Inflation ist zurück im normalen Bereich Die Teuerung in der Schweiz ist im Juni erneut klar zurückgegangen und liegt nun erstmals seit Januar 2022 wieder im normalen Bereich. Ökonomen wollen aber noch keine Entwarnung geben.

Die Teuerung in der Schweiz ist im Juni erneut klar zurückgegangen und liegt nun erstmals seit Januar 2022 wieder im normalen Bereich. Ökonomen wollen aber noch keine Entwarnung geben.

 

Der Hauptgrund für den starken Rückgang in der Schweiz ist der tiefere Ölpreis. Bild: unsplash

Konkret sank die Jahresinflation im Juni 2023 deutlich auf 1,7 von 2,2 Prozent im Mai, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Montag mitteilte. Letztmals hatte sie im Januar 2022 unter der 2-Prozent-Schwelle notiert, welche gemeinhin als Obergrenze für Preisstabilität gilt.

In den letzten anderthalb Jahren war die Teuerung zunächst wegen höherer Rohstoffpreise und wegen der Lieferengpässe in die Höhe geschossen, später sorgten hierzulande die Strompreise für einen weiteren Schub. Doch seit März geht es steil abwärts.

Mit dem aktuellen Wert bleibt die Schweiz auch weiterhin deutlich unter jenem etwa in der Eurozone, wo zuletzt eine Teuerungsrate von 5,5 Prozent gemessen wurde.

Der Ölpreis macht den Unterschied

Der Hauptgrund für den starken Rückgang in der Schweiz ist der tiefere Ölpreis. «Während im letzten Jahr im Juni die Ölpreise auf einem sehr hohen Niveau anzutreffen waren, sind sie in diesem Jahr deutlich tiefer», sagt UBS-Ökonom Alessandro Bee. Er beziffert den Effekt auf die aktuelle Teuerungsrate auf 0,5 Prozentpunkte.

Weitere Gründe für den Rückgang sind laut Ökonomen die Entspannung bei den Lieferengpässen, was etwa zu tieferen Autopreisen führe, sowie der starke Franken. Klare Preissteigerungen gab es hingegen nur für gewisse Nahrungsmittel, Restaurantbesuche und Hotelübernachtungen.

Keine Signale einer Lohn-Preis-Spirale

Hingegen seien Preissteigerungen für Dienstleistungen, welche auf eine Lohn-Preis-Spirale hindeuten würden, sehr niedrig, betont Karsten Junius von der Bank Safra Sarasin. Dies habe dazu geführt, dass die Schweiz der erste Währungsraum sei, in dem sowohl die Gesamtinflationsrate als auch die Kerninflationsrate (1,8 Prozent) wieder im Zielbereich von unter 2 Prozent liege.

«Die Teuerungsrate hat ihren Ausflug nach oben beendet», meint auch Thomas Gitzel von der VP Bank. Und vom Institut Bantleon heisst es: «So gesehen könnte man in Sachen Inflation Entwarnung geben.»

Der Experte von Bantleon legt die Betonung in diesem Satz allerdings auf das Wort «könnte». Denn das Inflationsproblem ist seiner Meinung nach nicht ausgestanden. Dafür sorge nicht zuletzt die Schweizerische Nationalbank (SNB) selber, welche eigentlich die Inflation bekämpfen wolle.

Denn wegen der höheren Zinsen stiegen ab Oktober die Mieten, was sich in einem merklichen Anstieg der Teuerungsrate niederschlagen werden. Ausserdem provoziere die SNB damit auch anhaltend hohe Lohnabschlüsse – was den Preisdruck ebenfalls befeuere.

Weitere Zinserhöhungen?

Auch bei anderen Ökonomen klingt Kritik an der SNB an. So gibt es laut Raiffeisen-Experte Alexander Koch gemäss den vorliegenden Zahlen «eigentlich keinen Grund mehr für die SNB, das Risiko von stärkeren Zweit- oder gar Drittrundenpreiseffekten so besorgt zu betonen.»

Das Gros der Experten geht gleichwohl davon aus, dass die SNB weiter an der Zinsschraube drehen wird. Zu deutlich sei die Wortwahl der Währungshüter nach der letzten Lagebeurteilung vor anderthalb Wochen gewesen. Und zum Teil gibt es dafür auch Verständnis. Es sei noch zu früh, um etwa Befürchtungen vor Zweitrundeneffekten auszuräumen, meint etwas UBS-Experte Bee.

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