Energiestädte: Vorbilder in Sachen Mobilität Von grossen Städten bis zu kleinen Bergdörfern: 475 Schweizer Gemeinden tragen aktuell das Label Energiestadt. Das Thema Mobilität geniesst dabei besonders hohe Priorität – aus guten Gründen.

Von grossen Städten bis zu kleinen Bergdörfern: 475 Schweizer Gemeinden tragen aktuell das Label Energiestadt. Das Thema Mobilität geniesst dabei besonders hohe Priorität – aus guten Gründen.

 

Heute kann es sich keine Gemeinde mehr erlauben, sich nicht mit den Themen erneuerbare Energien, Klimaschutz und Energieeffizienz auseinanderzusetzen. Bild: PD

Als Reto Rigassi vor rund 30 Jahren als Energiestadtberater beim Trägerverein Energiestadt anfing, verbrachte er viel Zeit damit, Klinken zu putzen. «Einerseits kannte Energiestadt noch kaum jemand, andererseits spielte die Energie- und Klimapolitik vielerorts, wenn überhaupt, nur eine zweitrangige Rolle.» Diese Zeiten sind – zum Glück – vorbei. Heute kann es sich keine Gemeinde mehr erlauben, sich nicht mit den Themen Erneuerbare Energien, Klimaschutz und Energieeffizienz auseinanderzusetzen. Dafür spricht auch die Tatsache, dass in der Schweiz mittlerweile 475 Gemeinden das Label «Energiestadt» tragen (siehe Box). Das entspricht rund 22 Prozent aller Schweizer Ortschaften.

Nicht am Ziel, aber gut unterwegs

Reto Rigassi, Geschäftsstelle Trägerverein Energiestadt. Bild: PD

«Genauso wie andere Zertifizierungen ist auch unser Label nur ein Mittel zum Zweck», betont Rigassi. «Über allem steht das Ziel einer klimaverträglichen und zukunftsfähigen Energieversorgung und -nutzung. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg.» Am Ziel sind die Energiestädte in der Tat noch nicht, aber zumindest sind sie auf dem richtigen Weg. Das zeigt sich nicht zuletzt auch im Bereich der Mobilität. Kein Wunder: Mehr als ein Drittel des Energieverbrauchs und des CO2-Ausstosses sind auf diesen Bereich zurückzuführen. «Kommt hinzu, dass in der Mobilität der Handlungsspielraum der Gemeinden oft grösser als in anderen Bereichen ist», sagt Rigassi. So hätten es weitgehend die Kommunen in der Hand, attraktive Voraussetzungen für den Fuss- und Veloverkehr zu schaffen. Der öffentliche Verkehr ist zwar übergeordnet geregelt – aber auch hier kann mit flexiblen Zusatzangeboten, wie etwa kostenlosen Ortsbussen oder einem Ruftaxi, ein Mehrwert generiert werden. Potenzial wittert Rigassi auch bei der Erschliessung von Mobilitätsketten. «Wir erachten die Kombination von verschiedenen Verkehrsmitteln – also zum Beispiel Carsharing und Zug – als äussert sinnvoll. Hierfür müssen jedoch die nötigen Rahmenbedingungen gegeben sein.»

E-Carsharing, On-Demand-Busse, kombinierte Velowege

Laut Rigassi gibt es zahlreiche positive Beispiele von Gemeinden, die die nachhaltige Mobilität fördern. Der Energiestadtberater nennt ein Projekt aus der Stadt Wil, bei dem auch Mobility involviert ist. Im Rahmen eines Pilotprojekts hat Mobility in Wil das gesamte Carsharing elektrifiziert. Zudem offeriert die Stadt der ganzen Bevölkerung das mobilityPLUS (zwölfmonatige Mitgliedschaft). Nebst dem E-Carsharing setzt Wil auch noch auf einen On-Demand-Bus am Abend, der nur noch dorthin fährt, wo es ihn braucht. Erfolgsbeispiele gibt es auch in anderen Regionen: Lugano setzt mit seinen Unternehmen auf das Belohnsystem Bikecoin und bringt so Pendler:innen auf das Velo. Die Energiestädte Solothurn-Zuchwil und Thun bieten ihren Haushalten und dem Gewerbe unter dem Label «Collectors» Ver- und Entsorgungsdienstleistungen mit Cargo Bikes. Und die Neuenburger Gemeinde Val-de-Travers wurde für ihren kombinierten Velo-/Fussgängerweg mit einem Preis für besonders fahrradfreundliche Infrastruktur ausgezeichnet.

Kombination aus verschiedenen Massnahmen

Dass heute so viele Gemeinden beim Label Energiestadt mitmachen, hat nicht nur umweltpolitische Gründe. «Das Label trägt auch zu einem positiven Image der Gemeinde bei.» Ist ja eigentlich auch logisch: Wer wohnt schon nicht gerne in einer Gemeinde, die sich um die Umwelt sorgt. «Und natürlich spielen auch Carsharing-Anbieter wie Mobility auf dem Weg zu einer nachhaltigen Zukunft eine wichtige Rolle», betont Rigassi. «Letztlich ist es eine Kombination aus verschiedenen Massnahmen, die langfristigen Erfolg bringen.»

Das Label Energiestadt

Das 1991 lancierte Label «Energiestadt» zeichnet Städte und Gemeinden aus, die sich stark in der kommunalen Energie- und Klimapolitik engagieren. Sie teilen die Überzeugung, dass es lokales Engagement braucht, um die Energie- und Klimakrise zu bewältigen. Städte, die das Label erhalten haben, können sich danach jedoch nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen. «Um die Qualität und das kontinuierliche Engagement der Gemeinde zu bestätigen, findet alle vier Jahre ein Re-Audit statt», erklärt Energiestadtberater Reto Rigassi. Energestadt ist nicht nur ein Label sondern auch ein Arbeitsinstrument: Es hilft Gemeinden im Energiebereich, die für sie am besten geeigneten Massnahmen zu ermitteln und effizient umzusetzen. Energiestadt bietet dazu Hilfsmittel und vermittelt Experten.

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