KOF traut Schweizer Wirtschaft trotz Ukrainekrieg Wachstum zu Die Ukraine-Krise könnte der Schweizer Wirtschaft im laufenden Jahr einen empfindlichen Wachstumsdämpfer verpassen. Daher stellen die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich zwei mögliche Szenarien für das Schweizer BIP-Wachstum vor.

Die Ukraine-Krise könnte der Schweizer Wirtschaft im laufenden Jahr einen empfindlichen Wachstumsdämpfer verpassen. Daher stellen die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich zwei mögliche Szenarien für das Schweizer BIP-Wachstum vor.

 

 

Da viele im internationalen Rohstoffhandel tätige Firmen in der Schweiz ansässig sind, könnte es bei weiteren, umfassenderen Embargos als bis anhin zu einem empfindlichen Wertschöpfungsverlust kommen. Bild: unsplash

In dem positiven Basisszenario, wie die Experten es nennen, gehen sie davon aus, dass das Bruttoinlandprodukt (BIP) im laufenden Jahr um 3 Prozent wachsen wird. Diese Wachstumsrate hatten sie bereits in der Winterprognose vom Dezember vorhergesagt.

«Noch ist es so, dass wir dem positiven Basisszenario eine etwas grössere Wahrscheinlichkeit beimessen als dem Negativszenario», sagte KOF-Direktor Jan-Egbert Sturm am Mittwoch an einer Medienkonferenz. Da man aber nicht wisse, was die politischen Entscheidungsträger als nächstes planen, sei es schwierig, eine solche Prognose abzugeben. «Die Lage kann sich von einer Minute auf die andere ändern.»

Sollte es denn zu einer weiteren Eskalation kommen und das Negativszenario eintreten, dürfte die Schweizer Wirtschaft 2022 nur um 1,1 Prozent wachsen, so die Vorhersage. In diesem Szenario würde sich die Ukraine-Krise ausweiten und es käme zu einem vollständigen Stopp aller russischen Energie- und Rohstoffexporte auch in die EU, einem Wegzug des Handels mit russischem Rohöl aus der Schweiz und einer deutlichen Aufwertung das Frankens.

«Je nachdem wie sehr die Lage eskalierte, könnte dann sogar das Negativszenario nicht negativ genug sein», ergänzte Sturm.

Prognose für 2023 angepasst

Speziell für die Schweizer Wirtschaft seien denn auch die Frage nach weiteren möglichen Sanktionen gegen Russland von zentraler Bedeutung. Da viele im internationalen Rohstoffhandel tätige Firmen in der Schweiz ansässig sind, könnte es bei weiteren, umfassenderen Embargos als bis anhin zu einem empfindlichen Wertschöpfungsverlust kommen, sagte Sturm.

Während die BIP-Prognose für das laufende Jahr bestätigt wurde, haben die Experten die Vorhersage für 2023 auf +2,0 Prozent nach zuvor +2,1 Prozent gesenkt. Im Negativszenario erwartet die KOF ein Wachstum von gerade einmal 0,5 Prozent.

Weniger Sorge bereitet den Ökonomen dagegen das Coronavirus. Hier gehen Sturm und seine Kollegen davon aus, dass sich das Virus nicht länger pandemisch bleibt, sondern endemisch wird. Mit einschränkenden Massnahmen wie 2020 sei bei einer weiteren möglichen Welle etwas später im Jahr nicht zu rechnen. «Schon im vergangenen Jahr sind wir mit dem Virus anders umgegangen als 2020 und wir haben weiter dazugelernt», erklärte der Direktor.

Grosse Sportanlässe ausgeklammert, rechnet die KOF für 2022 weiterhin mit einem Wachstum von 2,9 Prozent. Für 2023 senken die Experten ihre Annahmen leicht auf +2,3 Prozent nach zuvor +2,4 Prozent. Im Negativszenario lägen die Wachstumsraten dann bei +1,0 Prozent im laufenden und bei +0,8 Prozent im kommenden Jahr.

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