«Es lohnt sich, um jede Tonne CO2 zu kämpfen» Als Kind klebte er selbstgebastelte Protest-Sticker auf Autoscheiben, heute berät Renat Heuberger Unternehmen auf dem Weg zu einem klimafreundlichen Handeln. Im Interview erklärt der CEO von South Pole seine Leidenschaft für den Umweltschutz.

Als Kind klebte er selbstgebastelte Protest-Sticker auf Autoscheiben, heute berät Renat Heuberger Unternehmen auf dem Weg zu einem klimafreundlichen Handeln. Im Interview erklärt der CEO von South Pole seine Leidenschaft für den Umweltschutz.

 

Das Kariba-Projekt in Zimbabwe wurde 2011 von South Pole gestartet. Im Jahresdurchschnitt werden damit über 3,5 Millionen Tonnen CO2 eingespart. Bild: PD

Woher kommt Ihre Faszination für die Themen Nachhaltigkeit, Klimawandel und erneuerbare Energien?

Renat Heuberger: Der Kampf für einen besseren, nachhaltigen Planeten hat mich schon immer begeistert. Ich war und bin seit jeher überzeugter Klimaaktivist.

Gab es dafür einen besonderen Auslöser?

Meine Leidenschaft für den Umweltschutz begann bereits als Kind. Damals war das Waldsterben ein grosses Thema: In der Freizeit klebten mein Bruder und ich selbstgebastelte Protest-Sticker auf parkierte Autos.

Worauf legen Sie in Ihrem Alltag besonders Wert?

Ich vermeide CO2-Emissionen wo immer möglich. Ich habe noch nie ein Auto besessen, sondern nutze bei Bedarf ein Mobility-Fahrzeug. Derzeit sanieren wir unser Haus in Zürich-Höngg komplett, dämmen die Wände, ersetzen die Ölheizung durch eine Wärmepumpe und installieren eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. Zur Arbeit fahre ich auch bei Regen und Schnee mit dem Velo.

In welchen Bereichen könnten Sie noch klimafreundlicher werden?

Mein Schwachpunkt sind die geschäftlichen Flugreisen. Covid-19 hat uns gezeigt, dass viele Treffen virtuell abgehalten werden können. Einige Treffen müssen aber nach wie vor persönlich stattfinden. ie persönlichen Beziehungen, die sich daraus ergeben, sind entscheidend, damit wir unsere Ziele erreichen können.

Sie befassen sich seit 1999 beruflich mit Umweltthemen. Wie erlebten Sie Ihre Anfangsjahre?

Als ich Ende der 1990er-Jahre an der ETH Umweltwissenschaften studierte, gab es noch keine einzige Vorlesung zum Thema Klimawandel – dabei waren die wissenschaftlichen Fakten schon damals völlig klar. Und als wir zuerst Myclimate und später South Pole gründeten, mussten wir zunächst enorm viel Pionierarbeit leisten.

Wie sieht die Situation heute aus?

Es ist einiges passiert. Die Welt ist aufgewacht und hat die Dringlichkeit des Klimawandels erkannt. Allerdings hat das viel zu lange gedauert. Greta Thunberg und der Klimastreik waren hier von herausragender Bedeutung. Die globale Protestbewegung war wichtig, um Regierungen und Firmen endlich zum Handeln zu bewegen. Heute kann sich keine börsenkotierte Firma mehr leisten, beim Klimaschutz abseits zu stehen.

Tut die Wirtschaft heute genug für den Klimaschutz?

Mehr als 1000 Unternehmen haben sich Netto-Null-Emissionsziele gesetzt. Viele Regierungen arbeiten zudem an Klimaplänen für ihre Länder. Diese Ambitionen sind jedoch zu gering, der Wandel zu einer nachhaltigen Welt vollzieht sich immer noch viel zu langsam. Wir müssen 1 Million Unternehmen dazu inspirieren, sofort zu Klima-Champions zu werden. Genau das ist die Ambition von South Pole.

