Handelsabkommen mit Indonesien: Eine Chance für Schweizer KMU Am 7. März stimmt die Schweiz über das Freihandelsabkommen mit Indonesien ab. Der Vertrag sieht umfassende Zollsenkungen und einen besseren Schutz von geistigem Eigentum vor, ist aber wegen des Palmölimports umstritten.

Am 7. März stimmt die Schweiz über das Freihandelsabkommen mit Indonesien ab. Der Vertrag sieht umfassende Zollsenkungen und einen besseren Schutz von geistigem Eigentum vor, ist aber wegen des Palmölimports umstritten.

Indonesien kennen viele Menschen hierzulande nur als Reisedestination. Tatsächlich ist der Tourismus für das südostasiatische Land, das aus rund 17’000 Inseln besteht, eine wichtige Einnahmequelle. Doch sie ist nur eine unter vielen, denn die wirtschaftliche Entwicklung hat in den vergangenen Jahren deutlich an Fahrt aufgenommen. Mit 267 Millionen Einwohnern verfügt Indonesien über einen interessanten Binnenmarkt mit viel Potenzial: Experten von PricewaterhouseCoopers gehen davon aus, dass es bis 2050 zur viertgrössten Volkswirtschaft der Welt aufsteigen wird. Vergleichsweise stabile politische Verhältnisse und ein wachsender Mittelstand tragen zu dieser Prognose bei.

Für eine Exportnation wie die Schweiz wird Indonesien damit zu einem sehr interessanten Partner. Heute liegt das Land im Schweizer Export-Ranking nur auf Position 47. Schuld daran sind unter anderem hohe Importzölle und bürokratische Handelshemmnisse. Dies würde sich ändern, falls die Schweiz das neue Freihandelsabkommen ratifiziert, dass sie zusammen mit den anderen EFTA-Staaten (Norwegen, Island und Liechtenstein) mit der Regierung in Jakarta ausgehandelt hat.

Fortschrittlicher Umgang mit Palmöl

Die Verhandlungen waren keineswegs einfach, denn Indonesien hat noch kaum Erfahrungen mit Handelsverträgen mit westlichen Staaten. Eine grosse Knacknuss war das Thema Palmöl. Einerseits handelt es sich dabei um Indonesiens wichtigstes Exportgut – ein Abkommen, das Palmöl ausschliesst, würde die Regierung niemals unterzeichnen. Andererseits wurden in den vergangenen Jahrzehnten für den Palmölanbau rücksichtslos riesige Flächen Urwald gerodet. Das Produkt, das in unzähligen Lebensmitteln und Kosmetika Verwendung findet, hat deshalb in vielen Ländern einen schlechten Ruf.

Am Ende der jahrelangen Verhandlungen fand man eine Lösung: Die im Abkommen vorgesehenen Zollsenkungen sollen nur für Palmöl gelten, das nachweislich aus nachhaltiger Produktion stammt. Dafür werden die strengsten international anerkannten Zertifizierungen herangezogen. Wer sie umgeht, hat gemäss bundesrätlicher Verordnung mit hohen Bussen zu rechnen. So will man Anreize schaffen, dass Indonesien künftig auf nachhaltigen Anbau setzt – grundsätzlich hat Palmöl nämlich eine vorteilhafte Ökobilanz, weshalb auch der WWF diese Lösung gutheisst. Das Abkommen ist damit äusserst fortschrittlich. Zum ersten Mal ist es der Schweizer Aussenhandelsdiplomatie gelungen, Zollsenkungen direkt mit Kriterien zur Nachhaltigkeit zu verknüpfen. Für eine Allianz aus Bauerngewerkschaftern, Grünen und Jungsozialisten gehen diese Bestimmungen allerdings nicht weit genug. Deshalb haben sie das Referendum ergriffen und damit eine Volksabstimmung erzwungen.

«Klare Vorteile bezüglich Kosten und Rechtssicherheit»

Sollte der Vertrag angenommen werden, bietet er für die zuletzt arg gebeutelte Schweizer Exportwirtschaft grosse Chancen. Bereits heute sind rund 150 Schweizer Unternehmen in Indonesien tätig und haben mehr als 50’000 Arbeitsplätze geschaffen. «Mit dem Abkommen ergeben sich klare Wettbewerbsvorteile für Schweizer Unternehmen, vor allem bezüglich Kosten und Rechtssicherheit», erklärt Erwin Spichtig, CEO der Firma Sandmaster. Das Sandstrahltechnik-Unternehmen aus Zofingen hat 2010 in Indonesien eine Produktionsstätte aufgebaut und nutzt den Standort auch als Eingangstor zum riesigen asiatischen Markt. Spichtig sieht für sein KMU gute Wachstumsmöglichkeiten, sollte das Abkommen in Kraft treten.

Da die exportierenden Unternehmen der Schweiz zu 98 Prozent KMU sind, ist es vor allem diese Unternehmenskategorie, die von Zollsenkungen und einem besseren Schutz von Investitionen und Patenten profitieren würde. Und weil umgekehrt der Palmölimport weiterhin eng begrenzt sein wird, besteht auch keine Gefahr, dass er die einheimische Raps- und Sonnenblumenölproduktion konkurrenziert. Die Wirtschaft samt Bauernverband steht deshalb geschlossen für ein Ja ein, ebenso wie Bundesrat, Parlament und fast alle Parteien.

Oliver Steimann, Leiter Newsroom economiesuisse

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