Entspannte Sommerferien: Diese Reiseversicherungen können Sie sich sparen Wer Ferien bucht, wird häufig dazu gedrängt, Reiseversicherungen für Diebstahl, Kofferverlust, Krankheit und Unfall sowie weitere Unannehmlichkeiten abzuschliessen. Doch lohnen sich solche Kurzzeitversicherungen, und was wären bessere Lösungen?

Wer Ferien bucht, wird häufig dazu gedrängt, Reiseversicherungen für Diebstahl, Kofferverlust, Krankheit und Unfall sowie weitere Unannehmlichkeiten abzuschliessen. Doch lohnen sich solche Kurzzeitversicherungen, und was wären bessere Lösungen?

(Foto: S’well auf Unsplash)

Von der Geburt bis zum Tod begleiten uns die unterschiedlichsten Versicherungen. Einige sind obligatorisch und für das finanzielle Überleben im Falle eines hohen Schadens unerlässlich, andere sind schlicht verbranntes Geld. Zu den freiwilligen Versicherungen zählen die Reiseversicherungen. Diese reichen von der Annullations-, der Rechtsschutz- und der Auslandkrankenversicherung bis zur Reise-Assistance und zur Fahrzeugpannenhilfe. Wer zum Beispiel einen Flug oder eine Schiffsreise bucht, erhält solche Versicherungen meist standardmässig als Option angeboten. Allerdings nur für diese eine Reise.

So viel wie nötig, so wenig wie möglich

Versicherungskonzerne machen mit Reiseversicherungen Millionenumsätze. Wie viele Prämien sie mit solchen Policen effektiv einnehmen, wird jedoch nicht erhoben, wie Lisa Schaller, Mediensprecherin beim Schweizerischen Versicherungsverband (SVV) in Zürich, auf Anfrage schreibt. Im Rahmen der jährlich veröffentlichten Broschüre «Zahlen und Fakten» sei die Reiseversicherung Bestandteil der Erhebungskategorie «übrige Versicherungen». Das effektive Bruttoprämienvolumen lag in dieser Kategorie zu Beginn der Erhebung im Jahr 1995 bei rund 147 Millionen Franken. Im Jahr 2008 waren es 252 Millionen Franken, und dreizehn Jahre später, im Jahr 2021, betrug das Prämienvolumen sogar schon 513 Millionen Franken.

Dominic Mathis ist Geschäftsleiter des VZ Versicherungszentrum in Zürich. Er rät Reisenden, nur die nötigsten Policen abzuschliessen und dafür nicht zu viel zu bezahlen. Man solle immer zuerst den Bedarf klären, bevor man eine Versicherung unter künstlichem Zeitdruck abschliesse. Mit der Beantwortung der folgenden Frage mache man bereits vieles richtig: «Würde dieses Ereignis meine finanzielle Existenz bedrohen oder könnte ich den Schaden problemlos selbst tragen?» Grosse und folgenschwere Risiken sollten Reisende unbedingt versichern.

Bei kleineren Risiken wie einem Gepäckdiebstahl kann man sich die Prämie hingegen meist sparen. Wer unbedingt eine Reisegepäckversicherung möchte, sollte sie eher als Zusatz der bestehenden Hausratversicherung abschliessen. Diese Variante ist meist günstiger als der Abschluss einer nur kurzfristig gültigen Zusatzversicherung. Ein solcher Zusatz zur Hausratversicherung ist aber nur sinnvoll, wenn man teure Gegenstände wie eine Fotoausrüstung oder Laptops mit in die Ferien nimmt.

Risiken vermeiden

Auch zu prüfen gilt es, ob die offerierte Police Leistungen enthält, für die es sich lohnt, Prämien zu bezahlen. Denn gewisse Risiken lassen sich auch ganz ohne Versicherung umschiffen. So sollte man Hotels nach Möglichkeit nie im Voraus bezahlen. Grosse Online-Buchungsplattformen wie Booking.com oder Hotels.com zeigen in der Regel an, ob und bis wann man ein Zimmer kostenlos stornieren kann. Auf diese Weise fallen bei einer Annullation oder einer Umbuchung keinerlei Kosten an. Der Haken: Solche Zimmer sind in der Regel etwas teurer als Zimmer ohne kostenlose Stornierungsmöglichkeit.

Bucht man eine Zugfahrt oder ein Flugticket jeweils kurz vor Abreise, ist das Risiko ebenfalls kleiner, dass man seine Reise extrem kurzfristig absagen muss. Mittlerweile bieten viele Fluggesellschaften auch Tickets an, die eine flexible Umbuchung ermöglichen. Mit solchen Flex-Tarifen kann man Umbuchungen vornehmen. Dabei gilt es aber zu beachten, dass auch mit Flex-Tickets ungedeckte Zusatzkosten entstehen können. Schliesslich ist ein Flex-Ticket in gewisser Weise auch eine Zusatzversicherung, bei der das Kleingedruckte im Auge behalten werden muss. Wer zu hundert Prozent weiss, dass sich seine Reisepläne und -daten nicht ändern werden, kann komplett darauf verzichten. Wer keinen Schmuck, Luxusuhren und wertvolle IT-Geräte einpackt, muss auch keinen Gepäckdiebstahl fürchten.

