Home-Office ist salonfähig geworden Die Covid-19-Pandemie veränderte weltweit die Art und Weise wie wir arbeiten: drei Unternehmen über Remote Work.

Die Covid-19-Pandemie veränderte weltweit die Art und Weise wie wir arbeiten: drei Unternehmen über Remote Work.

 

Arbeitnehmende werden künftig wohl hybrid arbeiten – im Home-Office, im Coworking-Space, im Büro oder von unterwegs. Bild: Pixabay

Lange war Remote Work ein rotes Tuch in den Augen vieler Schweizer Unternehmen. Dann kamen die Covid-19-Pandemie und die gesetzliche Home-Office-Pflicht: Diese setzten Ressentiments gegenüber diesen Arbeitsformen praktisch über Nacht ein Ende. Viele HR-Verantwortliche machen sich deshalb Gedanken darüber, wie sie Remote Work nachhaltig in ihren Betrieben implementieren. So testet Claudio Bartesaghi, GVP Corporate HRM und Communications beim Hörlösungs-Anbieter Sonova, mit seinem Team derzeit alternative Hybridmodelle: «Wir wollen die positiven Erfahrungen der letzten zwölf Monate verankern, um unseren Mitarbeitenden nach der Pandemie ein optimales Arbeitsumfeld zu bieten.»

«Home-Office ist salonfähig geworden», bestätigt auch Stephan Walliser, Head of Human Resources des Versicherungskonzerns Baloise, wo Home-Office bereits seit einigen Jahren möglich ist. Auch er glaubt, dass Arbeitnehmende künftig hybrid arbeiten werden – im Home-Office, im Coworking-Space, im Büro oder von unterwegs. Damit die Pflege der Unternehmenskultur nicht zu kurz kommt, wird für ihn die regelmässige Anwesenheit der Mitarbeitenden im Büro jedoch wichtig bleiben. «Das, um den zwischenmenschlichen Austausch zu pflegen.» Ähnlich sieht es Brigitte Lüthi, Leiterin Human Resources Aargau, die beeindruckt ist, wie agil, positiv und unkompliziert sich die Umstellung auf Home-Office und hybrides Arbeiten in der kantonalen Verwaltung gestaltete: «Wichtig ist und bleibt, dass Teams ihre Arbeit in Abstimmung mit ihren Vorgesetzten erfüllen.»

Vorbereitet sein

Pandemien werden die Wirtschaft auch künftig auf Trab halten. Das erfordert, aus der aktuellen Situation zu lernen. Einige Firmen haben hierfür bereits Massnahmen ergriffen. Etwa Sonova. «Schon vor dem Ausbruch von Covid-19 hatten wir einen Plan zur Fortführung unserer Geschäftstätigkeiten im Fall von Pandemien entwickelt», sagt Bartesaghi. Dieser Plan werde nun mit aktuellen Erkenntnissen ergänzt. Die wichtigsten Learnings? «Beispielsweise, dass wir schnell, konsequent und koordiniert auf alle weltweiten Standorte bezogen reagieren müssen. Um zeitnah und aufeinander abgestimmt zu entscheiden, haben wir einen Eskalationsprozess implementiert.» Das bedeute, globale und lokale Massnahmen umzusetzen, laufend die weltweite Entwicklung der Pandemieverbreitung zu verfolgen und die Richtlinien entsprechend anzupassen.

Braucht es Anpassungen bei den Büroräumlichkeiten?

Die Frage, inwiefern Büroräumlichkeiten umgestaltet werden müssen, stellt sich seit Ausbruch der Pandemie noch dringlicher. Einige Firmen haben darauf schon Antworten gefunden. Etwa die Baloise, die schon vor Ausbruch der Pandemie mehrheitlich Flex-Office-Arbeitsplätze eingeführt hat. «Bei uns haben viele Mitarbeitende keinen eigenen Arbeitsplatz mehr, dafür stehen ihnen zahlreiche Begegnungsstätten zur Verfügung», erklärt Stephan Walliser. «Ein Konzept, das sich bewährt hat und wir so beibehalten werden.»

Noch in der Planungsphase der räumlichen Anpassung, befinden sich Sonova: «Mit ‹WayWeWork› haben wir eine Initiative gestartet, die sich auf die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer Mitarbeitenden fokussiert, aber auch auf Konzepte zur Arbeitsplatzgestaltung im Büro», erzählt Bartesaghi. Dies unter Berücksichtigung, dass künftig mehr Home-Office praktiziert werde. Im Kanton Aargau läuft mit «Neue Arbeitswelten» ebenfalls ein Pilotprojekt, das bereits konkrete Züge aufweist. «Erst kürzlich ist das ganze Team von HR Aargau von Kleinraumbüros mit einem oder zwei Mitarbeitenden in eine offene ‹Multi-Space›-Arbeitslandschaft gewechselt», sagt HR-Leiterin Brigitte Lüthi. «Wir haben uns zunächst natürlich gefragt, ob die offenen Räume nach der Pandemie-Erfahrung immer noch richtig sind.» Unterdessen habe sich das Raumkonzept aber bewährt. «Dass wir auf papierloses Arbeiten umgestellt haben und die Arbeitsplätze beim Verlassen geräumt und desinfiziert werden, kommt uns nun natürlich sehr entgegen, weil damit ein allfälliges Ansteckungsrisiko minimiert wird.» Das Pilotprojekt werde deshalb wo sinnvoll und möglich, in der kantonalen Verwaltung ausgebaut.

Zahlen, oder nicht zahlen

Geht es um Remote Wok und Home-Office darf ein Thema nicht fehlen: allfällige Entschädigungen für Arbeitnehmende. Obschon diese keinen rechtlichen Anspruch darauf haben, zahlen Arbeitgebende vereinzelt dennoch einen gewissen Betrag. So etwa die Baloise, die ihren Mitarbeitenden am Standort Schweiz 2020 eine einmalige, freiwillige Entschädigung von 200 Franken bezahlt hat. «Ob wir Home-Office künftig entschädigen, hängt stark davon ab, wie sich die allgemeine Situation entwickelt und ob die Mitarbeitenden künftig noch einen physischen Arbeitsplatz haben oder nicht», sagt Stephan Walliser. Ähnlich handhabte es Sonova: Auch beim Hörgerätehersteller erhalten Mitarbeitende eine einmalige, pauschale Zahlung, allerdings in der Höhe von 600 Franken.

Christine Bachmann die stellvertretende Chefredaktorin des Fachmagazins für Personalverantwortliche, HR Today.

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