Russland ist für Schweizer Firmen kein grosses Geschäft Russland-Geschäft macht bei den grossen Schweizer Unternehmen nur einen geringen Umsatzanteil aus. Eine Übersicht.

Russland-Geschäft macht bei den grossen Schweizer Unternehmen nur einen geringen Umsatzanteil aus. Eine Übersicht.

Viele Unternehmen aus dem In- und Ausland haben ihre Geschäfte mit Russland gestoppt oder zumindest eingeschränkt. Doch wie stark sind die grossen Schweizer Unternehmen eigentlich auf dem russischen Markt vertreten? Es zeigt sich, dass die meisten im Russland höchstens Umsatzbeiträge im einstelligen Prozentbereich erzielen.

Technologie und Industrie

ABB: Der Technologiekonzern hat 2021 zwischen 1 und 2 Prozent seines Umsatzes im russischen Markt erwirtschaftet, also ungefähr 30 bis 60 Millionen Franken. In Russland beschäftigt ABB rund 750 Mitarbeitende an zwei Produktionsstätten in der Region Moskau und Lipetsk sowie «eine Reihe von Servicecentern». Das Unternehmen hat Anfang Monat seine Tätigkeit und die Annahme neuer Aufträge in Russland, der Ukraine und Weissrussland eingestellt.

Stadler Rail: Der Ostschweizer Zugbauer hat in Weissrussland eine grosse Fabrik. Dort fertigt das Unternehmen Züge und Strassenbahnen, hauptsächlich für die ehemaligen Sowjetstaaten. Stadler beschäftigte dort ursprünglich 1500 Mitarbeitende, baute wegen schwacher Auslastung allerdings bereits rund 300 Stellen ab. In Russland und der Ukraine hat das Unternehmen nach eigenen Angaben keine Fabriken und aktuell auch keine ausstehenden Aufträge.

Geberit: Der Sanitärtechnikkonzern hat in der Ukraine ein Keramikwerk mit 550 Mitarbeitenden und eine Vertriebsgesellschaft mit 40 Mitarbeitenden. In Russland hat Geberit zudem eine Vertriebsgesellschaft mit 70 Mitarbeitenden. Insgesamt erwirtschaftet Geberit rund 2 Prozent des Konzernumsatzes von zuletzt knapp 3,5 Milliarden Franken in den beiden Ländern.

Bucher: Der Maschinenbauer hat in Russland zwei Standorte mit insgesamt 150 Mitarbeitenden und 40 Millionen Aktiven. Man plane keinen Rückzug aus Russland, auch wenn die Geschäfte vorübergehend zum Erliegen kommen dürften, hiess es auf Anfrage.

Autoneum: Der Winterthurer Autozulieferer beschäftigt rund 90 Mitarbeitende in einem Werk in Russland. Man wolle das Werk aktuell offen halten, sei dabei allerdings stark von der Entscheidung des Hauptkunden abhängig, hiess es. Der Umsatz des Werks ist mit einem Anteil von weniger als 0,3 Prozent (bei einem Gesamtumsatz von 1,7 Milliarden) gering.

Burckhardt Compression: Der Winterthurer Maschinenbauer hat keine Angestellte in Russland, erwirtschaftet aber etwa 2 bis 5 Prozent seines durchschnittlichen Jahresumsatzes im russischen Markt. Inzwischen werden keine Neuaufträge aus dem Land mehr angenommen. Das Unternehmen erzielte im Geschäftsjahr 2020/21 einen Gesamtumsatz von 659 Millionen Franken.

Holcim: Der Zement- und Baustoffkonzern hat am Freitag darüber informiert, seine Kapitalinvestitionen in Russland auszusetzen. Das Unternehmen beschäftigt aktuell über 1000 Personen in Russland, der Umsatz in dem Land mache weniger als 1 Prozent des Gesamtumsatzes von knapp 27 Milliarden Franken aus. In der Ukraine ist Holcim dagegen nicht aktiv.

Pharma und Chemie

Novartis: Das Unternehmen beschäftigt in Russland 2000 Mitarbeitende und hat eine Produktionsstätte in St. Petersburg, wo Medikamente für die russische Bevölkerung hergestellt werden. «Unser Geschäft und unsere Priorität sind die Gesundheit und das Wohlergehen der Patienten. Wir setzen uns weiterhin dafür ein, dass Patientinnen und Patienten in allen Ländern, auch in Russland, Zugang zu Medikamenten erhalten», hiess es auf Anfrage. Welchen Umsatz Novartis in Russland erzielt, hält das Unternehmen jedoch geheim.

Roche: «Roche beliefert Patienten, nicht Märkte», so lautet hier die Antwort. Seit jeher sei Roche bestrebt, alle Patienten mit Medikamenten und diagnostischen Tests zu versorgen, «in Übereinstimmung mit dem humanitären Völkerrecht», wie das Unternehmen betont. Man bleibe deshalb dort weiter aktiv. Die Gruppe beschäftigt in Russland 800 Mitarbeitende und erzielt dort rund 1 Prozent des Umsatzes – das wären 2021 umgerechnet rund 630 Millionen Franken.