Bereits seit 2006 können Kundinnen und Kunden von Mobility auf freiwilliger Basis ihre CO2-Emissionen in Klimaschutzprojekten von Myclimate kompensieren. Ist das echter Klimaschutz oder einfach nur ein moderner «Ablasshandel»?

Die Kompensation des CO2-Fussabdrucks ist von grosser Bedeutung. Drei Dinge passieren, wenn Sie Ihre Emissionen ausgleichen.

Nämlich?

Zunächst werden Sie sich selbst der Emissionen bewusst, die Sie verursachen. Denn um Emissionen kompensieren zu können, müssen Sie diese zunächst messen. Wir haben schon oft erlebt, dass unseren Kunden riesige Energieverschwendungen bewusst wurden, die davor einfach niemandem aufgefallen waren.

Zweitens?

Wenn Sie Ihre Emissionen ausgleichen, zahlen Sie für den Schaden, den Sie verursachen, wodurch ein interner Preis für CO2-Emissionen entsteht. Ihre Firma hat fortan einen finanziellen Anreiz, die Emissionen zu senken. Und drittens sind die Erlöse aus den CO2 Zertifikaten eines der weltweit wichtigsten Finanzinstrumente für Projekte, die sonst nicht hätten umgesetzt werden können.

Welches sind die wichtigsten Massnahmen, die eine Firma treffen sollte, um klimaneutral zu werden? 

Unternehmen müssen sich auf ihren eigenen, individuellen «Klimapfad» begeben. Zunächst sollten sie den eigenen CO2-Fussabdruck verstehen und dann herausfinden, wie und wo sie gezielt Treibhausgasemissionen vermeiden können. Danach ist es wichtig, noch vorhandene Emissionen vollständig zu kompensieren. Zum Schluss sollen Unternehmen ihr Klimaengagement breit kommunizieren und weitere Organisationen zum Handeln inspirieren.

Welche Rolle spielen Sharing-Konzepte bei Ihren Beratungen?

Fahrzeuge teilen und effizient nutzen ist ein sehr wichtiger Bestandteil jeder Strategie zur Emissionsreduktion. Wir arbeiten hier beispielsweise auch mit der Plattform Urban Connect zusammen – einem Schweizer Startup, das integrierte Mobilitätslösungen für Firmen anbietet. 

Mobility ist der Carsharing-Pionier in der Schweiz: Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Unternehmens?

Noch heute bin ich sehr stolz und dankbar, dass wir bei «myclimate» Mobility als einen der Pionierkunden gewinnen konnten – und dass, obwohl damals das Thema Klimaschutz noch kaum in den Schlagzeilen war. Ich selber bin seit 20 Jahren stolzer Mobility Genossenschafter und nach wie vor begeistert – besonders von der Zuverlässigkeit und Vielfalt des Angebots.

Bis 2030 soll die gesamte Mobility-Flotte emissionsfrei unterwegs sein, bis 2040 will das Unternehmen klimaneutral werden. Ihre Einschätzung dazu?

Es ist sehr wichtig, dass eine Pionierin wie Mobility mit gutem Beispiel voran geht. Viele Jahre bevor Tesla aufkam, hatte Mobility beispielsweise bereits den Renault Zoe im Angebot. Damit wurden vielen Leuten – zum Beispiel auch mir – den Zugang zur Elektromobilität eröffnet. 

Abschliessend noch ein Blick in die Zukunft: Welche Prognosen stellen Sie für die Klima- und Umweltpolitik der kommenden Jahrzehnte? Können wir «den Rank» noch kriegen? 

Ich glaube, dass wir in der Klimapolitik endlich die Zeichen der Zeit erkannt haben: Es werden Gesetze kommen, Emissionen werden reguliert werden. Die Frage ist nur: Sind wir schnell genug?

Renat Heuberger, CEO von South Pole. Bild: PD

 

 

 

 

 

 

 

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