Privatbanken steigern Vermögen 2024 auf rekordhohe 3,4 Billionen Trotz Rekordvermögen und steigender Erträge stehen die Schweizer Privatbanken unter zunehmendem Druck. Die Zinswende zwingt die Branche dazu, sich neu aufzustellen.

Trotz Rekordvermögen und steigender Erträge stehen die Schweizer Privatbanken unter zunehmendem Druck. Die Zinswende zwingt die Branche dazu, sich neu aufzustellen.

 

Trotz steigender Erträge und verwalteter Vermögen stehen die Privatbanken vor einem strukturellen Umbruch. (HJBC/PD)

Die Schweizer Privatbanken verwalten so viel Vermögen wie noch nie zuvor. Laut einer Analyse konnten sie im vergangenen Jahr trotz rückläufiger Zinserträge insgesamt mehr verdienen. Nach der Zinssenkung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) auf null steigt jedoch der Druck auf die Branche.

Gemäss einer Mitteilung des Beratungsunternehmens KPMG vom Donnerstag stiegen die verwalteten Vermögen der Privatbanken im Jahr 2024 auf den Rekordwert von 3,4 Billionen Franken. Dies entspricht einem Anstieg von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr, vor allem dank der positiven Entwicklung an den Finanzmärkten.

Auch Netto-Neugelder trugen zum Wachstum bei, wobei sie mit 72 Milliarden Franken laut KPMG relativ bescheiden ausfielen. Besonders mittelgrossen Privatbanken gelang es, neue Kundengelder zu gewinnen.

Erträge steigen trotz Zinseinbruch

Einen substanziellen Wachstumsschub durch die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS habe es hingegen nicht gegeben: «Die Einstellung von Kundenberaterinnen und -beratern von UBS/CS hat sich nur beschränkt in zusätzlichen Neugeldern niedergeschlagen», erklärte KPMG-Bankenexperte Christian Hintermann.

Die Gesamterträge der Schweizer Privatbanken stiegen 2024 auf 21,4 Milliarden Franken nach 20,5 Milliarden Franken im Vorjahr. Der Anstieg geht vor allem auf höhere Kommissions- und Handelserträge zurück. Das Zinsergebnis sank hingegen um rund 10 Prozent auf 4,6 Milliarden Franken. Der Gewinn nach Steuern legte von knapp 3,1 Milliarden auf über 4,0 Milliarden Franken zu.

Gleichzeitig erhöhten sich die operativen Kosten um mehr als 500 Millionen Franken auf rund 15,3 Milliarden Franken. Der Kostenanstieg sei hauptsächlich auf höhere Personalkosten zurückzuführen, die etwa zwei Drittel der operativen Ausgaben ausmachten. Erstmals verzeichneten die Schweizer Privatbanken laut KPMG mehr als 40’000 Vollzeitäquivalente.

Kosten-Ertrags-Verhältnis verschlechtert sich

Im Median verschlechterte sich das für Banken wichtige Kosten-Ertrags-Verhältnis leicht auf 75,5 Prozent. Fast zwei Drittel der Banken meldeten 2024 eine Verschlechterung dieses Werts im Vergleich zum Vorjahr. Am stärksten betroffen waren kleine Institute.

Trotzdem befindet sich die Kennzahl weiterhin auf einem historisch tiefen Niveau. Für 2025 rechnet KPMG jedoch mit einer Eintrübung: Das Marktumfeld werde anspruchsvoller, und die weitere Zinssenkung der SNB erschwere das Geschäft.

«Da die Vorteile des einzigartigen Zinsumfelds weggefallen sind und die SNB die Leitzinsen auf null gesenkt hat, müssen sich die Banken wieder stärker auf ihr Kerngeschäft mit Kommissionen konzentrieren und überlegen, wie sie dieses weiterentwickeln können», so Hintermann.

Übernahmen und Marktbereinigungen bei den grossen Instituten

Die Anzahl der Privatbanken in der Schweiz ist seit 2022 rückläufig. Bis Ende 2025 dürfte sie laut KPMG infolge von Übernahmen von derzeit 85 auf unter 80 Institute sinken. Im Vergleich zu 2008 hat sich die Zahl der Akteure damit fast halbiert – von einst 156 Privatbanken.

In der jährlichen Studie «Clarity on Swiss Private Banks» untersuchten KPMG und die Universität St. Gallen (HSG) insgesamt 71 in der Schweiz tätige Privatbanken. Die acht grossen Akteure der Branche – Edmond de Rothschild, EFG, J. Safra Sarasin, Julius Bär, Lombard Odier, Pictet, UBP und Vontobel – haben ihr Angebot auf internationaler Ebene durch Übernahmen und Verkäufe in Grossbritannien, Dänemark und Brasilien gestrafft und wettbewerbsfähiger gemacht.

Dazu zählt unter anderem die Übernahme der Saxo Bank durch Safra Sarasin, die bislang grösste Transaktion mit Beteiligung einer Schweizer Privatbank in den letzten zehn Jahren.

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