Klimaneutralität eröffnet Chancen für Automobilzulieferer Die Decarbonisierung stellt die Zulieferfirmen vor enorme Herausforderungen. Sie hat aber auch durchwegs positive Folgen.

Die Decarbonisierung stellt die Zulieferfirmen vor enorme Herausforderungen. Sie hat aber auch durchwegs positive Folgen.

 

Durch die Vorgaben der Automobilhersteller gerät die Zulieferbranche in Zugzwang. Bild: Pixabay

Emissionsneutralen Fahrzeugen gehört die Zukunft. Doch die Umstellung auf CO2-freie Antriebe und eine klimaneutrale Produktion stellt die Automobilhersteller sowie deren Zulieferer vor enorme Herausforderungen. Die Zulieferbranche gewinnt hierzulande laufend an Bedeutung: In der Schweiz zählen 574 Unternehmen dazu, die insgesamt 34’000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen. Welche Chancen sich durch eine rasche Dekarbonisierung speziell für die Zulieferer der Autobrache ergeben, hat die Unternehmensberatung Bain & Company mit Blick auf Kundschaft, Kosten sowie den Wettbewerb analysiert.

Zulieferbranche unter Zugzwang

«Klimaneutralität wird zunehmend zu einem Kernelement des Geschäftsmodells der Automobilzulieferer», sagt Bain-Experte Markus Bürgin. «Je schneller Unternehmen eine entsprechende Strategie entwickeln und umsetzen, desto eher erlangen sie einen Wettbewerbsvorteil und können Marktanteile gewinnen.»

Insbesondere durch die Vorgaben der Automobilhersteller gerät die Zulieferbranche in Zugzwang. Denn diese wollen längst nicht mehr nur ihre direkt beeinflussbaren Emissionen (Scope 1 und 2) auf null reduzieren, sondern auch diejenigen, die innerhalb der Lieferkette und bei der Nutzung ihrer Produkte (Scope 3) entstehen, schreibt Bain in einer Mitteilung. Das funktioniere jedoch nur, wenn auch die Zulieferer emissionsfrei arbeiten. Einige Unternehmen reagieren bereits und setzen sich klare Ziele für Klimaneutralität in Scope 3. «Kunden, Wettbewerber und Kapitalmarkt sowie die steigenden Preise für CO2-Zertifikate lassen Automobilzulieferern keine Wahl», so Bürgin. «Sie müssen sowohl ihre Fertigung als auch ihre Produkte mit Hochdruck an die neuen Erfordernisse anpassen.»

Mit grüner Energie CO2-Bilanz verbessern

Mit dem Wechsel hin zu einer nachhaltigen Produktion können Zulieferunternehmen ihre direkten Emissionen deutlich senken und damit ihre CO2-Bilanz verbessern, heisst es weiter. Dafür sind drei Faktoren ausschlaggebend: die Steigerung der Energieeffizienz, die Umstellung auf regenerative Energiequellen sowie die Kompensation unvermeidbarer Emissionen (Abbildung). Allein Energie vollständig aus regenerativen Quellen zu beziehen und Solar-, Wind- sowie Biomassestrom in eigenen Anlagen zu erzeugen, kann beispielsweise die CO2-Emissionen je nach Ausgangslage und Standort um 40 bis 50 Prozent verringern.

 

 

Zudem ist vielerorts das Potenzial eines optimierten Energieeinsatzes noch nicht ausgereizt. Ansatzpunkte gibt es bei einer strikt nachfragebasierten Anlagesteuerung ebenso wie bei einer optimierten Klimatisierung und einer konsequenten Rückgewinnung der genutzten Energie. «Binnen drei bis fünf Jahren können die Automobilzulieferer ihre direkten Emissionen drastisch reduzieren», sagt Bain-Experte Dominik Foucar. «Wenn sie den Rest kompensieren, wirtschaften sie bereits ab der zweiten Hälfte dieser Dekade klimaneutral.»

Klare Kostenvorteile durch Dekarbonisierung

Noch scheuen viele Zulieferer den mit einer Umstellung der Fertigung verbundenen Aufwand. «Dabei können sie bis zur Hälfte der Emissionen über Dekarbonisierungsprojekte mit einem positiven Return on Investment einsparen», weiss Branchenexperte Foucar. Das gelte vor allem für Initiativen zur Steigerung der Energieeffizienz, teilweise aber auch für den Umstieg auf grünen Strom. «Eine strategisch angelegte Dekarbonisierung bringt klare Kostenvorteile», so Foucar.

Bain-Partner Bürgin weist auf weitere positive Aspekte einer zügigen Dekarbonisierung hin: «Auto-Zulieferer sparen mit einer nachhaltigen Fertigung Geld, erfüllen die Vorgaben der Automobilhersteller und haben die Chance, langsamer agierenden Konkurrenten Marktanteile abzunehmen.» Zügiges Handeln zahle sich daher aus. Innerhalb von nur drei Monaten könnten Zulieferunternehmen eine Klimaneutralitätsstrategie samt Roadmap zur Umsetzung entwickeln. «Wer die Dekarbonisierung zu spät angeht», fügt er hinzu, «den bestraft der Wettbewerb.»

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