KOF: Erholung der Wirtschaft setzt sich fort, doch Risiken werden vielfältiger Die Konjunktur in der Schweiz entwickelt sich positiv, bis Ende 2023 normalisiert sich das Expansionstempo aber. Dies geht aus der Herbstprognose der Konjunkturforschungsstelle KOF hervor.

Die Konjunktur in der Schweiz entwickelt sich positiv, bis Ende 2023 normalisiert sich das Expansionstempo aber. Dies geht aus der Herbstprognose der Konjunkturforschungsstelle KOF hervor.

 

Aus den Engpässen in den Lieferketten resultieren Produktionsbeschränkungen und Preisanstiege, welche die Wirtschaftserholung bis in den kommenden Winter hinein dämpfen werden. Bild: unsplash

Das Konjunkturbild für die Jahre 2021 und 2022 hat sich gegenüber der Prognose vom Juni nicht grundlegend verändert, schreibt die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich in ihrer jüngst Mitteilung. Die Lieferengpässe in der Weltwirtschaft und der Pandemieverlauf in der Schweiz würden die Prognose für das laufende Jahr allerdings etwas zurückhaltender ausfallen lassen. Hierdurch werde sich die Erholung zum Teil ins Jahr 2022 verschieben, für welches die aktuelle Prognose eine leichte Aufwärtsrevision bedeutet. Bereinigt um Einnahmen aus internationalen sportlichen Grossereignissen beträgt die prognostizierte BIP-Wachstumsrate gemäss den KOF-Ökonomen 3,0 Prozent in diesem Jahr, 3,4 Prozent im Jahr 2022 und 1,8 Prozent im Jahr 2023.

Die Risiken für die Prognose seien nicht mehr durch die anhaltenden pandemiebedingten Unsicherheiten dominiert, sondern nunmehr auch in der Wirtschaft selbst begründet. Vor allem die weltweiten Transport- und Produktionsengpässe, die damit sowie insbesondere mit den stark steigenden Energiepreisen zusammenhängenden Inflationsrisiken, die Entwicklung am chinesischen Immobilienmarkt und die Warnungen vor einer Überhitzung des Schweizer Immobilienmarktes sind hervorzuheben.

Aufholeffekte weitgehend abgeschlossen

Die internationale Wirtschaftsentwicklung hat sich weiter vom Pandemieverlauf lösen können. Die mit den Schweizer Exportanteilen gewichtete Weltproduktion hat mittlerweile fast wieder ihr Vorkrisenniveau erreicht. Die Wachstumsraten des internationalen Warenhandels dürften sich nun aber wieder normalisieren, da die Aufholeffekte bei den besonders von der Pandemie betroffenen Güterkategorien weitgehend abgeschlossen sind. Allerdings sieht die KOF in vielen Regionen der Welt im Dienstleistungssektor noch Aufholpotenzial. Hinzu kommt, dass einige der im Zuge der Pandemie unterbrochenen Wertschöpfungsketten noch nicht so rund laufen wie vor der Pandemie, so dass es zu Engpässen in den Lieferketten kommt. Daraus resultieren Produktionsbeschränkungen und Preisanstiege, welche die Wirtschaftserholung bis in den kommenden Winter hinein dämpfen werden. Die KOF geht davon aus, dass sich die Engpässe ab dem ersten Quartal 2022 auflösen und kaum mehr produktionshemmend wirken.

Pharmasektor treibt Schweizer Exporte an

Seit dem massiven Einbruch im Frühjahr 2020 befindet sich die Schweizer Wirtschaft auf einem holprigen und teilweise kräftigen Erholungspfad. Der Zusammenhang zwischen den nachgewiesenen Ansteckungszahlen und den Einschränkungen der Wirtschaftsaktivitäten ist dabei wegen der Impfkampagne auch in der Schweiz kleiner geworden. Die wichtigsten Motoren der Erholung waren nachfrageseitig die nachholenden Ausgaben der privaten Haushalte und produktionsseitig die wieder geöffneten Betriebe im Gastgewerbe und der persönlichen Dienstleister. Vergleichsweise schwach verlief die Erholung in der Industrie, massgeblich in den von den Schwierigkeiten bei den internationalen Lieferketten betroffenen Produktionszweigen – mit Ausnahme der Pharmaindustrie. Die Pharmaexporte waren und sind eine kräftige Wachstumsstütze: Seit Jahren nehmen diese sowohl volumenmässig als auch gemessen als Anteil der Schweizer Warenexporte deutlich zu.

Nur temporärer Inflationsdruck

Die Teuerung hat in der Schweiz in den vergangenen Monaten an Fahrt aufgenommen. Allerdings normalisieren sich die Preise eher von einem tiefen Niveau im Pandemiejahr 2020 aus. Treiber sind hierbei insbesondere Preise für Flug- und Pauschalreisen sowie Hotelübernachtungen. Diese waren infolge der Pandemie schnell und stark gefallen. Dies gilt auch für die Energiepreise, welche derzeit massgeblich zum Anstieg des Preisniveaus beitragen. Der momentane Inflationsdruck dürfte daher nach Einschätzung der KOF temporärer Natur sein. Insgesamt werden unterausgelastete Kapazitäten und die wenig dynamische Nominallohnentwicklung die Teuerung weiterhin tief halten. Die Inflationsprognose der KOF fällt wegen höherer Mieten und Preise für Waren aus dem Ausland dennoch geringfügig höher aus als in der Prognose vom Juni. Die KOF erwartet eine durchschnittliche Inflation von 0,5 Prozent in diesem Jahr, 0,6 Prozent im kommenden und 0,4 Prozent im Jahr 2023.

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