Der Schweizer Industrie gehe es zwar gut, aber sie könne nicht liefern Für Swissmem-Präsident Martin Hirzel ist eine Entspannung auf den Weltmärkten vorderhand «nicht einmal mehr Wunschdenken». An eine Deglobalisierung der Wirtschaft glaubt er trotz der anhaltenden Krisenlagen aber nicht.

Für Swissmem-Präsident Martin Hirzel ist eine Entspannung auf den Weltmärkten vorderhand «nicht einmal mehr Wunschdenken». An eine Deglobalisierung der Wirtschaft glaubt er trotz der anhaltenden Krisenlagen aber nicht.

 

Martin Hirzel ist Präsident von Swissmem, dem Verband der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie sowie verwandter technologieorientierter Branchen. (Bild: PD)

Der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM) in der Schweiz gehe es eigentlich gut. Die Auftragsbücher seien voll, die Nachfrage hoch, «aber wir können nicht liefern», bedauerte der Swissmem-Präsident Martin Hirzel in der aktuellen «Samstagsrundschau» von Radio SRF. Die Lieferketten seien infolge der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges derzeit «komplett aus dem Takt gefallen».

Eine Entspannung der Märkte sei angesichts dieser Krisen «nicht einmal mehr Wunschdenken». Leider werde der Corona-Lockdown in Schanghai nochmals zu einer «totalen Verwerfung» führen. Über den dortigen Hafen würden in den kommenden Wochen kaum Güter ausgeführt werden. Das werde die Lage noch einmal durcheinanderwirbeln.

Trotzdem glaube er nicht an eine Deglobalisierung. Allerdings habe die geografische Nähe von Lieferanten eine gewisse Renaissance erfahren. Mitglieder seines Industriebranchenverbandes würden vermehrt Anfragen als Zweit- oder Notfalllieferanten erhalten. Der chinesische Markt werde jedoch interessant und spannend bleiben.

Sorgen wegen der Politisierung des Handels

Sorgen bereitet Martin Hirzel allerdings die Politisierung des Handels. Das Phänomen der Blockbildung habe sich bereits vor der Corona-Pandemie abgezeichnet. Die gegenseitige Anerkennung von industriellen Standards werde mit der Einführung unterschiedlicher Technologiewelten in Frage gestellt. Einfuhr und Lieferungen würden dadurch stark erschwert. Hier bestehe durchaus das Potenzial für ein Worst-Case-Szenario.

Unternehmer müssten sich fragen, ob sie noch alle Märkte beliefern könnten, wenn sich Lieferketten nicht mehr berühren dürften. Schweizer Unternehmen könnten sich ein solches Szenario schlicht nicht leisten. «Ich hoffe nicht, dass es so weit kommt», sagte der Swissmem-Präsident.

Er zeigte sich aber zuversichtlich, dass die Firmen agil bleiben und wie in der Vergangenheit auch Wege finden werden. Dafür seien sie aber auf Freihandel und offene Märkte angewiesen. Insofern sei er gerade bezüglich des Verhältnisses zur EU wieder optimistischer als noch vor einigen Monaten. Swissmem, der Verband der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie sowie verwandter technologieorientierter Branchen, unterstütze den sektoriellen Ansatz, mit dem der Bundesrat wieder Bewegung ins blockierte Dossier bringen will.

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