SEF.WomenAward 2023: Die Finalistinnen in der Kategorie Jungunternehmerin des Jahres Ameli, Dagsmejan und Kitro wurden alle innerhalb der letzten sieben Jahre gegründet. Die vier nominierten Unternehmerinnen, die die Firmen aufgebaut haben, verrraten in einem Gespräch, wie sie ihre Ziele erreichen und woher sie jeden Tag die nötige Motivation und Energie nehmen.
Ameli, Dagsmejan und Kitro wurden alle innerhalb der letzten sieben Jahre gegründet. Die vier nominierten Unternehmerinnen, die die Firmen aufgebaut haben, verrraten in einem Gespräch, wie sie ihre Ziele erreichen und woher sie jeden Tag die nötige Motivation und Energie nehmen.
Catarina Dahlin, Mitgründerin & CEO, Dagsmejan
Zusammen mit ihrem Mann Andreas Lenzhofer gründete Catarina Dahlin 2016 das Unternehmen Dagsmejan. Das Start-up mit Sitz in Zürich stellt in enger Zusammenarbeit mit akademischen Forschungspartnern hochwertige Pyjamas her, die sich dank feinster Fasern und innovativer Technologie an die individuelle Physiologie des Trägers anpassen und so für eine neue Schlaferfahrung sorgen. Die in Schweden aufgewachsene Jungunternehmerin lebte bereits in sieben Ländern in Europa und Asien und darf auf einen äusserst erfolgreichen Start ihrer Firma zurückblicken.
Wie sehen Sie die Entwicklung Ihrer Firma?
Catarina Dahlin: Ich sehe grosses Potenzial in unseren Produkten, weil jeder schläft. Gleichzeitig sind Schlafprobleme in unserer Gesellschaft weit verbreitet. Gerade deshalb hoffe ich, dass wir noch vielen Menschen zu besserem Schlaf und einem besseren Leben verhelfen können.
Wie sah Ihre Karriereplanung aus?
Viele Dinge in meinem Leben haben sich organisch entwickelt. Ich glaube fest daran, dass man sich Türen offen halten sollte und dass man es weit bringen kann, wenn man hart arbeitet und Chancen nutzt. Seit zehn Jahren ist es ein Traum von mir, meine eigene Firma zu gründen und es fühlt sich extrem erfüllend an, nun meine Träume und Leidenschaften zu leben.
Wie stellen Sie sich das Zusammenspiel von Beruf und Familie vor?
Es ist eine grosse Herausforderung. Insbesondere, wenn man sich in der Mitte des Lebens befindet wie ich. Man hat beides, eine jüngere und eine ältere Generation, um die man sich kümmern muss. Auf der anderen Seite denke ich, dass man als Entrepreneur mehr Flexibilität besitzt und Termine selbst koordinieren kann. Dies schafft neue Möglichkeiten.
Sie haben Ihr Unternehmen mit Ihrem Mann ins Leben gerufen. Hat diese Zusammenarbeit Ihre Beziehung beeinflusst?
Es ist sowohl ein grosser Vorteil als auch manchmal ein Nachteil. Das Positive ist, dass man sich auf der gleichen Reise befindet, sich gegenseitig gut versteht und eine gemeinsame Leidenschaft teilt. Gerade in intensiven Zeiten kann aus dieser Doppelrolle aber auch eine Doppelbelastung entstehen. Deshalb ist es wichtig, Arbeit und Privates klar zu trennen. Damit sind wir bisher sehr gut gefahren.
Haben Sie Vorbilder?
Ich war nie die Person, die ein grosses Vorbild hatte, zu dem ich aufschaute. Bei mir findet das eher im Alltag statt. Ich sehe positive Eigenschaften in Menschen, die ich bewundere und die mich dazu inspirieren, als Person zu wachsen und mich stetig weiterzuentwickeln.
Setzen Sie sich regelmässig neue Ziele?
Die Ziele in einem Start-up und in einem Unternehmen, das schnell wächst, ändern sich ständig. Es gibt also definitiv jeden Tag neue Ziele. Für mich als Person sehe ich es als Aufgabe, mit dem Business, aber auch mit mir selbst, stetig zu wachsen.
Anastasia Hofmann und Naomi MacKenzie, Gründerinnen & CEOs, Kitro
Naomi MacKenzie und Anastasia Hofmann studierten zusammen an der École hôtelière de Lausanne (EHL). Im letzten Jahr an der Schule hatten sie die Idee eines intelligenten Abfalleimers und verfolgten diesen Gedanken weiter. Zusammen lancierten sie 2017 die Firma Kitro, ein Start-up gegen Foodwaste. Obschon die beiden Jungunternehmerinnen mit ihrem Studium den Weg in die Hotellerie eingeschlagen haben, gründeten sie ein Tech-Unternehmen – ohne aus der Branche zu kommen und ohne zu wissen, ob die Technologie das kann, was sie sich vorstellen. Heute darf das mittlerweile dreizehnköpfige Team bekannte Hotels, Restaurants und Kantinen zu seinen Kunden zählen.
Wie seht ihr die Entwicklung eurer Firma?
Naomi MacKenzie und Anastasia Hofmann: Wir messen Foodwaste in der Gastronomie und unser konkretes Ziel dabei ist es, Datenlücken zu füllen. Ein Nachhaltigkeitsziel der UNO ist es, Foodwaste bis 2030 zu halbieren. Wie aber weiss man, dass sich dieser halbiert hat, wenn man die Mengen nie gemessen hat. Unsere Aufgabe ist es daher, in den nächsten Jahren anhand unseres Tools konsistente und akkurate Daten zu Foodwaste zu liefern.
