Metallgewebe für Smartphones und Co. Seit über 100 Jahren produziert die G. BOPP + Co. AG ausschliesslich Gewebe aus Drähten in den unterschiedlichsten Grössen. Deren Einsatzgebiet ist so vielfältig, dass die Produkte aus Zürich-Affoltern gar den Weg auf den Mond fanden.

Seit über 100 Jahren produziert die G. BOPP + Co. AG ausschliesslich Gewebe aus Drähten in den unterschiedlichsten Grössen. Deren Einsatzgebiet ist so vielfältig, dass die Produkte aus Zürich-Affoltern gar den Weg auf den Mond fanden.

 

Vor dem Versand durchlaufen die Produkte eine optische Kontrolle. Bild: Roberto Conciatori

Die Fassade am Sitz der G. BOPP + Co. AG in Zürich-Affoltern liefert einen Hinweis darauf, worauf sich die 1881 gegründete Firma spezialisiert hat. Ein Drahtgewebe umhüllt das Gebäude, Drahtgewebe, wie es in unterschiedlichster Feinheit in zahlreichen Branchen – von der Automobil- und Fahrzeugindustrie und Solartechnik über die Unterhaltungselektronik bis hin zur Medizinal- und Raumfahrttechnik – zur Filtration, für den Siebdruck, für die Akustik und viele andere Anwendungen zum Einsatz kommt. «Unsere Produkte sind in allen Branchen zu finden, auch wenn es viele nicht wissen», sagt BOPP-Verwaltungsrat David Rolny sichtlich stolz. So erreichten beispielsweise im Rahmen des Apollo-Programms der NASA bis 1972 hunderte Filter aus dem Hause BOPP den Mond.

Enthusiastisch erzählt Rolny auch von einer aktuelleren und deutlich alltäglicheren Anwendung der Drahtgewebe: in Smartphones. «Weltweit gibt es nur eine Handvoll Anbieter, welche die geforderten Standards erfüllen können. Dabei deckt wohl kein anderes Unternehmen den gesamten Prozess, von der Herstellung des Gewebes bis zur Konfektionierung, ab», erklärt er. Die grosse Bedeutung der Drahtgewebe aus Zürich-Affoltern in den unterschiedlichsten Verwendungsbereichen zeigte sich zuletzt auch in der Corona-Pandemie. Weil die Produkte des Familienunternehmens eine wichtige Funktion in den Labors erfüllten und weiterhin erfüllen, wurde das KMU unter anderem in den USA und in der Schweiz von den Behörden als systemrelevant eingestuft.

Eigene Weberei im Appenzell

Bis die Produkte allerdings passgenau für die einzelnen Anwendungen bereitstehen, sind zahlreiche Bearbeitungsschritte nötig – angefangen bei der Herstellung des «Stoffes». Wie Textilien werden auch die Drahtgewebe aus feinen Fäden – in diesem Fall aus Metall – gewoben. Dies geschieht bei der Firma BOPP, die Niederlassungen unter anderem in China oder Korea betreibt, nach wie vor in der Schweiz am traditionellen Webereistandort in Wolfhalden im Appenzell. Hier verarbeiten insgesamt 150 Webmaschinen Drähte, die zum Teil dreimal dünner sind als ein menschliches Haar. Von 870 Spulen laufen die Fäden zusammen und ergeben ein Gewebe, das von seiner Haptik her zum Teil kaum noch von einem Stoff aus Baumwolle zu unterscheiden ist.

Für die weitere Bearbeitung gelangen die Metallgewebe in langen Bahnen an den Hauptsitz in Zürich. Dort bringen sie die Mitarbeitenden in die von den Kunden gewünschte Form, sei dies durch Stanzen, Schneiden oder Pressen. In thermischen und chemischen Prozessen werden die Produkte bei Bedarf veredelt, bevor sie eine optische und mechanische Kontrolle durchlaufen und für den Versand an die Abnehmer bereit gemacht werden – von einzelnen Prototypen bis hin zu ganzen Serienfertigungen. So hat das Unternehmen im Jahr 2021 rund eine Million Quadratmeter Metallgewebe fabriziert und in Form gebracht.

Die G. BOPP + Co. AG wird aktuell in der vierten Generation geführt, beschäftigt weltweit 450 Mitarbeitende, ­davon sind 200 in der Schweiz tätig. Derzeit findet eine Erneuerung der Geschäftsleitung statt, wobei das Unternehmen hauptsächlich auf interne Lösungen setzen kann. Seit dem Jahr 2015 konnte der jährliche Umsatz auf 59 Millionen Franken verdoppelt werden, womit das beste Ergebnis in der langjährigen Geschichte des Metallverarbeiters erzielt wurde. Ein Ende des Aufwärtstrends ist laut David Rolny nicht in Sicht, so dass die über 100-jährige Erfolgsgeschichte noch gerne ein weiteres Jahrhundert fortgesetzt werden dürfte.

Diese Finalisten sind im Rennen um den Zürcher Unternehmenspreis Prix SVC

Am 20. September 2022 wird im Kongresshaus Zürich zum achten Mal der Prix SVC Wirtschaftsraum Zürich vergeben. Aus gut 100 Unternehmen der Region hat die siebzehnköpfige Expertenjury die nachfolgenden fünf Firmen für den KMU-Preis nominiert. Träger und Initiant der Prix SVC Verleihungen, die inzwischen in acht Wirtschaftsregionen im Zweijahrestakt durchgeführt werden, ist der Swiss Venture Club (SVC), ein unabhängiger Verein zur Förderung und Unterstützung von KMU in der Schweiz.


In der Woche vom 11. bis 15. April präsentieren wir hier täglich einen Finalisten.

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