Normale Versicherungen bieten guten Schutz

Viele Reisefreudige werden beim Buchen von Reisen auf Online-Portalen unter künstlichen Zeitdruck gesetzt. Oft müssen Buchungen innert wenigen Minuten abgeschlossen werden, weil man sonst wieder von vorne beginnen muss. Hinzu kommt, dass die Schweizerinnen und Schweizer ein überdurchschnittlich hohes Risikobewusstsein und eine hohe Zahlungsbereitschaft bei Risikoprämien haben. Meist sind sie aber bereits durch bestehende Policen vor finanziellen Risiken im Zusammenhang mit Reisen gut geschützt.

Einige Versicherungsgesellschaften bieten zum Beispiel eine Assistance-Versicherung an. Diese beinhaltet zumeist einen Beratungsdienst, der in Notlagen rund um die Uhr zur Verfügung steht. Assistance-Leistungen sind häufig bereits bei der Auto-, der Reise- oder auch bei der Hausratversicherung eingeschlossen.

Wer seinen Wohnsitz in der Schweiz hat, ist zudem auch im Ausland gegen die finanziellen Folgen von Krankheit und Unfall gut versichert. Die Grundversicherung der Krankenkasse und die Unfallversicherung zahlen für Behandlungen im Ausland bis zum Doppelten dessen, was eine Behandlung in der Schweiz kosten würde. Die Absicherung über die obligatorische Grundversicherung reicht also in den meisten Fällen aus. Nur Privatspitäler in teuren Ländern wie den USA verlangen pro Behandlung noch höhere Rechnungen. Aber aufgepasst: An Krankenrücktransporte in die Schweiz zahlt die Grundversicherung der Krankenkasse maximal 500 Franken im Jahr.

Die obligatorische Unfallversicherung deckt Rettungs-, Bergungs- und Transportkosten von maximal 29 640 Franken beziehungsweise einem Fünftel des versicherten Lohns. Arzt, Spital und Repatriierungskosten lassen sich bei der Krankenkasse vollständig absichern. Es gibt Jahresversicherungen, teilweise kann man aber auch nur einzelne Reisen versichern lassen. Wer zudem Annullationskosten und Personen-Assistance (ohne Heilungskosten) versichern will, kann einzelne Reisen versichern oder ebenfalls eine Jahresreiseversicherung abschliessen.

Jahrespolicen lohnen sich ab zwei Auslandreisen pro Jahr

Ein Vergleich der gegenwärtigen Prämien von Jahresreiseversicherungen für Einzelpersonen und Familien zeigt, wie unterschiedlich die Prämien von Versicherer zu Versicherer sind. Unter die Lupe genommen wurden Policen, die für Bahn und Flugreisende sinnvoll sind, also ohne Autopannenhilfe. Die Prämien variieren für erwachsene Einzelpersonen zwischen 85 (Helvetia) und 186 Franken (ACS) – beim ACS ist das gleichzeitig der Familientarif. Für Familien liegen die Prämien zwischen knapp 157 (Zurich) und rund 280 Franken (Allianz).

Wichtig zu wissen: Vor dem Abschluss einer solchen Versicherung sollte man das Kleingedruckte lesen. Längst nicht alle Kosten, die nach Reisezwischenfällen anfallen können, sind gedeckt. Und die Leistungen werden oft nur erbracht, wenn man sich im Schadenfall genau an die Vorgaben im Kleingedruckten hält. Nehmen Sie daher eine Kopie der Versicherungsbedingungen mit auf Ihre Reise.

Tipps rund um Reiseversicherungen

Jahres-Reisepolicen: Jahresreiseversicherungen sind Pakete mit diversen Leistungskomponenten. Sie umfassen meist eine Annullationsversicherung sowie eine Personen- und Auto-Assistance.

Kreditkarten-Reiseversicherungen: Viele Kartenbesitzer haben mit dem Karteninstitut zusätzlich eine Annullationsversicherung für Reisen abgeschlossen. Diese übernimmt die Annullationskosten, sofern die Reise mit der Karte bezahlt wurde. Auch eine Reise-Unfallversicherung ist oft Bestandteil eines Kreditkartenvertrags.

Notfälle im Ausland: Obligatorische Kranken- und Unfallversicherungen erbringen bereits Leistungen bei einem Notfall im Ausland. Viele haben bereits den Schutzbrief der Automobilklubs TCS oder VCS oder Krankenkassen-Zusatzversicherungen für Notfälle im Ausland.

Ferien in Europa: Für Ferienreisen in Europa genügt in der Regel die obligatorische Grundversicherung der Krankenkasse. Es ist sinnvoll, immer die europäische Krankenversicherungskarte mitzunehmen. So müssen allfällige Spital- oder Arztrechnungen nicht direkt vor Ort bezahlt werden.

Assistance: Eine Notfallhilfe vor Ort bei Pannen, medizinischen Notfällen und so weiter kann in verschiedenen Policen eines Versicherten inbegriffen sein, zum Beispiel beim Rechtsschutz, bei der Reise- oder einer Kreditkartenversicherung.

Bei Vorauszahlungen auf Reisegarantie achten: Reisen sollten nie im Voraus bezahlt werden. Wer im Reisebüro eine Pauschalreise bucht und im Voraus bezahlen muss, sollte darauf achten, dass das Reisebüro solche Gelder für einen allfälligen Konkurs absichert (Reisegarantie gemäss Pauschalreisegesetz). Unter www.garantiefonds.ch erfahren Reisende, ob ihr Geld abgesichert ist. Seit seiner Gründung im Jahr 1994 hat der Garantiefonds gemäss eigenen Angaben bereits mehr als 17 Millionen Franken aufgewendet, um über 25 000 Konsumenten bei Konkursfällen zu unterstützen.

 

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