Die Inflation in der Schweiz sinkt im November auf 1,4 Prozent. Der günstige Trend dürfte aber bald zu Ende sein Die gestiegenen Mietzinsen haben sich weniger stark als erwartet in der Teuerung niedergeschlagen. Dennoch dürfte die Inflation in der Schweiz bald schon wieder Auftrieb erhalten.

Die gestiegenen Mietzinsen haben sich weniger stark als erwartet in der Teuerung niedergeschlagen. Dennoch dürfte die Inflation in der Schweiz bald schon wieder Auftrieb erhalten.

Die Erhöhung des hypothekarischen Referenzzinssatzes führt zu teureren Mieten und somit zu höherer Inflation. (Foto: Alexander Kovacs auf Unsplash)

Nicht nur in den USA und im Euro-Raum sinkt die Inflation. Auch in der Schweiz weist der Trend momentan in die richtige Richtung. So sind die Konsumentenpreise im November gegenüber dem Vormonat um 0,2 Prozent gefallen. Gegenüber dem entsprechenden Vorjahresmonat ergibt sich eine Zunahme um 1,4 Prozent. Die Teuerung liegt damit schon seit Juni innerhalb der von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) angepeilten Bandbreite von 0 bis 2 Prozent.

Deutlich günstigere Erdölprodukte

Die Inflationszahlen des Bundesamtes für Statistik (BfS) fallen niedriger aus als erwartet. So hatten viele Beobachter mit einem leichten Anstieg der Teuerung gerechnet. Dies unter anderem deshalb, weil im Juni erstmals der hypothekarische Referenzzinssatz erhöht worden war. Diese Anpassung führte zu höheren Mietpreisen, die nun im November aufgrund des quartalsweise erhobenen Mietpreisindexes (Februar, Mai, August, November) erstmals ausgewiesen werden konnten.

Zwar stieg der Mietpreisindex im November, und zwar um 1,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal und um 2,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Doch das Plus fiel schwächer aus als prognostiziert. Das BfS relativiert aber, aufgrund der Novemberdaten könne noch nicht abschliessend beurteilt werden, wie stark und wie schnell sich die Anpassung bestehender Mietverhältnisse auf den Index auswirke; der Index werde auch beeinflusst durch Neubautätigkeit, Renovationen oder Mieterwechsel.

Der Rückgang der Inflation verdankt sich im November nicht zuletzt den tieferen Preisen für die Hotellerie, für Pauschalreisen ins Ausland und für Fruchtgemüse. Eine grosse Rolle spielen auch Energieträger wie Benzin und Heizöl; deren Preise gingen im Berichtsmonat deutlich zurück. Die schwankungsanfällige Kategorie der Erdölprodukte verzeichnete gegenüber dem Vormonat ein Minus um 4,1 Prozent und gegenüber dem Vorjahresmonat sogar eines um 8,7 Prozent.

Absehbarer Teuerungsschub ab 2024

Um die traditionell starken Schwankungen der Preise für Energieträger und Nahrungsmittel auszublenden, orientieren sich Ökonomen oft an der sogenannten Kerninflation. Bei dieser Masszahl werden die stark volatilen Preise nicht berücksichtigt. Die Kerninflation ist im November ebenfalls bei 1,4 Prozent zu stehen gekommen, wobei deren Rückgang naturgemäss etwas zäher verläuft als jener der Gesamtinflation; noch im September lag die Kerninflation beispielsweise niedriger als jetzt.

Bei den Daten fällt auf, dass die Teuerung derzeit fast ausschliesslich von inländischen Waren und Dienstleistungen angetrieben wird. Die Inlandgüter haben sich im November gegenüber dem Vorjahr um anhaltend hohe 2,1 Prozent verteuert. Demgegenüber sind die aus dem Ausland eingeführten Güter um 0,6 Prozent billiger geworden. Eine hohe Binneninflation ist für die SNB deswegen heikel, weil eine Aufwertung des Frankens gegen diese Form der Teuerung beinahe wirkungslos ist.

Der Trend sinkender Inflationsraten dürfte nicht mehr lange anhalten. Ein Grund sind absehbare Erhöhungen administrierter Preise. So werden ab Anfang 2024 nicht nur die Strompreise steigen. Hinzu kommt eine höhere Mehrwertsteuer. Auch ist der Referenzzinssatz vergangene Woche erneut erhöht worden, was weitere Mietzinserhöhungen nach sich zieht. Die SNB rechnet in ihrer jüngsten Inflationsprognose denn auch damit, dass die Inflation ab Anfang 2024 wieder über 2 Prozent klettern wird.

Thomas Fuster, «Neue Zürcher Zeitung»

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