«Wir wollen Arbeitgeber und Arbeitnehmer mit flexiblen Mobilitätslösungen überzeugen» Dominik Hörler, Teamleiter Geschäftskunden Ost bei den SBB, über die wachsenden Nachhaltigkeitsansprüche an Schweizer KMU, die Absenkung von Emissionen bei Geschäftsreisen, die Beratungsleistungen des Bahnunternehmens und Neuheiten für Firmenkunden.

Dominik Hörler, Teamleiter Geschäftskunden Ost bei den SBB, über die wachsenden Nachhaltigkeitsansprüche an Schweizer KMU, die Absenkung von Emissionen bei Geschäftsreisen, die Beratungsleistungen des Bahnunternehmens und Neuheiten für Firmenkunden.

Nachhaltig unterwegs: «Dafür beraten wir Unternehmen gesamtheitlich, berücksichtigen Geschäftsreisen, Pendlerverkehr und sogar die Freizeit», so Dominik Hörler. (Fotos: SBB)

Herr Hörler, die Nachhaltigkeit­s­­­an­sprüche ­an Schweizer KMU werden ­immer höher. Inwiefern spüren Sie dies als Dienstleister?
Dominik Hörler: Während früher – insbesondere vor der Pandemie – noch häufig die ökonomischen oder sozialen Ziele im Vordergrund standen, legen die KMU heute den Fokus viel stärker auf ökologische Themen. Die Beweggründe für eine Kontaktaufnahme mit unserem Bereich SBB Geschäftskunden haben sich daher definitiv gewandelt.

Welches sind dabei die brennendsten Themen?
Für KMU wird es immer wichtiger, bei Ausschreibungen die gewünschten Emissionsdaten zu liefern, weil die Liefer­ketten einen Grossteil der Emissionen im Scope 3 ausmachen, sprich die indirekten Treibhausgasemissionen. Grössere Unternehmen haben ab dem 1. Januar 2024 darüber hinaus eine Berichterstattungspflicht. Die Umsetzung von Massnahmen zur Absenkung von Emissionen bei Geschäftsreisen und Pendelverkehr gehört also definitiv zu den brennendsten Themen.

Die SBB bieten ihren Firmenkunden eine Mobilitätsberatung. Wie gestaltet sich diese?
Wir interessieren uns in erster Linie für die Bedürfnisse, Ziele und Herausforderungen eines Unternehmens. Wir wollen mit einer gesamtheitlichen Betrachtung der Mobilität verstehen, wo der Schuh drückt und darauf basierend konkrete Massnahmen vorschlagen.

Wie stark unterstützen Sie Ihre Kunden bei der konkreten Umsetzung der definierten Massnahmen?
Wir begleiten die Firmen von der Analyse über das Konzept bis zur Umsetzung von Massnahmen. Das ist oft ein langer und spannender Weg, den wir aber sehr gerne gemeinsam beschreiten.

Welche weiteren Möglichkeiten ­haben KMU, um ihre Mobilitätslösungen ­nachhaltiger zu gestalten, und welche Chancen ergeben sich dadurch?
Die Arbeitsformen – zum Beispiel «work smart», «work anywhere», «work@home» – leisten einen wesentlichen Beitrag zur Verminderung von Emissionen. Mit modernen Arbeitsformen werden aber auch die Mitarbeiterzufriedenheit und die Arbeitgeber­attraktivität gesteigert. Immer wichtiger werden auch multimodale Lösungen, die ein nachhaltiges Verhalten auf dem Arbeitsweg und auf Geschäftsreisen incentivieren. Dafür arbeiten wir mit Partnern zusammen, die mit uns weit über den öffentlichen Verkehr hinausdenken.

In welchen Bereichen besteht Ihrer Meinung nach der grösste Nachholbedarf?
Die Herausforderungen ­unterscheiden sich von Unternehmen zu Unternehmen – und damit auch der Nachhol­bedarf. Häufig werden jedoch falsche Anreize gesetzt, sei es im Spesenreglement, in den Reiserichtlinien oder bei den Lohnnebenleistungen. Ein Beispiel: Die Firma offeriert allen Mitarbeitenden einen kostenlosen Parkplatz. Wer sich jedoch nachhaltig verhält und mit dem Velo oder mit Zug und Bus zum Arbeitsplatz fährt, geht leer aus.

«Die Umsetzung von Massnahmen zur Absenkung von Emissionen bei Geschäftsreisen und Pendelverkehr gehört zu den brennendsten Themen.»

