Angst vor akuter Inflation ist unbegründet Steigende Preise sorgen gegenwärtig für Unruhe. Gemäss BAK Economics sind ausufernde Inflations-Befürchtungen übertrieben, zumindest kurzfristig und ganz besonders für die Schweiz.

Steigende Preise sorgen gegenwärtig für Unruhe. Gemäss BAK Economics sind ausufernde Inflations-Befürchtungen übertrieben, zumindest kurzfristig und ganz besonders für die Schweiz.

 

Die globale Nachfrage nach Rohstoffen, unter anderem Erdöl, hat wieder zugekommen. Bild: Pixabay

Die Hauptursache der aktuellen Preissteigerungen ist zunächst erfreulich, heisst es in der Mittleiung des Schweizer Wirtschaftsforschungsinstituts. Die globale Nachfrage habe wieder kräftig angezogen. Auf dem Höhepunkt der Pandemie waren die Preise vieler Güter und Dienstleistungen massiv gefallen. Nun normalisieren sie sich wieder.

Ein prominentes Beispiel für diese sogenannten Basiseffekte ist der Ölpreis. Zugegebenermassen verlaufe aber auch der Erholungsprozess nicht ohne Friktionen, heisst es weiter. Aus verschiedenen Gründen könne das Angebot gegenwärtig vielerorts nicht mit der hohen Nachfrage mithalten. Viele Produzenten wurden vom Tempo der globalen Erholung überrascht. Ein prominentes Beispiel hierfür ist die Holzproduktion. Andere Produzenten dürfen pandemiebedingt noch nicht in dem Ausmass anbieten, wie es eigentlich möglich wäre, z.B. im Gastgewerbe. Hinzu kommt Pech wie gestrandete Transportschiffe oder der Brand in einer grossen Chip-Fabrik. Die Herstellung vieler aktuell besonders gefragter Produkte wird hierdurch verzögert und der Nachfrageüberhang zusätzlich verschärft.

Höhere Inflationsraten als in den letzten Jahren

Gefährlich wird Inflation immer dann, wenn sich auch die Inflationserwartungen deutlich nach oben verschieben und eine sich selbst verstärkende Preis-Lohnspirale in Gang bringt, die nur mit einer schmerzhaften geldpolitischen Straffung wieder eingefangen werden kann, schreibt das BAK. Die genannten Prozesse führen zwar aktuell in einigen Ländern zu deutlich höheren Inflationsraten als man es in den letzten Jahren gewohnt war. Vieles davon sei jedoch temporär und werde für sich genommen nicht ausreichen, die Inflationserwartungen auf ein Mass zu treiben, das nicht mehr mit Preisstabilität vereinbar ist, sind die Wirtschaftsforscher überzeugt. Deflationäre Gegenkräfte wie die trotz aller Erholung erst zögerlich zur Normalauslastung zurückkehrende globale Wirtschaft, eine nach wie vor deutlich über dem Vorkrisenniveau liegende Arbeitslosigkeit und der weiterhin intensive globale Wettbewerb würden stark wirken. Vor allem aber korrigieren, laut dem BAK, dynamische Marktprozesse vieles selbst. Steigende Preise setzen Anreize für Investitionen und Markteintritte, so dass Nachfrageüberhänge bald auch angebotsseitig abgebaut werden.

Mittel- und längefristig könnte Inflation Sorgen bereiten

Ganz ohne Sorge sollte man das Thema Inflation jedoch nicht zur Seite schieben, vor allem in der mittel- und längerfristigen Perspektive, gibt das BAK zu bedenken. Die während der Pandemie nochmals stark erhöhten öffentlichen Schuldenberge und Liquiditätszufuhren der Notenbanken müssten irgendwann abgetragen werden. Die Inflationstoleranz vieler Staaten sei gestiegen. Die aktuell noch fest verankerten Inflationserwartungen könnten in den kommenden Jahren einem ernsthaften Test unterzogen werden, vor allem in den USA und der Eurozone. Dieses Szenario wäre laut den Wirtschaftsforschern auch für die Schweiz ungemütlich. Zwar bleibe die Inflationsgefahr hierzulande gering. Inflationsbedingte Nachfrageeinbrüche in anderen Ländern und ein wohl wieder deutlich erstarkender Franken würden aber auch ernstzunehmende Gefahr für die Schweizer Wirtschaft bergen.

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