«4PL-Dienstleistungen bieten auch KMU einen Mehrwert» Michael Stoll, Geschäftsführer des neuen 4PL-Dienstleisters Planzer Synergistics AG, erklärt, weshalb sich die Auslagerung der Logistikprozesse auch für KMU lohnt – und weshalb die Neutralität des Geschäftspartners dabei von grösster Bedeutung ist.

Michael Stoll, Geschäftsführer des neuen 4PL-Dienstleisters Planzer Synergistics AG, erklärt, weshalb sich die Auslagerung der Logistikprozesse auch für KMU lohnt – und weshalb die Neutralität des Geschäftspartners dabei von grösster Bedeutung ist.

 

Planzer Synergistics: Vor zwei Jahren gegründet, seit diesem Jahr am Markt aktiv.

Die Planzer Synergistics AG ist ein Fourth-Party-Logistics-Anbieter (4PL). Was muss man sich darunter vorstellen?

Michael Stoll: Ein 4PL-Dienstleister koordiniert die logistischen Abläufe seiner Kunden. Er ist tief in ihren Prozessen verwurzelt und steuert deren Logistik. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass man Teil der Kunden resp. ihrer Wertschöpfungskette werden muss. Verstehen, was, wann und warum etwas gemacht wird. Daraus ergeben sich die logistischen Herausforderungen, die der 4PL-Anbieter so kostengünstig und effizient wie möglich zu lösen hat.

Wie entwickelt sich der 4PL-Markt?

Ich war und bin überzeugt, dass dieses Geschäftsmodell, wenn man es so nennen darf, ein wichtiger Teil der Logistikzukunft sein wird. Bis vor wenigen Jahren haben hauptsächlich Grossunternehmen aus Branchen wie High-Tech, Pharma und Automotiv die Dienstleistungen eines 4PL-Anbieters in Anspruch genommen. Grosse Volumen, komplexe Logistiklösungen, Digitalisierung und nicht zuletzt die Globalisierung haben diese Firmen dazu bewogen, die logistischen Prozesse vollumfänglich an einen Spezialisten abzugeben. Kleine und mittelgrosse Unternehmen haben sich seltener getraut, diesen Weg zu gehen. Inzwischen setzen auch sie vermehrt auf 4PL-Anbieter.

Wie wirkt sich die Corona-Krise auf das 4PL-Geschäft aus?

So schrecklich die Auswirkungen der Pandemie für die betroffenen Menschen und die Weltwirtschaft auch sind, so glaube ich, dass es die Kreativität in der Logistikbranche fördert und wir in Zukunft besser auf ein solches Ereignis reagieren können. Unsere Kunden haben speziell in dieser Zeit ein Problem weniger, um das sie sich aktiv kümmern müssen. Sie können sich darauf verlassen, dass ihre Anbieter immer die passendste Lösung finden. Die Krise hat zudem gezeigt, dass Lean-Management in der Kontraktlogistik sowie Just-In-Time-Lieferungen im Transportgeschäft nicht immer der Weisheit letzter Schluss sind.

4PL ist kein neues Geschäftsfeld. Wie unterscheidet sich Planzer Synergistics von den bestehenden Angeboten?

Nicht das Dienstleistungsangebot unterscheidet uns von vielen Mitbewerbern, sondern wie wir uns als Familienunternehmen mit unseren Kunden identifizieren. Wir schöpfen einen Grossteil unserer Motivation daraus, für unsere Kunden ein wichtiger Teil ihres Geschäftes zu sein und zu ihrem Erfolg beizutragen. Technologisch möchten wir stets etwas weiter als nur «up to date» sein, und auch im Bereich der Innovation sehen wir uns als fortschrittlich an. Die dynamischen Kundenanforderungen, die Themen Umwelt und Ressourcen, und nicht zuletzt die sich anpassenden Transportträger sowie Lagertechnologien sind es, die uns stets fördern und fordern.

«Jedes Logistikkonzept, jeder Transport- oder Lagerauftrag wird so ausgearbeitet und betreut, als wäre es unser eigener Auftrag.»

 

Wie gehen Sie bei Planzer Synergistics genau vor?

Jedes Logistikkonzept, jeder Transport- oder Lagerauftrag wird so ausgearbeitet und betreut, als wäre es unser eigener Auftrag. Wir sind noch ein sehr junges Unternehmen. In der Branche gibt es Mitbewerber, die über Jahrzehnte im 4PL-Bereich tätig sind. Wir hingegen müssen uns unseren Platz erst erarbeiten. Hier hilft uns die familiäre Firmenkultur von Planzer: Wir agieren sehr leidenschaftlich für unsere Kunden, kommunizieren in deren Sprache auf Augenhöhe und können so ihre Bedürfnisse nachvollziehen. Als Familienunternehmen sind wir an langjährigen, nachhaltigen Partnerschaften interessiert.

Wie wichtig ist Neutralität im 4PL-Geschäft?

Sie ist zentral. Aus meiner Sicht ist es nicht möglich, eine optimale Logistiklösung für einen Kunden auszuarbeiten, solange man in der Lösungsfindung befangen ist. Wenn ich bei der Auswahl des Logistikdienstleisters das eigene Netzwerk berücksichtigen muss, wird nur ganz selten der beste Dienstleister ausgesucht. Das ist aber der Anspruch, den wir bei Planzer Synergistics haben.