Wie sah eure Karriereplanung aus?
Es gibt Menschen, die schon immer wissen, dass sie eine Firma gründen wollen. Bei uns war das definitiv nicht der Fall. Wir hatten plötzlich diese Idee von Kitro und mussten tagtäglich daran denken. Irgendwann mussten wir sie dann einfach in die Tat umsetzen.
Wie stellt ihr euch das Zusammenspiel von Beruf und Familie vor?
Mit der Co-CEO-Rolle sind wir sehr gut aufgestellt. Sich diesen Job zu teilen, kann von grossem Vorteil sein. Sowohl die Verantwortung als auch die Arbeitsbelastung kann dadurch geteilt werden. Wir können uns voll und ganz aufeinander verlassen, was auch in Zukunft hilfreich sein wird, wenn eine von uns eine Familie gründen will.
Ihr habt euer Unternehmen gemeinsam ins Leben gerufen. Hat diese Zusammenarbeit eure Freundschaft beeinflusst?
Viele haben uns gewarnt und uns gesagt, wir würden nach spätestens zwei Jahren wohl nicht mehr befreundet sein. Aber bis heute gehen wir gerne zusammen in die Ferien. Unsere Freundschaft ist mit uns gewachsen und hat sich seit der Gründung von Kitro sogar verstärkt.
Habt ihr Vorbilder?
Es gibt viele Menschen in unserem Leben, die aus unterschiedlichen Gründen als Vorbilder fungieren, oft sind es Freunde oder Familie – insbesondere unsere Mütter. Innerhalb von Kitro erhalten wir viel Inspiration von unseren Beratern und Teammitgliedern und natürlich motivieren und inspirieren wir uns auch gegenseitig.
Setzt ihr euch regelmässig neue Ziele?
Wenn es um Zielsetzungen geht, sind wir sehr strukturiert. Man muss diese aber dann auch konsequent verfolgen. Auch persönlich haben wir diese Struktur übernommen. Dieses Jahr wollen wir beide den Triathlon in Zürich machen.
Christina Stahl, Mitgründerin & CEO, Ameli Zurich
Die Beraterin Christina Stahl gründete 2020 mit ihrem Mann Charly Stahl die Ameli Zurich GmbH. Die Zürcher Firma schliesst mit ihren kompromisslosen Business-Handtaschen eine Marktlücke. Die im modernen Design kreierten Taschen kombinieren das Äussere einer eleganten Handtasche mit dem Innenleben einer funktionalen Businesstasche. Die Jungunternehmerin wuchs mit selbstständig erwerbenden Eltern auf und ist es sich deshalb gewohnt, viel und von überall aus zu arbeiten.
Wie sehen Sie die Entwicklung Ihrer Firma?
Christina Stahl: Unserer Entwicklung sehe ich positiv entgegen. Wir wollen weiterhin eigenfinanziert bleiben, haben aber trotzdem ambitionierte Wachstumsziele. Vor allem im DACH-Markt bei Frauen im Bereich Lederaccessoires. Und hoffentlich kann man in fünf Jahren am Flughafen Zürich genauso viele Taschen von Ameli wie Koffer von Rimowa sehen.
Wie sieht Ihre Karriereplanung aus?
Ich hoffe, Ewigkeiten bei Ameli bleiben und dort noch vieles bewirken zu können. Das Unternehmertum und die Firma Ameli waren zwar nicht geplant, umso glücklicher bin ich, dass ich meiner Leidenschaft gefolgt bin. So habe ich etwas gefunden, was ich für immer machen möchte.
Wie stellen Sie sich das Zusammenspiel von Beruf und Familie vor?
Aktuell noch schwierig. Wir bauen aber gerade sehr viel dafür auf, damit wir operativ nicht jeden Tag so stark involviert sind, sondern dass wir eher auf einer anderen Flughöhe involviert sein können. Der grosse Vorteil, Eigentümer und Geschäftsführer zu sein, ist, dass man sich die Freiheiten nehmen kann und diese Flexibilität dann auch einen grossen Beitrag dazu leistet, Familie und Beruf miteinander zu verbinden.
Sie haben Ihr Unternehmen mit Ihrem Mann ins Leben gerufen. Hat diese Zusammenarbeit Ihre Beziehung beeinflusst?
Wir sind immer noch zusammen und wollen auch zusammen bleiben. Unsere Beziehung hat sich in dieser Zeit nochmals intensiviert. Mein Mann und ich sind zwei komplett unterschiedliche Charaktere. Dementsprechend ist eine enge Zusammenarbeit oft schwierig. Dadurch, dass wir aber jetzt eine gewisse Unternehmensgrösse erreicht haben und nicht mehr so eng miteinander zusammenarbeiten, hat es uns gestärkt – und ich bin froh, dass ich ihn als Mitgründer an meiner Seite habe.
Haben Sie Vorbilder?
Ja, ich mag extrem viele Powerfrauen, die Familie und Beruf miteinander vereinen, die transparent und authentisch sind. Ich glaube, meine grössten Vorbilder sind die deutsche Unternehmerin Verena Pausder und die amerikanische Drehbuchautorin Shonda Rhimes.
Setzen Sie sich regelmässig neue Ziele?
Ja, alle drei Monate, wenn wir unsere OKRs (Objectives and Key Results, Anm. der Red.) neu definieren.
Interviews: Maurice Müller