Schweizer Wirtschaft in Gefahr: Experte warnt vor Folgen von US-Zöllen ETH-Ökonom Hans Gersbach warnt vor langfristigen Schäden für die Schweizer Wirtschaft, sollten die USA ihre Zolldrohungen wahr machen.
ETH-Ökonom Hans Gersbach warnt vor langfristigen Schäden für die Schweizer Wirtschaft, sollten die USA ihre Zolldrohungen wahr machen.

Die von den USA angedrohten Strafzölle auf Industrieprodukte aus der EU könnten auch die exportorientierte Schweizer Volkswirtschaft erheblich treffen. Insbesondere dann, wenn die EU mit umfassenden Gegenzöllen reagiert – auch gegenüber Drittstaaten wie der Schweiz.
Strafzölle bedrohen Schlüsselbranchen
Besonders betroffen wären in einem solchen Fall Schlüsselbranchen wie Pharma, Chemie, Maschinenbau und Präzisionstechnik, erklärte die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH am Montag in einem Communiqué. Der Schweiz droht dadurch ein Verlust von eins Komma drei Prozent des Bruttoinlandprodukts.

KOF-Ökonom Hans Gersbach versteht die Ankündigungen der US-Regierung jedoch in erster Linie als «aggressive Strategie» im Rahmen der laufenden Verhandlungen mit der EU und anderen Partnern. Eine vollständige und dauerhafte Umsetzung erscheine ihm derzeit als wenig wahrscheinlich – gleichwohl sei die Handelskulisse für die Schweiz heikel.
Langfristige Risiken für Wachstum und Wohlstand
Immerhin bestehe ein erhebliches Risiko für die Schweizer Volkswirtschaft. So sei etwa nicht garantiert, dass die Verhandlungen rechtzeitig zur Deeskalation führen werden. Gleichzeitig zeichne sich ab, dass ein «Grundsockel» an allgemeinen und sektoralen Zöllen ohnehin bestehen bleibt.
Und je länger protektionistische Massnahmen andauern, desto gravierender seien laut Gersbach die strukturellen Folgen: Lieferketten müssten umgestellt werden, es komme zu Produktionsausfällen, Insolvenzen und Investitionsunsicherheit.
Zudem drohen neue US-Zölle auf Pharmaprodukte, erinnert Gersbach. Zölle von dreissig Prozent in diesem Bereich könnten der Schweiz gemäss seinen Berechnungen einen BIP-Verlust von bis zu null Komma drei Prozent bescheren.
Um nicht zwischen die Fronten des transatlantischen Handelskonflikts zu geraten, sei eine rasche Einigung mit den USA entscheidend, betont der KOF-Ökonom. Andernfalls drohten langfristige Wachstums- und Wohlstandsverluste.
(ra/hr)