, die nicht wissen, wie lange sie noch Auto fahren können.

Laut Montani ist das Abonnieren einfach. «Interessierte können online ein Auto aussuchen, die Personalien eingeben, und ein paar Tage später steht das Fahrzeug vor der Haustüre», sagt er. Je nach Anbieter könnten die Laufzeit ab einem Monat und die Kilometerbegrenzung ausgewählt werden. «Wer für begrenzte Zeit ein Auto benötigt oder einen Sommer lang einmal Cabrio fahren und keine langfristigen Verpflichtungen eingehen will, für den kann ein Auto-Abo durchaus Sinn ergeben.»

Die Raten für ein abonniertes Auto liegen zwischen 400 Franken und über 2000 Franken pro Monat. Weil der Wertverlust bei einem Neuwagen sehr hoch sei, sähen die monatlichen Raten für ein Abo im Vergleich zu einem Kauf bei Betrachtung über wenige Monate manchmal nicht schlecht aus, sagt Montani. «Einen Neuwagen zu kaufen und ihn nach verhältnismässig kurzer Zeit von zwei bis vier Jahren wieder einzutauschen, ist auch mit einem bar bezahlten Fahrzeug die teuerste Art, Auto zu fahren.»

Beim Auto-Abo ist indessen zu berücksichtigen, dass die Kilometerzahl begrenzt ist. Vor Abschluss des Abos sollten Nutzer dies einkalkulieren, denn Mehrkilometer kosten zusätzlich. Je kürzer die Haltedauer und je niedriger die Anzahl Kilometer, umso weniger würden kleine Farbschäden an Stossstange, Felgen und Raddeckeln, ein kleiner Fleck auf dem Teppich oder Farbveränderungen am Interieur als «noch im Bereich des normalen Gebrauchs» toleriert, teilt der TCS mit.

Laut Montani sind bei einer Werksbestellung beim Barkauf, Kreditkauf oder Leasing Farben, Ausführung, Ausstattung und Assistenzsysteme sowie Multimediasysteme und Smartphone-Integration bis ins letzte Detail wählbar. Beim Auto-Abo warteten hingegen Autos ab Stange auf Mieter.

Michael Ferber, «Neue Zürcher Zeitung»

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