Wie gewährleisten Sie die erwähnte Neutralität?

Wir haben kein eigenes, weltweites Logistiknetzwerk, welches wir bedienen müssen. Planzer bietet die eigenen Dienstleistungen hauptsächlich in der Schweiz und im nahen Ausland an. Zudem gehören Verkehrsträger wie Schiffe und Flugzeuge eher weniger zu den angebotenen Lösungen. Da aber die Logistikwege unserer Kunden meist global sind, fällt es uns nicht schwer, gute und kundenspezifische Logistiklösungen neutral anzubieten. Auf den Märkten, in denen Planzer vertreten ist, wird das Unternehmen im Angebotsverfahren mit eingeladen und muss sich so ebenfalls dem Konkurrenzkampf der Mitbewerber stellen.

Sie übernehmen für Ihre Kunden einzelne Aufgaben bis hin zum gesamten Logistikprozess. Inwieweit ist Ihr Angebot modular zusammenstellbar?

Wir bieten drei Produkte an. Erstens: nur «Solution». Dahinter verbirgt sich das Engineering (Lösungsfindung), das Erstellen oder Anpassen von Logistikkonzepten. Dabei kann ein Kunde auch einfach sein aktuelles Logistikkonzept neutral über uns validieren lassen. «Was denkst du? Siehst du Verbesserungspotenzial?» Zweitens: «Solution» und «Implementation». Dabei unterstützen wir die Kunden zusätzlich bei der Implementierung der neuen oder geänderten Logistikstrategie. Oft kommt hier das Thema Change Management ins Spiel, wenn es darum geht, Änderungen in den Prozessen bei den Kunden umzusetzen. Drittens: die komplette 4PL. Zwei weitere Elemente kommen hinzu, das Cockpit und das  «Freight Settlement» (FS). Im Cockpit übernehmen wir zusätzlich die Steuerung der Logistik unserer Kunden. Speditionsfachleute, Zollspezialisten usw. sorgen dafür, dass die Ware zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist – so kostengünstig und umweltschonend wie möglich. Im FS werden alle administrativen Dienstleistungen abgewickelt. Angefangen bei der Rechnungsprüfung der Dienstleister, über die Rechnungsstellung an den Kunden bis hin zum Versicherungs-Management sämtlicher Logistiktätigkeiten. Zusätzlich analysiert das FS die Daten der Kundenlogistik und erstellt ein umfangreiches Reporting.

 

 

Wie digital ist Ihr Angebot?

Die Logistikbranche ist bis heute eine eher analoge Welt. Die Kundenanforderungen hingegen werden von Tag zu Tag digitaler. Wir möchten nicht nur die Kundenanforderungen erfüllen, sondern auch einen Schritt weiter gehen. Das ist aber nicht immer ganz einfach, besonders wenn man global tätig ist. Denn neueste Technologien sind meist teuer und müssen am Ende durch den Kunden finanziert werden. Hier die richtige Balance zu finden, ist eine Herausforderung.

Welche Kunden sprechen Sie mit Ihren Dienstleistungen an?

Wir sind davon überzeugt, dass 4PL-Dienstleistungen auch KMU einen Mehrwert bieten – vollkommen unabhängig von der Branche, in der sie sich befinden. Wirtschaftlich gesehen, braucht es natürlich eine gewisse logistische Grösse, damit sich ein solcher Schritt wirklich lohnt. Zudem macht ein Ablösen der Logistik aus der eigenen Kompetenz nur dann Sinn, wenn dies einer langfristigen Strategie entspricht.

Welche Kunden konnten Sie bisher überzeugen?

Wir sind seit Anfang März 2020 aktiv auf dem Markt und durften bereits erste Erfolge in der Kundengewinnung feiern. Namen kann ich keine nennen, aber die Branchen sind vielfältig.

Wie profitieren Sie vom Mutterhaus Planzer?

Einerseits ist es ein Privileg, ein neues Geschäftsfeld in einem so tollen Umfeld starten zu können. Nicht jedes Start-up hat diese Möglichkeit. Dafür sind wir sehr dankbar. Andererseits nutzen wir gewisse administrativen Dienstleistungen, wie das HR, die Finanzabteilung, das Marketing und zum Teil die IT. Das alles beeinträchtigt jedoch die Neutralität im Anbieten unserer Dienstleistung nicht, unterstützt uns aber enorm.

Wie wirkt sich der Standort Schweiz auf Ihre Dienstleistung aus?

Wir arbeiten in einem Hochlohn-Land, in dem effiziente Prozesse ein wichtiger Marktvorteil sind. Hier setzen wir an, indem wir unsere Schweizer Kunden im Bereich der Logistik sinnvoll unterstützen.

Welche Ziele verfolgen Sie mit Planzer Synergistics in den kommenden Jahren?

In einem ersten Schritt wollen wir uns auf dem Schweizer Markt etablieren. Uns ist es wichtig, nachhaltig zu wachsen, unsere Firmenkultur zu pflegen und unsere eigene DNA zu entwickeln. Mittelfristig schauen wir auch über die Schweizer Grenze hinaus. Schliesslich setzen sich Qualität und Engagement nicht nur in der Schweiz durch.

Michael Stoll ist Geschäftsführer des neuen 4PL-Dienstleisters Planzer Synergistics AG.

 

Dieser Artikel wurde von NZZ Content Creation im Auftrag von Planzer Synergistics erstellt.


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