Eigen- oder Fremdfinanzierung: Was macht wann Sinn? UBS-Experte Patrick Heilmann erklärt, mit welcher Finanzierungsart KMU sinnvoll Investitionen finanzieren können.

UBS-Experte Patrick Heilmann erklärt, mit welcher Finanzierungsart KMU sinnvoll Investitionen finanzieren können.

Worin unterscheiden sich Eigen- und Fremdfinanzierung?

Bei der Eigenfinanzierung erfolgt die Finanzierung durch «eigene Mittel», das heisst aus der Liquidität des Unternehmens, die sich durch die jährlichen Cashflows – sprich den Gewinnen plus Abschreibungen – ergibt beziehungsweise durch mögliche Kapitaleinlagen der bestehenden oder neu gewonnenen Firmeneigner. Fremdkapital wird von Dritten zur Verfügung gestellt, muss über eine bestimmte Frist wieder zurückbezahlt werden und ist in der Regel zu verzinsen.

Wie viele KMU setzen auf Fremdfinanzierung?

Gemäss einer aktuellen Studie des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO verfügt rund ein Drittel der KMU über einen Bankkredit. Werden diese Resultate nach Betriebsgrösse aufgeteilt, zeigt sich, dass der Anteil der Unternehmen mit Bankfinanzierung bei den Mikrounternehmen deutlich geringer ist als bei KMU mit mehr als zehn Beschäftigten. Kleinere Firmen finanzieren ihre Investitionen sehr oft aus eigenen Mitteln und sind allein schon wegen ihrer Grösse generell weniger anlageintensiv. Sie verfügen meist nur über einen kleinen Maschinenpark und besitzen keine eigenen Liegenschaften.

Weshalb sind es nicht mehr Unternehmen?

Hierbei gilt es zu beachten, dass zahlreiche Unternehmen in der Lage sind, ihre Ersatz- und Neuinvestitionen aus dem laufenden Cashflow zu finanzieren, was von einer hervorragenden unternehmerischen Leistung zeugt. Es gibt jedoch auch Firmen, die sich aufgrund fehlender Sicherheiten oder ungenügender Ertragslage nicht für einen Bankkredit qualifizieren.

Ist es sinnvoll, Investitionen – sofern möglich – mit eigenen Mitteln zu finanzieren?

Diese Frage sollte im Zusammenhang mit der künftigen Strategie punkto Investitionen und der Liquidität betrachtet werden. Eine teilweise Fremdfinanzierung ermöglicht es dem Unternehmen, weiterhin finanziell flexibel zu bleiben und anstehende Investitionen zeitnah vorzunehmen. Im aktuellen Zinsumfeld befinden sich die Finanzierungskosten auf einem sehr attraktiven Niveau.

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Gibt es einen idealen Mix aus Eigen- und Fremdfinanzierung?

Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, sondern muss individuell für jedes Unternehmen respektive für jede Finanzierungssituation betrachtet werden. Ausschlaggebend sind hierbei in erster Linie das Geschäftsmodell sowie die Strategie der Firma. Im Gespräch mit dem Unternehmer erörtern wir deshalb die Bedürfnisse und analysieren sowohl die aktuelle als auch die künftige Finanzlage. All diese Informationen fliessen dann in die mögliche Finanzierungsstruktur mit ein.

Worauf achten Sie bei der Kreditvergabe?

Neben der Eigenfinanzierung ist für uns als Kreditgeber vor allem die gegenwärtige und die zu erwartende Ertragslage des Unternehmens wichtig. Schliesslich sind es die künftigen Cashflows, die den Kredit verzinsen und zurückbezahlen. Die Eigenkapitalausstattung bildet sozusagen das Risikokissen des Betriebs. Somit ergibt sich der optimale Mix aus der Ertragskraft des Unternehmens – einschliesslich der daraus abgeleiteten maximalen Verschuldung – sowie der künftigen Strategie beziehungsweise den anstehenden Investitionen. Derjenige Teil, der nicht durch die Bank finanziert werden kann, ist mit Eigenkapital zu tragen. Oder man setzt die Investitionen tiefer an, was sich wiederum auf die Ertragslage auswirken kann. Sie sehen: Das eine beeinflusst das andere.

Gibt es eine bestimmte Eigenkapitalquote, die für einen Firmenkredit massgeblich ist?

Nein, es gibt keine konkrete Quote, die vorgibt, wie hoch das Eigenkapital für die Finanzierung sein muss. Je nach Branche schwankt diese stark. So genügt zum Beispiel bei einer Dienstleistungsfirma mit einem geringen Anlagevermögen eine niedrigere Eigenkapitalquote von circa 25 Prozent. Demgegenüber benötigt ein Bauunternehmen, das über einen grossen Maschinenpark und einen Werkhof verfügt, eine deutlich höhere Eigenkapitalquote von rund 40 Prozent. In Bezug auf die Finanzierung eines bestimmten Teils der Bilanz – etwa Debitoren Warenlager, Maschinen, Immobilien – richtet sich der Eigenmittelanteil erfahrungsgemäss nach der Liquidierbar- respektive Verkäuflichkeit des jeweiligen Guts. Die Finanzierung eines Produktionsgebäudes wird somit mehr Eigenmittel erfordern als das «Bevorschussen» des Umlaufvermögens.

Wann ist die Eigenfinanzierung einem Bankkredit vorzuziehen?

Wenn ein Unternehmen über einen sehr hohen Bestand an liquiden Mitteln verfügt, die nicht unmittelbar für eine betriebliche Nutzung oder für Ausschüttungen an die Inhaber vorgesehen sind, kann es sich lohnen, geplante Investitionen mit eigenen Mitteln zu tätigen. Das hängt aber, wie zuvor erwähnt, von der Strategie des Unternehmens und des Inhabers ab. Ansonsten ist es zweckmässig, für einen Teil der Investition einen Kredit aufzunehmen oder ein Leasing zu beantragen und dadurch die eigene unternehmerische Flexibilität sicherzustellen.

Patrick Heilmann ist Marktgebietsleiter Firmenkunden Basel-Stadt bei UBS Schweiz.

 

Dieser Artikel wurde von NZZ Content Solutions im Auftrag von UBS Schweiz erstellt.


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