Lonza: Der Pharmazulieferer gab an, man habe nur in sehr begrenztem Umfang in Russland und der Ukraine Geschäftsbeziehungen und sei dort nur im kleinen Rahmen tätig. Mehr Informationen gab das Unternehmen nicht bekannt.

Clariant: Das Unternehmen ist in der russischen Hauptstadt Moskau unter anderem mit einem Verkaufsbüro und einem Labor vertreten und erwirtschaftet dort etwa 2 Prozent des Jahresumsatzes von gut 4 Milliarden Franken. Die Firma beschäftigt in Russland 54 Mitarbeitende, stellte die Tätigkeiten dort inzwischen jedoch ein. In der Ukraine arbeiten laut Angaben des Unternehmens 146 Personen.

Lebensmittel

Nestlé: Der weltgrösste Lebensmittelkonzern beschäftigt laut eigenen Angaben 7000 Mitarbeitende in Russland und hat dort sechs Fabriken. Kürzlich wurde entschieden, in Russland nur noch Grundnahrungsmittel und wichtige Produkte wie therapeutisches Tierfutter zu verkaufen und aus Russland auch nur noch solche zu exportieren. Premium-Produkte wie Nespresso oder Mineralwasser von S. Pellegrino hingegen werden nicht mehr angeboten. Zum Umsatz in Russland machte Nestlé allerdings keine Angaben.

Lindt: Der Schokoladenfabrikant hat in Russland eine Tochtergesellschaft mit rund 120 Mitarbeitenden und erzielt dort weniger als 1 Prozent des Konzernumsatzes, der 2021 insgesamt bei 4,6 Milliarden lag. Das Unternehmen liefert keine Schokolade mehr nach Russland.

Emmi: Mit Käse-Exporten nach Russland erzielt der Milchverarbeiter wenige Millionen Franken Umsatz. Insgesamt macht das Russlandgeschäft weniger als 0,1 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Eine eigene Fabrik hat das Unternehmen dort keine.

Orior: Etwa 2 Millionen Franken erwirtschaftete der Lebensmittelkonzern im vergangenen Jahr in Russland, indem das Unternehmen dort Premium-Salami von Rapelli und Biotta-Säfte verkaufte. Inzwischen liefert Orior jedoch nicht mehr nach Russland.

Banken

UBS: Die grösste Schweizer Bank hat nur ein «begrenztes» direktes Engagement in Russland, der Ukraine, in Weissrussland sowie in den angrenzenden europäischen Ländern. Die russische Tochtergesellschaft, OOO UBS Bank, hielt Ende 2021 Nettovermögensverwerte von 51 Millionen Dollar. Per 3. März lag das Exposure der UBS aus der Abhängigkeit von russischen Assets als Sicherheiten für Lombardkredite und andere besicherte Finanzierungen im Global Wealth Management bei rund 0,2 Milliarden Dollar.

Credit Suisse: Auch die Konkurrentin ist laut eigenen Angaben nur moderat in Russland vertreten. Das gesamte Kreditvolumen der Schweizer Grossbank in Russland belief sich per Ende 2021 netto auf 848 Millionen Franken, wie die CS anlässlich der Veröffentlichung ihres Geschäftsberichts 2021 am Donnerstag mitteilte. Das Kreditengagement gegenüber sanktionierten Personen in der CS-Vermögensverwaltung sei zudem «nur minimal». Die CS ist in Russland mit einem Standort in Moskau präsent und beschäftigt dort 125 Mitarbeitende. Das Nettovermögen der russischen Tochtergesellschaften beziffert die CS zudem auf 195 Millionen Franken.

Versicherer

Zurich: Der weltweit tätige Konzern unterhält nach eigenen Angaben ein «verschwindend kleines» Geschäftsportfolio in Russland. Und inzwischen würden mit inländischen Kunden in Russland keine neuen Versicherungsverträge mehr gezeichnet und auch die Erneuerung von bestehenden Verträgen sei eingestellt worden, hiess es auf Anfrage.

Swiss RE: Der Rückversicherer ist in Russland nicht vor Ort präsent. Man halte sich an die geltenden Sanktionen, die gegen Russland und Weissrussland ergriffen worden seien, hiess es auf Anfrage. Daher zeichne Swiss Re weder mit russischen noch mit weissrussischen Kunden – unabhängig davon, ob sie direkt sanktioniert worden seien oder nicht – Neugeschäft und erneuere auch keine auslaufenden Kontrakte. Bestehende Geschäftsbeziehungen würden überprüft.

Swiss Life / Baloise: Die beiden Gesellschaften sind in Russland operativ nicht tätig. Ihr Geschäft konzentriert sich auf den Heimmarkt Schweiz und einige ausgewählte europäische Märkte. Risiken ergeben sich höchstens im Anlageportfolio der beiden Gruppen. Allerdings haben die beiden Gesellschaften in ihren Portfolios nur sehr geringe Risiken im Zusammenhang mit russischen Wertpapieren, wie es hiess.

Das könnte Sie auch interessieren: