Arbeitsmarkt nähert sich Vorkrisenniveau Die Lage auf dem Schweizer Arbeitsmarkt hat sich zum Jahresstart 2022 auf den ersten Blick wenig verändert. Auf den zweiten Blick gibt es aber verschiedene positive Entwicklungen.

Die Lage auf dem Schweizer Arbeitsmarkt hat sich zum Jahresstart 2022 auf den ersten Blick wenig verändert. Auf den zweiten Blick gibt es aber verschiedene positive Entwicklungen.

 

Der Schweizer Arbeitsmarkt befindet sich weiterhin auf dem Weg zurück zum Vorkrisenniveau. Bild: unsplash

Insgesamt waren Ende Januar 122’268 Personen bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) als arbeitslos gemeldet. Das waren 540 mehr als im Dezember, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Montag mitteilte. Die Arbeitslosenquote verharrte damit bei 2,6 Prozent.

Für Oliver Schärli, Leiter des Bereichs Abeitsmarkt/Arbeitslosenversicherung beim Seco, war die Entwicklung gleichwohl erfreulich, wie er am Montag vor den Medien ausführte. Er stützte sich dabei auf die saisonbereinigte Entwicklung ab, die etwa die geringeren Verdienstmöglichkeiten auf dem Bau wegen der kalten Witterung berücksichtigt.

Konkret ging die um saisonale Faktoren bereinigte Arbeitslosenquote im Januar auf 2,3 von 2,4 Prozent zurück. Und die Zahl der Arbeitslosen nahm in dieser Sichtweise um über 5000 ab. «Ein solcher starker Rückgang ist für den Monat Januar womöglich historisch», so Schärli.

Ältere hinken hinterher

Für den Seco-Beamten steht somit fest, dass sich der Schweizer Arbeitsmarkt weiterhin auf dem Weg zurück zum Vorkrisenniveau befindet. In der Kategorie der 15- bis 24-Jährigen sei die Situation schon besser als zu Vorkrisenzeiten, bei den 25- bis 49-Jährigen fehle auch nicht mehr viel. Nur die Kategorie der 50- bis 64-Jährigen hinke leicht hinterher.

Laut Schärli ist es aber üblich in Aufschwungphasen, dass die älteren Arbeitnehmer erst am Schluss profitieren. Zudem erinnerte er daran, dass mit dem Jahr 2019 verglichen werde. «Und das war für den Schweier Arbeitsmarkt ein ausgezeichnetes Jahr.» Und immerhin seien auch in dieser Alterskategorie derzeit fast 10’000 Personen weniger arbeitslos als vor einem Jahr, als die Corona-Arbeitslosigkeit ihren Höhepunkt erreicht hatte. Damals war insgesamt eine Quote von 3,7 Prozent erreicht worden.

Positiv ist für Schärli nun auch, dass der Aufschwung am Arbeitsmarkt alle Branchen und Regionen erfasse. Besonders stark zurückgegangen sei die saisonbereinigte Arbeitslosigkeit in den Tourismuskantonen Wallis, Graubünden und Tessin. Weitere positive Entwicklungen im Januar waren, dass die Zahl der Stellensuchenden im Januar abnahm (-2809) und sich gleichzeitig die Zahl der gemeldeten offenen Stellen erhöhte (+10’881).

Im Sommer Normalität bei Kurzarbeit?

Und auch bei der Kurzarbeit sind die Signale positiv. Die Voranmeldungen der Betriebe seien im Januar weiter zurückgegangen, so Schärli. Und im November, zu dem nun aktuelle Zahlen zur konkreten Nutzung dieses Kriseninstruments bekannt sind, waren nur noch knapp 45’000 Personen von Kurzarbeit betroffen, gut 3500 weniger als im Monat davor. «Das ist zwar immer noch ein erhöhter Wert, aber der tiefste seit Beginn der Pandemie», sagte Schärli.

Zum Vergleich: Auf dem Höhepunkt der Krise im Frühling 2020 hatte für fast 1,4 Millionen Menschen Kurzarbeit gegolten, in der zweiten Corona-Welle war die Zahl dann im Februar 2021 nochmals auf gut 520’000 geklettert. Die Kurzarbeit war ein Hauptinstrument der Schweizer Politik, um die negativen Corona-Effekte abzufedern.

Schärli geht davon aus, dass mit den nun sich abzeichnenden Lockerungsschritten die Kurzarbeit weiter «massiv» zurückgehen wird. «Ich könnte mir vorstellen, dass wir im Sommer wieder Normalzustände haben.»

Generell seien die Aussichten am Arbeitsmarkt «gut bis sehr gut», so der Seco-Beamte. Er erinnerte auch an die offizielle Seco-Prognose, welche für das laufende Jahr eine durchschnittliche Quote von 2,4 Prozent vorhersagt. Dies wäre nur minimal mehr als die 2,3 Prozent aus dem Vorkrisenjahr 2019.

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