Diese Technologietrends erwarten uns 2023 Auf der weltgrössten Elektronikmesse zeigen Firmen, welche Geräte unser Leben im neuen Jahr verbessern sollen. Doch die wahren Tech-Trends für das kommende Jahr liegen woanders.

Auf der weltgrössten Elektronikmesse zeigen Firmen, welche Geräte unser Leben im neuen Jahr verbessern sollen. Doch die wahren Tech-Trends für das kommende Jahr liegen woanders.

 

Virtual Reality dürfte im neuen Jahr den Massenmarkt erreichen. Bild: unsplash

Welche bahnbrechenden Technologien wird uns das Jahr 2023 bescheren? Dieser Frage jagten vergangene Woche etwa 100 000 Besucher hinterher, die in Las Vegas die weltgrösste Elektronikmesse der Welt, CES, besuchten. Dort erwarteten sie alle denkbaren und undenkbaren Gadgets, von Schreibtischen, mit denen man Velo fahren kann, bis zu Haushaltsrobotern, die Glace machen wie auch dreidimensional drucken können, riesigen Fernsehern und ultraschnellen Laptops.

Doch wer die wirklich grossen Technologien sucht, die unsere Gesellschaft im kommenden Jahr umwälzen dürften, wurde auf der CES kaum fündig. Zum einen, weil Apple, Google und andere führende Tech-Riesen sich ihre wahren Trümpfe für die eigenen Konferenzen aufheben. Zum anderen hätte vor einem Jahr wohl auch niemand vorhergesagt, dass künstliche Intelligenz einen Quantensprung machen und text- und bildgenerierende Programme wie Dall-E 2 und GPT-3 unsere Gesellschaft umwälzen würden. Oder dass die hochgejubelte Krypto-Börse FTX sich über Nacht als riesiger Betrug entpuppen und die ganze Branche mit sich hinabziehen würde.

Auch hatte im Januar noch niemand geahnt, dass Amerikas Tech-Industrie in die grösste Krise seit zwanzig Jahren schlittern würde und «Einhörner» zur seltenen Spezies im Silicon Valley würden. Selbst Elon Musk dürfte vor einem Jahr noch nicht gewusst haben, dass er Twitter besitzen und die sozialen Netzwerke aufwirbeln würde.

Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen, das wusste schon Mark Twain. Und dennoch gibt es einige Technologietrends, die sich schon jetzt abzeichnen und die unser aller Leben 2023 prägen dürften.

Virtual Reality wird massentauglich(er)

Es dürfte das «next big thing» aus dem Hause Apple sein: Allen Anzeichen nach wird die wertvollste Technologiefirma unserer Zeit in der zweiten Jahreshälfte ein Mixed-Reality-Headset auf den Markt bringen – also eine Brille, die uns sowohl in virtuelle Realitäten versetzen als auch Informationen auf unsere Umgebung projizieren kann (Augmented Reality). Laut Bloomberg ist dieses Headset mit mehreren Kameras und hochauflösenden Bildschirmen ausgestattet.

«Ihr werdet euch fragen, wie ihr euer Leben ohne Augmented Reality leben konntet», sagte der CEO Tim Cook im September vor Studenten, «genauso wie ihr euch heute fragt: Wie konnten Leute wie ich einst ohne Internet aufwachsen?» Auch wenn Apple geschworen hat, nie das Wort «Metaversum» zu verwenden, dürfte ein Headset aus Cupertino genau dieses Metaversum, also die virtuelle Parallelwelt, voranbringen. Andere Hersteller wie HTC und Meta werden in den kommenden Wochen ebenfalls neue leistungsstarke Headsets vorstellen, die sich an den Massenmarkt richten.

Elektroautos gewinnen an Fahrt

Nach wie vor ist Tesla der Weltmarktführer bei Elektrofahrzeugen, im Silicon Valley sieht man das Auto so häufig wie den Volkswagen Golf in Westeuropa. Doch inzwischen hat die Konkurrenz aufgeholt: Ford, Kia, Rivian, Chevy, Mercedes haben eigene Elektromodelle auf den Markt gebracht, die viele Abnehmer finden. Zusätzlich haben New York und Kalifornien jüngst Gesetze verabschiedet, welche den Verkauf von neuen Benzinfahrzeugen ab 2035 verbieten. Auch hat Tesla seine Ladestecker nun für die Konkurrenz geöffnet und will sein Ladenetzwerk für andere Fahrzeuge zugänglich machen. All diese Entwicklungen dürften dem Elektroauto 2023 neuen Schub verleihen und die Technologie stark voranpreschen lassen.

Technologiekrieg zwischen China und den USA intensiviert sich

Auch 2023 dürften sich die geopolitischen Spannungen zwischen Peking und Washington in der Technologiesphäre intensivieren. Die amerikanische Regierung prüft zurzeit, inwiefern sie das soziale Netzwerk Tiktok, das zum chinesischen Konzern Bytedance gehört, verbieten will. Der Druck dürfte nun zunehmen, nachdem im Dezember eine interne Untersuchung von Bytedance gezeigt hat, dass Angestellte unrechtmässig Zugriff auf Daten von amerikanischen Nutzern erhalten hatten, inklusive zweier Journalisten. Zudem bleibt abzuwarten, ob China für die neuen scharfen amerikanischen Exportverbote für Chiptechnologie Vergeltung üben wird. Der Konflikt der Supermächte könnte schnell auch in andere Sparten wie Elektroautos oder Batterieproduktion eskalieren.

Technologie vermisst unsere Gesundheit

Bereits seit einiger Zeit sind unsere Smartphones, Uhren und Armbänder zu Mini-Ärzten mutiert, die ständig unsere Gesundheitsdaten aufzeichnen. Im kommenden Jahr stehen in diesem Bereich mehrere grosse Entwicklungen an: Gemäss einem Bericht des «Wall Street Journal» will Apple seine drahtlosen Kopfhörer mit Sensoren ausstatten, die die Körpertemperatur messen und die eigene Körperhaltung erfassen können. Elektronikkonzerne wie Sony und Jabra haben zudem eigene Hörgeräte für Behinderte entwickelt, die nun in den USA den Massenmarkt erreichen. Auch dürfte künstliche Intelligenz tiefer in die Medizin vordringen.

Marie-Astrid Langer, San Francisco, «Neue Zürcher Zeitung»

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