Lego, Skibrillen, Parfums: O du inflationäre Weihnachtszeit Viele typische Geschenke für unter den Tannenbaum sind massiv teurer geworden.

Viele typische Geschenke für unter den Tannenbaum sind massiv teurer geworden.

 

Lego hat 2022 gleich zweimal die Preise erhöht. Bild: unsplash

Es ist wieder die Zeit des Jahres, in der man sich auf die Jagd nach Geschenken macht. Aber je nach Vorliebe kann es teuer werden, seine Liebsten zu beglücken. 2022 ist geprägt von den stärksten Preisanstiegen seit Jahrzehnten. Zwar liegt die Inflation in der Schweiz unter derjenigen der Nachbarländer: Im November stiegen die Preise gegenüber demselben Monat 2021 um 3 Prozent, während der Euro-Raum ein Plus von 10 Prozent verzeichnete.

Einige typische Weihnachtsgeschenke haben jedoch viel stärker aufgeschlagen, als sich die Durchschnittsteuerung entwickelt hat. Das zeigt eine exklusiv angefertigte Auswertung von Digitec-Galaxus auf Anfrage der «NZZ am Sonntag».

Zwar gibt es viele verschiedene Händler in der Schweiz, die Preisauswertung mag damit nicht auf jeden Einzelfall zutreffen. Doch das zur Migros gehörende Online-Warenhaus führt nach eigenen Angaben 3,7 Mio. Produkte und ist damit wohl der Schweizer Detailhändler mit dem breitesten Angebot. Das ermöglicht einen Vergleich über alle Kategorien.

Zudem bewegen sich die Preise bei allen Händlern mehr oder weniger im gleichen Rahmen. Gerade im Internet, wo sie leicht vergleichbar sind. Somit hat die Auswertung von Digitec-Galaxus durchaus einen repräsentativen Charakter.

Händler schöpfen ab

Schmerzhaft können die kommende Weihnachten für Eltern werden, deren Kinder sich Lego wünschen. Die weltbekannten Klemmbausteine aus Dänemark sind in diesem Jahr satte 17,6 Prozent teurer geworden. Lego hat 2022 gleich zweimal die Preise erhöht. Für Europa Anfang Jahr und weltweit nochmal im September.

Letzteres hat bei den vielen Fans für Unruhe gesorgt, denn Lego hat erstmals auch die Preise bestehender Sets angehoben. Normalerweise bleibt ein Set gleich teuer, solange es auf dem Markt ist. Betroffen ist nicht nur die Hauptmarke, sondern auch die für Kleinkinder konzipierten Duplo-Steine. Sie schlugen gemäss der Auswertung um 11 Prozent auf.

Lego begründete die Preissteigerungen mit den höheren Kosten in der Produktion. Auf Öl basierende Kunststoffe waren von der Inflation stark betroffen. Allerdings geht es wohl um mehr als nur um die Weitergabe der Kosten. Digitec-Galaxus hat nämlich auch Lego-Konkurrenten im Angebot. Sie fasst diese unter der Kategorie «Klemmbausteine» zusammen. Und die ist im Vergleich zum vergangenen Jahr um 0,1 Prozent günstiger geworden.

Dass man für Produkte auf Plastikbasis grundsätzlich tiefer in die Tasche greifen muss, zeigt sich übers ganze Sortiment hinweg. Skibrillen zum Beispiel schlugen um 16 Prozent auf. Koffer sind 2022 um fast 14 Prozent teurer.

Ein weiteres typisches Weihnachtspräsent, das man im Rückblick lieber vergangenes Jahr verschenkt hätte, sind Parfums. Sie kosten heuer im Schnitt 10,5 Prozent mehr. Das Phänomen hat die Luxusindustrie schon das ganze Jahr über beschäftigt.

Weltweit gingen die Preise für die Duftwasser durch die Decke. Es ist eine Folge der Corona-Pandemie. Viele Menschen gönnten sich in den Lockdowns etwas Spezielles. Das trieb auch die Nachfrage nach Parfums in die Höhe, insbesondere solche von exklusiven Marken. Dass die Preise dieses Jahr steigen, dürfte vor allem daran liegen, dass die Hersteller die gestiegene Kaufbereitschaft abzuschöpfen versuchen.

Auch die stark gestiegenen Energiekosten spiegeln sich in den Preisen wieder, insbesondere bei Glas- und Keramikprodukten. Fondue-Caquelons (+14,7 Prozent), Trinkgläser (+9,7 Prozent) sowie Karaffen und Krüge (+7,8 Prozent) brauchen in der Produktion grosse Mengen Gas. Ebenso wie viele Schmuckprodukte, etwa Halsketten (+5,9 Prozent). Hier dürften die Hersteller die Mehrkosten auf die Konsumenten überwälzen.

Kauflustige Schweiz

Die grosse Frage ist nun, wie die Konsumentinnen und Konsumenten in der Schweiz auf diese Entwicklung reagieren. «Dieses Jahr steht unter ganz besonderen Vorzeichen. Es ist extrem schwierig, Prognosen zu machen», sagt Kurt Meister vom Marktforschungsinstitut GfK Switzerland.

Bis jetzt lassen sich die meisten Shopper nichts anmerken. Darauf deuten jedenfalls die Rabatttage rund um den Black Friday hin. Laut einer Umfrage der Zürcher Fachhochschule (ZHAW) bei 100 Schweizer Online-Shops machten die Händler am Black Friday etwa ähnlich viel Umsatz wie letztes Jahr. Entsprechend glaubt auch eine Mehrheit, dass das Weihnachtsgeschäft normal ausfallen werde – trotz der Inflation.

Selbst Lego ist immer noch hoch im Kurs. Bei Galaxus ist es in allen Landesteilen das in den Suchabfragen am meisten nachgefragte Produkt.

Im Gegensatz zum Ausland, wo die Teuerung massiv auf die Konsumentenstimmung drückt, lässt man sich in der Schweiz die Kauflaune trotz Krisenumfeld also nicht verderben. «Die Mehrzahl der Geschenke wird traditionell ausfallen, und die Schweizerinnen und Schweizer werden im Durchschnitt wieder über 300 Fr. für Weihnachtsgeschenke ausgeben», sagt Michael Kuhn, Preisexperte von Comparis. Die Schweiz erweist sich damit für den Handel als segensreiches Pflaster, der Kaufkraft sei Dank.

Moritz Kaufmann, «NZZ am Sonntag»

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