Durchzogene Aussichten für Schweizer KMU Wer eine Prognose für die wirtschaftliche Entwicklung im soeben angebrochenen Jahr erstellen will, muss zahlreiche Unsicherheitsfaktoren berücksichtigen. Die gute Nachricht ist: Die Schweizer Wirtschaft wird auch 2020 zulegen. Die schlechte: Die internationale Nachfrage schwächelt und das globale Wachstum ist äusserst fragil.

Wer eine Prognose für die wirtschaftliche Entwicklung im soeben angebrochenen Jahr erstellen will, muss zahlreiche Unsicherheitsfaktoren berücksichtigen. Die gute Nachricht ist: Die Schweizer Wirtschaft wird auch 2020 zulegen. Die schlechte: Die internationale Nachfrage schwächelt und das globale Wachstum ist äusserst fragil.

Auf welche konjunkturelle Entwicklung müssen wir uns gefasst machen?

Wer derzeit einen Blick in die Glaskugel wagt, hat Mühe, ein klares Bild zu erkennen. Grund dafür sind die zahlreichen internationalen Problemzonen und Krisenherde, die jede Prognose mit grossen Unsicherheiten belasten. Die Eskalation des Konflikts zwischen den USA und dem Iran ist nur der aktuellste Punkt aus einem breiten Fächer von problematischen Entwicklungen, die die Welt politisch und wirtschaftlich destabilisieren. Und als eines der am stärksten in die Globalisierung eingebundenen Länder ist die Schweiz entsprechend exponiert.

Bereits im vergangenen Jahr ist die Weltwirtschaft nur noch mit angezogener Handbremse gewachsen. Der Handelskonflikt zwischen den USA und China, der bevorstehende Brexit und ungelöste Strukturprobleme in vielen Ländern bremsen die Investitionsbereitschaft. Mit einem Plus von sechs Prozent beim Bruttoinlandprodukt (BIP) legt China zwar nach wie vor ein beachtliches Wachstum an den Tag, doch eine Abschwächung ist unübersehbar. Administrative Handelshürden und neue Zölle beeinträchtigen den Welthandel derzeit auf allen Kontinenten.

Für die Schweizer Exportindustrie und ihre vielen inländischen Zulieferer bedeutet das wenig Gutes. Vor allem Branchen wie die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie, die stark auf den europäischen Markt ausgerichtet sind, steht ein schwieriges Jahr bevor. economiesuisse geht davon aus, dass der Talboden mittlerweile erreicht ist: Die Lage sollte sich im Laufe des Jahres stabilisieren, falls sich die Rahmenbedingungen nicht verändern. Leider bestehen aber auch hier einige Fragezeichen. Für viele KMU ist vor allem die Kombination aus einer schwachen internationalen Nachfrage und einem starken Franken eine schwere Hypothek. Der Kurs der Landeswährung könnte 2020 wieder stärker in den Fokus geraten. Bei einem abnehmenden Auftragsbestand hätte eine Aufwertung des Frankens gravierende Auswirkungen auf exportorientierte Unternehmen. Trotzdem gibt es auch positive Signale. Sowohl die Uhren- als auch die Textilindustrie blicken recht optimistisch auf die kommenden Monate. Gleiches gilt für die Hotellerie und die Gastronomie, deren Erfolg nicht mehr ganz so stark an den Euro-Franken-Wechselkurs gekoppelt ist wie noch vor fünf Jahren.

Wie sieht es mit dem Wachstum für die Schweizer Binnenwirtschaft aus?

Die Schweizer Binnenwirtschaft wird 2020 insgesamt nur verhalten wachsen. Ein positives Bild zeigt sich in der Informations- und Kommunikationstechnik, in der Beratung und im Gesundheitswesen. In Branchen wie der Telekommunikation, der Druckindustrie und den Medien ist hingegen noch kein Ende der strukturellen Umwälzungen in Sicht. Auch die Automobilbranche wird derzeit umgekrempelt. Aufgrund der sich rasch entwickelnden Elektrifizierung warten viele Kunden ab, bevor sie sich zu einer Neuanschaffung entschliessen. Und Abwarten ist 2020 auch das Motto im Wohnungsbau: Nach der hohen Bautätigkeit der letzten Jahre steigen in vielen Regionen die Leerstandziffern und die Mietpreise sind mancherorts ins Rutschen geraten. Die Wachstumsimpulse kommen in dieser Branche vor allem aus dem Tiefbau.

economiesuisse prognostiziert der Schweiz für das laufende Jahr ein BIP-Wachstum von 1,2 Prozent (gegenüber 0,9 Prozent für 2019). Diese Zahl ist jedoch mit Vorsicht zu geniessen. Sport-Grossereignisse wie die Fussball-EM und die Olympischen Sommerspiele verfälschen jeweils temporär das Schweizer BIP, weil die entsprechenden Verbände hier ansässig sind. Ohne diesen Spezialeffekt wird das Wirtschaftswachstum leicht geringer ausfallen als im vergangenen Jahr – immer vorausgesetzt, dass die Probleme auf internationaler Ebene nicht weiter eskalieren.

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