Arbeitslosigkeit bleibt auf tiefstem Stand seit zwei Jahrzehnten Trotz aller düsteren Wolken einer drohenden Energiekrise zeigt sich der Schweizer Stellenmarkt äusserst stark. Die Arbeitslosenquote liegt mit 2,0 Prozent weiterhin so tief wie letztmals vor über zwanzig Jahren.

Trotz aller düsteren Wolken einer drohenden Energiekrise zeigt sich der Schweizer Stellenmarkt äusserst stark. Die Arbeitslosenquote liegt mit 2,0 Prozent weiterhin so tief wie letztmals vor über zwanzig Jahren.

Ende August waren bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) 91’372 Menschen als arbeitslos gemeldet. Das sind 102 weniger als im Juli, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am 8. September 2022 mitteilte. Die Arbeitslosenquote verharrte wie im Juli bei 2,0 Prozent.

Damit ist sie so tief wie zuletzt im November 2001. Vor einem Jahr hatte die Quote noch 2,7 Prozent betragen. In den vergangenen zwölf Monaten ist die Zahl der Arbeitslosen um knapp 28 Prozent gefallen.

Quote tiefer als erwartet

Saisonbereinigt, also unter Ausklammerung saisonaler Faktoren und Zufallseinflüssen, sank die Arbeitslosenquote leicht auf 2,1 Prozent nach 2,2 Prozent im Juli.

Damit dürfte die Arbeitslosigkeit auf die so genannte Sockelarbeitslosigkeit gefallen sein, sagte Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit beim Seco, in einer Telefonkonferenz. Das dürfte das Minimum sein, das aktuell erreichbar sei.

Der Rückgang der Arbeitslosigkeit sei darauf zurückzuführen, dass die Dauer der Arbeitslosigkeit stark gesunken sei, sagte Zürcher. Der grösste Teil der beim RAV gemeldeten Arbeitslosen sei nur vorübergehend arbeitslos.

«Das sind beispielsweise Leute, die zwischen zwei Jobs einen Durchhänger haben und Arbeitslosengeld in Anspruch nehmen müssen», sagte Zürcher. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen sei den 14. Monat hintereinander gefallen. Die Langzeitarbeitslosen machten nur noch etwa ein Fünftel aller Arbeitslosen aus.

Viele offene Stellen

Auf der anderen Seite suchen die Unternehmen händeringend Personal. «Wir sehen im Moment einen ausgeprägten Fachkräftemangel», sagte Zürcher. Die Zahl der Stellensuchenden sei weiter gesunken und so tief wie letztmals vor der Finanzkrise. Und die Zahl der gemeldeten offenen Stellen sei ausserordentlich hoch.

Gleichzeitig ist die Kurzarbeit weiter geschmolzen und spielt kaum mehr eine Rolle am Schweizer Arbeitsmarkt. Im Juni – die Daten werden mit Verzögerung gemeldet – waren nur noch 2893 Personen in Kurzarbeit. «Das sind nur noch 0,05 Prozent der Beschäftigten», sagte Zürcher. Damit hat sich die Zahl der Kurzarbeiter gegenüber dem Vormonat Mai beinahe halbiert.

Die Zahl der von Kurzarbeit betroffenen Firmen ging um knapp ein Drittel auf 652 zurück. Die Erholung von der Coronakrise gehe weiter. Während der Pandemie hätten zwischenzeitlich ein Viertel aller Unternehmen Kurzarbeit gehabt, erinnerte Zürcher.

Keine Trendwende wegen Ukraine-Krieg

Und die Folgen des Ukraine-Kriegs haben bislang auch zu keiner Trendwende geführt, auch wenn einige Unternehmen wegen der Energiekrise Kurzarbeitsentschädigung beim Seco vorangemeldet haben. «Bisher gibt es keine Anzeichen für starke Beanspruchung der Kurzarbeitsentschädigung durch Konsequenzen des Ukraine-Kriegs», sagte Zürcher.

Der Krieg und seine Folgen auf die Energiepreise würden zwar die Konjunktur dämpfen. «Kurzfristig lassen aber die meisten Indikatoren noch eine positive Beschäftigungsentwicklung erwarten», sagte Zürcher.

Im September könnte die Arbeitslosigkeit nochmals bei 2 Prozent verharren. Ein Anstieg im Herbst dürfte ausschliesslich auf saisonalen Gründe wie etwa eine geringe Tätigkeit auf dem Bau wegen schlechterem Wetter zurückzuführen sein und nicht auf eine bevorstehende Rezession, sagte der Seco-Experte.

Im Durchschnitt rechnet das Seco bisher mit einer Arbeitslosenquote von 2,1 Prozent im Gesamtjahr 2022. Eine neue Prognose wird am 20. September vorgelegt.

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