Eine Rolex kaufen zum Listenpreis? Das geht – aber nicht gleich heute 100 Ideen für ein besseres Leben: Beim Kauf von beliebten Schweizer Uhrenmodellen sind die Kräfteverhältnisse anders als in der Konsumwelt üblich. Der Kunde ist nicht König, sondern muss sich bewerben. Fünf Punkte, die Ihnen helfen könnten, zu Ihrer Traum-Uhr zu kommen.

100 Ideen für ein besseres Leben: Beim Kauf von beliebten Schweizer Uhrenmodellen sind die Kräfteverhältnisse anders als in der Konsumwelt üblich. Der Kunde ist nicht König, sondern muss sich bewerben. Fünf Punkte, die Ihnen helfen könnten, zu Ihrer Traum-Uhr zu kommen.

Ikonen unter sich: Paul Newman mit Daytona «Paul Newman». (Bild: Rolex)

Sie sind befördert worden und möchten sich selbst beschenken? Mit einer Rolex Daytona? Dann können wir Ihnen nur zwei Dinge sagen. Erstens: viel Glück. Und zweitens: Sie haben Ihre Planung vielleicht karrieremässig im Griff, aber sicher nicht uhrenmässig.

Dass man spontan in eine Bijouterie gehen, ein paar Tausender liegen lassen und mit seiner Traumuhr am Handgelenk wieder hinauslaufen kann, diese Zeiten sind seit einigen Jahren vorbei.

Das gilt gerade für sogenannte Trophy-Uhren wie die Daytona: Nichts signalisiert deutlicher «Ich habe es geschafft», als wenn man diesen Chronografen trägt. Es muss nicht einmal der aus Gelbgold sein, den auch Laien aus 100 Meter Distanz erkennen, schon die Stahlversion für 14 400 Franken ist ein Statement.

100 Ideen für ein besseres Leben

Wo lebt es sich am angenehmsten in der Schweiz? Warum sind die Finnen so glücklich? Und wie genau geht’s weiter für jene, die zu viel riskiert und alles verloren haben? Die «NZZ am Sonntag» publiziert 100 Geschichten, die Ihnen helfen, durch nicht ganz einfache Zeiten zu navigieren.

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Auf ins Gefecht . . .

Gehen Sie in eines der Geschäfte an der Zürcher Bahnhofstrasse, und sagen Sie mit fester Stimme: «Ich hätte gerne eine Daytona.» Man wird Sie nicht auslachen, versprochen. Dazu ist das Verkaufspersonal in der Regel zu gut geschult. Möglicherweise wird der Blick aber sagen: armer Irrer.

Ausser natürlich Sie sind Stammkunde, dann lautet die Antwort im besten Fall: «Wir nehmen Sie auf die Liste», heisst «Warteliste», heisst «in ein paar Jahren». Oder Sie heissen Roger Federer und sind Markenbotschafter. Dann hätten Sie beides im Griff, Karriere und Uhrensammlung, und müssten diesen Artikel nicht lesen.

. . . aber erst die Tipps lesen

Alle anderen sollten sich eines merken: Bei diesen Uhren gilt eine Umkehr der in der Konsumwelt üblichen Kräfteverhältnisse. Der Kunde ist nicht König, nein, er hat sich zu bewerben. Darum hilft es, für den Uhrenkauf einen Plan zu haben. Wenn Sie diese fünf Punkte beherzigen, könnte es klappen.

1. Früh beginnen. Wer sich schon länger für Uhren interessiert, sich früher auch schon einige günstigere (Fehl-)Käufe geleistet hat, muss sich nicht schämen, im Gegenteil: Sie haben «credibility»! Verkäufer hören sich Uhrendramen immer gern an – und bringen manchmal sogar Empathie für Sie auf. Bestellen Sie Ihre Wunschuhr so früh wie möglich, auch wenn Sie erst am Anfang Ihrer Karriere stehen.

2. Sich einarbeiten. Wenn Sie sich in der Geschichte der Uhren einigermassen auskennen, über Neuheiten aller Marken Bescheid wissen und sich auch für das Innenleben, das uhrmacherische Handwerk, interessieren, steigen Ihre Chancen gleich noch einmal.

3. Hartnäckig bleiben. Auch nach dem besten aller Kennenlerngespräche beginnt erst die Kärrnerarbeit. Gehen Sie regelmässig vorbei, zeigen Sie Interesse, trinken Sie unzählige Espressi und Gin Tonics – und beharren Sie stets hartnäckig, aber charmant auf Ihrem Wunsch.

4. Würde bewahren. Gewisse Händler erwarten von ihren Kunden, dass sie sich hochkaufen. Erst eine einfache Rolex kaufen, dann eine andere Uhrenmarke, noch etwas Schmuck für die Partnerin? Wollen Sie das auf sich nehmen, um vielleicht einmal eine Daytona zu besitzen? Auch als Konsument sollte man sich einen Rest an Würde wahren. Kaufen Sie eine Rolex aus zertifiziertem Vorbesitz, oder weichen Sie auf eine Uhr aus, die weniger gehypt ist.

5. Wort halten. Im Geschäft mit ungetragenen Uhren steckt viel Geld. Wer heute eines der begehrten Modelle bekommt, kann es zu einem Vielfachen des Listenpreises weiterverkaufen. Das ist den Herstellern ein Dorn im Auge – und auch den Bijouterien. Sie lassen den Kunden Schwüre leisten: «Ich werde meine Daytona nicht weiterverkaufen.»

Was bei jedem anderen Konsumgut Ihr gutes Recht wäre. Aber bei Rolex, Audemars Piguet oder Patek Philippe wird man gesperrt und bekommt keine weiteren Uhren mehr vom Händler zugeteilt. Das ist das Schlimmste, was einem Sammler passieren kann. Denn es gibt immer die nächste begehrenswerte Uhr. Beförderung hin oder her.

Chanchal Biswas, «Neue Zürcher Zeitung»

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