Autozulieferer stehen unter Druck Inflation, Halbleitermangel sowie steigende Material- und Energiekosten werfen Branche deutlich zurück. Der globale Umsatz wird erneut unter 2019 liegen.

Inflation, Halbleitermangel sowie steigende Material- und Energiekosten werfen Branche deutlich zurück. Der globale Umsatz wird erneut unter 2019 liegen.

 

Eine Rückkehr zum Vor-Krisen-Niveau ist erst nach 2025 zu erwarten. Bild: unsplash

Die Covid-Pandemie und die darauffolgenden Krisen haben die Zulieferindustrie mit Blick auf das Umsatzwachstum um fünf Jahre auf den Stand von 2017/18 zurückgeworfen. Insbesondere in Europa haben die schwachen Produktionsvolumen zu einer strukturellen Unterauslastung von Kapazitäten bei den Zulieferern geführt. Dies schreiben Lazard, ein Unternehmen für Finanzberatung und Vermögensverwaltung, und der Strategieberater Roland Berger in einer gemeinsamen Mitteilung zur «Global Automotive Supplier Study 2022» vom Freitag.

Margen sinken auch im Jahr 2022

Bereits seit 2019 entwickeln sich die Margen von OEMs und Zulieferern strukturell in gegensätzliche Richtungen. Dieser Effekt wurde in 2021 und 2022 nochmals verstärkt: Denn es gelang den meisten Zulieferern nicht, die steigenden Kosten aus Energie und Logistik und der Halbleiterknappheit ausreichend weiterzugeben. Ihre Margen werden 2022 im Vergleich zu 2021 (im Durchschnitt 5,3 Prozent) daher erneut sinken – und auch für 2023 ist vor dem Hintergrund der gesamtwirtschaftlichen Lage keine grundlegende Besserung zu erwarten. «Seit drei aufeinanderfolgenden Jahren hat die Automobilzuliefererindustrie nun mit einem geringeren Produktionsvolumen als vor der Pandemie zu kämpfen und es bestehen kaum Anzeichen für eine umfassende Trendwende. Eine Rückkehr zum Vor-Krisen-Niveau ist erst nach 2025 zu erwarten», sagt Felix Mogge, Partner bei Roland Berger.

Grosse Unterschiede zwischen den Teilbereichen

Dabei bestehen jedoch grosse Unterschiede: zwischen den unterschiedlichen Teilbereichen. 2021 haben vor allem Unternehmen aus den Bereichen Elektronik (9,4 Prozent durchschnittliche EBIT-Marge) und Aftermarket (10,5 Prozent) profitiert. Zulieferer von Aussenkomponenten standen aufgrund von Standardisierung und steigender Rohstoffkosten am stärksten unter Druck (4,3 Prozent). «Grosse Unterschiede zeigen sich jedoch in der Profitabilität der verschiedenen Segmente. Während Elektroniklieferanten und Aftermarket-fokussierte Zulieferer die durchschnittliche Rentabilität der Branche weit übertreffen konnten, sehen sich die meisten Anbieter traditioneller Komponenten in diesem Marktumfeld mit weiter sinkenden Gewinnspannen konfrontiert. Insbesondere kleine Zulieferer, die regional schlechter aufgestellt sind und denen es an breiter Produktdiversifizierung mangelt, werden sich wahrscheinlich am langsamsten erholen.»

Mit Blick auf die Unternehmensgrösse waren Mega-Zulieferer mit einem Umsatz von mehr als 10 Milliarden Euro mit einer EBIT-Marge von 5,9 Prozent im Jahr 2021 noch am profitabelsten. Kleinere Firmen mit unter 500 Millionen Euro Umsatz kommen nur auf niedrige Margen von durchschnittlich 2,8 Prozent. In 2022 ist aber auch bei vielen grossen Zulieferern aufgrund der Faktorkostensteigerungen die Ertragslage nochmals stärker unter Druck geraten. Die gemeinschaftliche Bewältigung dieser Herausforderung mit den OEMs dürfte auch 2023 die Agenda der Zulieferer bestimmen.

Investitionen in neue Technologien sind notwendig

Die Transformation der Automobilindustrie hin zum elektrischen und autonomen Fahren mit immer stärker digitalisierten Fahrzeugfunktionen und Mobilitätsangeboten führt auch bei den Zulieferern zu notwendigen Investitionen in neue Technologien. Umsatz- und Gewinnwachstum lässt sich den Studienautoren zufolge in den nächsten Jahren nur in Kombination mit neuen Technologien erzielen. Lag 2019 beispielsweise der Marktanteil von elektrischer Antriebstechnik an allen Komponenten nur bei 4 Prozent, wird er bis 2030 auf 25 Prozent steigen.

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