KMU-PMI: Keine Trendwende in Sicht Trotz voller Auftragsbücher nimmt die Produktion bei Schweizer KMU aus der Industrie aufgrund der anhaltenden Lieferprobleme nur wenig zu. Der Ausblick bleibt zwiespältig.

Trotz voller Auftragsbücher nimmt die Produktion bei Schweizer KMU aus der Industrie aufgrund der anhaltenden Lieferprobleme nur wenig zu. Der Ausblick bleibt zwiespältig.

 

Die weltweiten Schwierigkeiten in den Lieferketten führen dazu, dass die Produktion bei den hiesigen KMU nur schleppend Fahrt aufnimmt. Bild: unsplash.com

Das Erfreuliche vorweg: Der Raiffeisen KMU PMI ist im Dezember von 55,3 auf 55,9 Indexpunkte gestiegen und blieb damit bereits zum zehnten Mal in Folge über der Wachstumsschwelle. Der Index misst, wie optimistisch die Einkaufsmanager auf die zukünftige Wirtschaftsentwicklung blicken. In jedem der letzten zehn Monate hat sich die Geschäftslage der befragten KMU im Vergleich zum jeweiligen Vormonat also verbessert. Das Wachstum war aber zuletzt nicht mehr so hoch wie in den Sommermonaten, als der Index zeitweise deutlich über 60 notierte, hat Raiffeisen heute vermeldet.

Produktionsdynamik hat sich verlangsamt

In der Zwischenzweit hat sich vor allem die Produktionsdynamik verlangsamt, was auf die anhaltenden Materialengpässe zurückzuführen ist, heisst es weiter. KMU kommen schlechter mit der Lieferproblematik zurecht als Grossunternehmen, wie der Vergleich vom Raiffeisen KMU PMI zum Einkaufsmanagerindex von procure.ch zeigt, der die Gesamtwirtschaft abbildet. Die meisten Subkomponenten der beiden PMIs notieren auf ähnlich hohen Niveaus, bei der Entwicklung der Einkaufslager zeigen sich aber grosse Unterschiede. Während es bei den Grossunternehmen zuletzt zu einem historisch starken Lageraufbau kam, ist die entsprechende Subkomponente beim Raiffeisen KMU PMI zuletzt wieder unter die Wachstumsschwelle von 50 gerutscht. Der PMI von procure.ch notiert deshalb auf einem höheren Niveau als der Einkaufsmanagerindex von Raiffeisen (siehe Grafik).

Bei den KMU hat sich laut der Bankengruppe im Dezember die Auftragsdynamik zwar nochmals spürbar beschleunigt, die Produktion ist aber erneut nur wenig gewachsen. Die entsprechende Subkomponente verharrte bei 52,5 Punkte und blieb damit deutlich unter dem Durchschnitt von 2021. Die Beschäftigungskomponente wiederum nahm erneut leicht zu, blieb mit 51,5 Punkten aber unverändert nur knapp über der Expansionsschwelle. Die KMU schaffen also stetig neue Stellen, allerdings weiterhin nur im überschaubaren Rahmen.

Keine anzeichen für Normalisierung in den Lieferketten

Sofern sich die Lieferengpässe im Verlauf des neuen Jahres nach und nach lösen, dürfte die Unternehmen die Produktion wieder erhöhen, um die angesammelten Auftragsbestände abzuarbeiten, sind die Raiffeisen-Ökonomen überzeugt. Noch gibt es aber keine eindeutigen Anzeichen dafür, dass sich die globalen Lieferketten bald normalisieren. Das Aufkommen der Omikron-Variante und neue Eindämmungsmassnahmen der Regierungen drohen die Materialengpässe kurzfristig sogar noch zu verschärfen. Für den späteren Jahresverlauf gibt es aber Hoffnung auf eine Entspannung bei den Lieferproblemen. Letztes Jahr erlebte die globale Güternachfrage einen regelrechten Boom, weil viele Dienstleistungen nur eingeschränkt verfügbar waren und die Konsumenten ihre Ersparnisse erhöhen konnten, z.T. auch wegen staatlichen Unterstützungszahlungen. Die überdurchschnittlich grosse Nachfrage ist der Hauptgrund für die Belastung der globalen Lieferketten. Eine Wiederholung dieses Nachfragebooms in 2022 ist aufgrund der gesättigten Güternachfrage der Konsumenten aber wenig wahrscheinlich.

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