«Wer ein E-Auto besitzt, soll am Strommarkt Geld verdienen können» Elektrofahrzeuge von Mobility sollen nicht nur das Klima entlasten, sondern auch die Stromversorgung. Dank Projekten wie «V2X Suisse» werden die Verbraucher je länger je mehr selber zu aktiven Teilnehmern am Strommarkt.

Elektrofahrzeuge von Mobility sollen nicht nur das Klima entlasten, sondern auch die Stromversorgung. Dank Projekten wie «V2X Suisse» werden die Verbraucher je länger je mehr selber zu aktiven Teilnehmern am Strommarkt.

Aby Chacko und Stefan Dörig von tiko. (Bild: Patrick Besch)

Bis spätestens 2030 soll die Mobility-Flotte – rund 3’000 Fahrzeuge – elektrisch sein. So erfreulich die Entwicklung hin zur E-Mobilität ist, so vielfältig sind die Herausforderungen. Denn je mehr Elektrofahrzeuge, desto höher der Energie- und Strombedarf. Und je höher der Bedarf, desto anspruchsvoller ist es, die Netzstabilität zu gewährleisten. Hier setzt das von Mobility im September 2022 lancierte Projekt «V2X Suisse» an. Die Idee: Elektroautos verbrauchen nicht nur Strom – dank bidirektionalen Ladesäulen können sie Energie ins Netz zurückspeisen. Für die technische Umsetzung holte Mobility verschiedene Partner ins Boot, darunter tiko. Das Unternehmen verfolgt seit seiner Gründung 2012 den Ansatz, dezentrale Stromgeräte und Batterien zu vernetzen und für die Stabilisierung der Netze zu nutzen.

tiko sorgt für die Netzstabilität 

Aby Chacko, Leiter Energy Services bei tiko, steckt viel Energie in das Projekt: «Die Herausforderungen bezüglich der Energieversorgung werden in Zukunft nicht kleiner – im Gegenteil. Elektromobilität kann hierbei ein wichtiger Teil der Lösung sein.» Dies mitunter, weil Autos in der Schweiz im Durchschnitt 23 Stunden pro Tag herumstehen. Dank V2X werden die sogenannten «Stehzeuge» zu Powerbanks, die sich zu einem grossen Energiespeicher zusammenschliessen lassen. So können Netzbetreiber und Haushalte den Strom zu Spitzenzeiten quasi von den Elektroautos beziehen, während diese sich später zu einem günstigeren Tarif aufladen. «Unsere Aufgabe bei tiko ist es, das Angebot und die Nachfrage im Blick zu behalten und nach Bedarf Strom abzuzapfen oder ins Netz zu speisen», erklärt Chacko. Damit leistet tiko einen wichtigen Beitrag zur Aufrechterhaltung der Netzstabilität – und auch zum Schutz vor einer möglichen Strommangellage. «Wir wollten zeigen, dass Netzstabilisierung in der Schweiz mit V2X-Elektroautos technisch machbar ist. Das ist uns gelungen.»

Dank V2X werden die sogenannten «Stehzeuge» zu Powerbanks. (Bild: Patrick Besch)

Drei Erfolgsfaktoren

Laut Stefan Dörig, Leiter Regulierung bei tiko, müssen drei Bedingungen erfüllt sein, damit sich V2X langfristig durchsetzt: «Zunächst muss der Zugang zur Elektromobilität noch einfacher werden.» Dazu müsse insbesondere die (Lade-) Infrastruktur weiter ausgebaut werden. Der zweite Punkt: «Je mehr V2X-Fahrzeuge und Standorte zur Verfügung stehen, desto attraktiver die Technologie. Der dritte Punkt betrifft die Regulierung des Strommarktes.» Dieser sei heute noch (zu) stark auf klassische Modelle ausgerichtet. Einerseits auf grosse Kraftwerke, die Strom produzieren, andererseits auf Haushalte, die ihn beziehen. Genau dies verändert sich zunehmend. «Dank Projekten wie «V2X Suisse» werden die Verbraucher je länger je mehr selber zu aktiven Teilnehmern am Strommarkt.» Dieser Entwicklung müsse die Politik Rechnung tragen, so Dörig. «Unsere Vision ist, dass jede Besitzerin und jeder Besitzer eines Elektrofahrzeugs am Strommarkt Geld verdienen und gleichzeitig einen Beitrag zur Energiewende leisten kann.»

Das Projekt «V2X Suisse»

Am 6. September 2022 erfolgte der Startschuss zu «V2X Suisse». Bis Ende März 2024 wird schweizweit untersucht, wie Elektroautos künftig als Speicher genutzt werden können, um Stromlücken zu schliessen und die Netzstabilität zu erhöhen. Hinter dem Projekt stehen sieben Unternehmen, wobei Mobility die Leitung übernimmt und 50 «Honda e» an 40 Standorten in der ganzen Schweiz zur Verfügung stellt. Diese Elektrofahrzeuge speisen Strom aus ihren Batterien ins Netz zurück, wenn sie gerade nicht gefahren werden.

Nebst Mobility sind folgende Unternehmen bei dem Projekt dabei: Automobilhersteller Honda, Software-Entwickler sun2wheel, Ladestationen-Entwickler EVTEC, Aggregatoren tiko, wissenschaftliche Begleitung durch novatlantis, in Zusammenarbeit mit der ETH. Das Projekt wird durch das Pilot- und Demonstrationsprogramm des Bundesamts für Energie BFE unterstützt.

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