Trotz durchzogenem Wetter und Winternebel: Auch auf Zürcher Dächern schlummert erhebliches Solarpotenzial Alle reden vom grossen Solarpotenzial in den Bergen. Aber auch im Flachland sollten Hauseigentümer noch vermehrt darüber nachdenken, ihr Dach für die Produktion von Strom oder Wärme zu nutzen. Die Eignung abzuklären, ist ganz einfach.

Alle reden vom grossen Solarpotenzial in den Bergen. Aber auch im Flachland sollten Hauseigentümer noch vermehrt darüber nachdenken, ihr Dach für die Produktion von Strom oder Wärme zu nutzen. Die Eignung abzuklären, ist ganz einfach.

Um die Energiewende voranzutreiben und die Stromversorgung zu sichern, sollen in Zukunft mehr erneuerbare Energien für die Stromproduktion genutzt werden, darunter auch mehr Solarenergie. Im Vordergrund der Diskussion stehen derzeit vor allem Solaranlagen in den Bergen, und das aus gutem Grund: Wichtig ist vor allem auch, im Winter Strom zu produzieren, wenn der Energiebedarf besonders hoch ist.

 
In der Stadt Zürich hat die Beschattung durch umliegende Gebäude eine grosse Bedeutung. Bild: unsplash
 

Speziell im Winter haben die Berggemeinden die höchsten potenziellen Stromerträge pro Quadratmeter Fläche, wie die Zürcher Kantonalbank (ZKB) in ihrer neusten Immobilienstudie schreibt. Die Luft ist dünner, und die dadurch intensivere Einstrahlung wird zusätzlich noch durch vom Schnee auf die Anlage reflektierte Strahlung erhöht (sofern die Panels nicht selber mit Schnee bedeckt sind).

Auch die Kälte der höheren Lagen hat Vorteile: Bei tiefen Temperaturen ist der Wirkungsgrad von Photovoltaikanlagen höher, es kann also mehr Strom produziert werden. Hinzu kommt, dass einige der Bergregionen – etwa das Engadin oder das Wallis – besonders viele Sonnentage haben.

Zürich ist kein Sonnenkanton

Das Flachland ist da eher im Nachteil, zumal wenn es sich nicht um das ebenfalls sonnenverwöhnte Walliser Rhonetal oder die nach Süden ausgerichteten Hänge in den Gemeinden um Lausanne am Genfersee handelt. In einigen Gemeinden werden in den Wintermonaten von Dezember bis Februar im Durchschnitt 85 Prozent weniger Strom pro Quadratmeter Dachfläche produziert als im Sommer.

Das hat mehrere Gründe: In der kalten Jahreszeit sind die Tage kürzer, und die Sonne steht tiefer am Himmel. Das heisst, der Einfallswinkel der Sonnenstrahlen ist flacher. Berge, Hügel oder andere Bauten verschatten zudem schon früh viele Dächer. Der Kanton Zürich liegt gemäss der ZKB sowohl im Sommer als auch im Winter eher im unteren Mittelfeld. Vor allem aber im Winter gehören die potenziell erzielbaren Stromerträge pro Quadratmeter Dachfläche zu den niedrigsten schweizweit. Das liegt nicht zuletzt daran, dass viele Gebiete im Kanton sehr dicht bebaut sind, allen voran die Städte Zürich und Winterthur. Hier ist die Beschattung durch umliegende Gebäude ein wichtiger Faktor.

Auch die Ausrichtung des Daches hat einen Einfluss. In den Zürichseegemeinden sind die Gebäude laut der ZKB für eine optimale Aussicht auf den See eher nach Osten oder Westen ausgerichtet. Mit Blick auf die Sonnenenergie wäre aber eine Orientierung nach Süden vorteilhafter. Schliesslich kommt noch der Nebel hinzu, der in gewissen Gemeinden relativ oft vorkommt. Ist dieser besonders dicht, kann der Stromertrag um fast 90 Prozent abnehmen.

Man kann sich also mit Fug und Recht fragen: Sind Photovoltaikanlagen in Gemeinden mit eher geringer Sonneneinstrahlung im Winter, wie etwa in der Stadt oder im Kanton Zürich, überhaupt sinnvoll? Die ZKB ist klar der Meinung: ja. Summiere man den potenziellen Stromertrag für alle geeigneten Dachflächen von Wohngebäuden pro Gemeinde, wiesen vor allem die Städte hohe Werte auf. Gemäss den Berechnungen der ZKB könnte in der Stadt Zürich eine Dachfläche von insgesamt 2,8 Quadratkilometern mit Solarpanels ausgestattet werden. Dies entspricht etwa 400 Fussballfeldern. Für eine einzelne Gemeinde ist dies bei weitem der höchste Wert.

Und was den hinderlichen Nebel anbelangt, gibt es zumindest Hoffnung: Seit den 1970er Jahren ist die Nebelhäufigkeit deutlich zurückgegangen. Die Wetterstation Kloten zum Beispiel registrierte früher immer wieder Jahre mit 50 bis 60 Nebeltagen. Heute sind es um die 40. Das hat nicht zuletzt mit der besseren Luftreinhaltung zu tun.

Nützliche Websites für Hausbesitzer

Wer mit dem Gedanken spielt, Solarpanels zu installieren, kann im Internet einfach und schnell eruieren, wie viel Potenzial das eigene Hausdach genau bietet. Auf der Website sonnendach.ch beispielsweise, hinter der das Bundesamt für Energie steht, erhält man bei der Eingabe der Adresse nicht nur Auskunft über die Eignung des Dachs («gering» bis «sehr gut»), sondern auch gleich konkrete Angaben zum Potenzial.

Da steht dann beispielsweise, dass man mit der vorhandenen Dachfläche entweder «Solarstrom im Wert von bis zu 2300 Franken» generieren könne oder «Solarwärme für 26 Prozent weniger Heizkosten». Ein Kosten-Nutzen-Rechner, der die Erträge ins Verhältnis zu den geschätzten Kosten bringt, ist ebenfalls verlinkt.

Auch die ZKB hat eine neue interaktive Kartenapplikation aufgeschaltet. Diese zeigt neben dem oben erwähnten Potenzial des Dachs auch auf, wo bereits Photovoltaikanlagen vorhanden sind. So sieht man etwa, wer in der Nachbarschaft bereits Solarpanels installiert hat und bei wem man somit allenfalls noch Erkundungen einsammeln könnte.

Andrea Martel, «Neue Zürcher Zeitung»

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