Die SBB selbst positionieren sich als Vorreiterin für die Nachhaltigkeit. Welchen Beitrag leistet das Bahnunternehmen konkret zur Erreichung der Klimaziele?
Es gibt eine Vielzahl von bereits umgesetzten Massnahmen und Plänen für die Zukunft, die auch mit sehr konkreten Zahlen unterlegt werden. Die SBB nehmen als bundesnaher Betrieb eine Vorbildfunktion ein. Zudem ist der öffentliche Verkehr schlicht und einfach umweltfreundlich. Rund 10% der Schweizer Gesamtemissionen können dank der Verkehrsverlagerung auf die Bahn vermieden werden. Dies entspricht rund 5 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr.

Wie sieht das Engagement der SBB für umfassende Nachhaltigkeit aus?
Als grösstes öffentliches Transportunternehmen sind die SBB Teil des Wirtschaftsmotors Schweiz. Durch ihr Handeln entlang einer definierten Strategie leisten die SBB aber auch einen Beitrag zur Erreichung der Sustainable Deve­­lopment Goals (SDGs) der Vereinten Nationen in der Schweiz. Beispiele sind die Energiestrategie zum Klimaschutz (SDG 13) oder ihr Engagement rund um die Gleichstellung (SDG 15).

Welche weiteren Projekte für eine nachhaltige Mobilität sind in der Pipeline
Projekte gibt es natürlich immer viele. Zwei kann ich aber herauspicken. Zum einen: Die Multimodalität wird weiterhin gefördert und ist der Schlüssel zu einer lückenlosen Mobilität von Haustür zu Haustür. Dafür brauchen wir Partnerschaften, die wir festigen und ausbauen. Zum anderen: Im internationalen Verkehr braucht es gute Verbindungen und einfache Buchungsplattformen. Nur so sind wir konkurrenzfähig und können nachhaltiges Reisen fördern.

Was unternehmen die SBB, um mehr Firmenkunden und Geschäftsleute zum Umsteigen auf den ÖV zu bewegen?
Wir wollen mit flexiblen und einfachen Mobilitätslösungen Arbeitgeber und Arbeitnehmer überzeugen, auf nachhaltige Verkehrsträger umzusteigen. Dafür beraten wir die Unternehmen möglichst gesamtheitlich, berücksichtigen Geschäftsreisen, Pendlerverkehr und sogar die Freizeit.

Müsste dies nicht auch über Ticketpreise geschehen? Kürzlich wurde bekannt, dass die Preise für GA und Halbtax durchschnittlich um 3,7 Prozent steigen.
Ein bezahlbares und qualitativ hochstehendes Angebot wird immer unser Ziel sein. Die Preise wurden im nationalen Verkehr aber letztmals vor sieben Jahren erhöht. In dieser Zeit wurde das Angebot weiter ausgebaut und das Rollmaterial stetig erneuert – ohne weitere Kosten für unsere Kundinnen und Kunden. Nun wird der ÖV aufgrund der kumulierten Teuerung im laufenden Jahr die Preise anpassen müssen. Wir sind überzeugt, dass das Angebot weiterhin attraktiv ist und mit dem motorisierten Individualverkehr mithalten kann.

Wie regelmässig nutzen Sie persönlich den Zug – geschäftlich und privat?
Geschäftlich reise ich ausschliesslich mit dem öffentlichen Verkehr und nutze das Carsharing-Angebot von Mobility, falls mein Ziel etwas abgelegen ist. Im Stadtverkehr bin ich gelegentlich auch mit einem E-Scooter unterwegs. Privat ist es ähnlich: Ich nutze jedes Verkehrsmittel, versuche aber ebenfalls, nachhaltig unterwegs zu sein, und bin darum in ganz Europa mit dem öffentlichen Verkehr unterwegs. Es ist erstaunlich, wie weit man mit etwas Zeit im Gepäck auf Schienen reisen kann.

Dominik Hörler (40) ist seit vergangenem Jahr Teamleiter Geschäftskunden Ost bei der SBB. Nach seiner Ausbildung zum Bahnbetriebsdisponent ist er über diverse Stationen im Verkauf und Kundendienst im Bereich SBB Geschäftskunden gelandet. Parallel dazu hat er diverse Weiterbildungen und Studiengänge in Leadership und Management absolviert.

Dieser Artikel wurde von NZZ Content Creation im Auftrag von SBB Businesstravel erstellt.

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