Steuererklärung einreichen: Der Gang zur Post erübrigt sich Der Verzicht auf eine handschriftliche Unterzeichnung macht den Weg frei für die durchgehend digitale Steuererklärung. Bereits die Hälfte der Kantone bietet eine entsprechende Lösung – und es werden laufend mehr.

Der Verzicht auf eine handschriftliche Unterzeichnung macht den Weg frei für die durchgehend digitale Steuererklärung. Bereits die Hälfte der Kantone bietet eine entsprechende Lösung – und es werden laufend mehr.

 

Illustration: NZZ Content Creation

Die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung schreitet voran. Besonders deutlich wird dies, wenn es um das Einreichen der jährlichen Steuererklärung geht. Hier sind die Anstrengungen von vielen Kantonen bereits weit fortgeschritten. Mit gutem Grund: Die Umstellung auf eine Weblösung, bei der es nicht mehr nötig ist, eine Freigabequittung oder weitere Unterlagen zur bereits bestehenden Online-Steuererklärung per Post nachzureichen, erleichtert die ohnehin schon ungeliebte Arbeit der Steuerpflichtigen. Gleichzeitig ergeben sich für die Kantone erhebliche Einsparmöglichkeiten.

Weniger administrativer Aufwand

Ein Blick auf den Kanton Zürich verdeutlicht, wie der administrative Aufwand durch die für das Jahr 2020 erstmals komplett papierlose Online-Steuererklärung massiv reduziert werden dürfte: Jährlich gehen beim kantonalen Steueramt rund 1 Million Steuererklärungen ein. Neben den offiziellen Formularen umfassen diese häufig noch zahlreiche Beilagen, die von den Mitarbeitenden zuerst eingescannt werden müssen. Alleine bis sich die Steuerbeamtinnen und -beamten mit den eingereichten Dokumenten auseinandersetzen können, fällt somit ein erheblicher Aufwand an – in Zeiten von Corona noch mehr als sonst.

Der Zürcher Finanzdirektor Ernst Stocker hofft denn auch, dass künftig noch mehr Steuerpflichtige als bisher (rund 20 Prozent) ihre Steuererklärung digital einreichen werden, weil das den administrativen Prozess entlaste, heisst es in der offiziellen Ankündigung der Neuerung. Besonders angesprochen seien jene knapp 30 Prozent, die bisher mit der heruntergeladenen Software zwar den Computer für das Ausfüllen nutzten, aber die Steuererklärung trotzdem ausdruckten, weil sie ohnehin die Beilagen per Post einreichen mussten. Mit der neuen Weblösung reichen dagegen die AHV-Nummer und ein per Post zugestellter Zugangscode für die Anmeldung. Beilagen wie den Lohnausweis oder Ausgabenbelege können die Steuerzahler mit dem Handy abfotografieren und hochladen.

Bis 98 Prozent online in Obwalden

Die Einführung einer medienbruchfreien, komplett papierlosen Lösung wurde im Kanton Zürich mit dem Entscheid des Bundes möglich, auf eine handschriftliche Unterzeichnung zu verzichten und stattdessen eine elektronische Bestätigung zu verlangen. Diese Regel gilt neu für die Steuerperiode 2020.

Vor Zürich haben mehrere andere Kantone ihre Steuererklärung bereits digitalisiert (siehe Tabelle). Seit 2018 setzt Obwalden als erster Kanton auf eine komplett papierlose Weblösung ohne Unterschrift und Freigabequittung. «Aktuell gehen in Obwalden jedes Jahr rund 96 bis 98 Prozent aller Steuererklärungen online ein, was ein absoluter Rekordwert ist und dem Kanton hohe Einsparungen bringt», sagt Marcel Ringler, Chef und Inhaber von Ringler Informatik. Der Software-Spezialist ist mit der 1993 lancierten Steuererklärungssoftware «Dr. Tax» gross geworden und für die in den Kantonen Obwalden, Nidwalden, Solothurn, Schwyz und ab der Steuerperiode 2021 in Uri und Glarus eingesetzten, medienbruchfreien Lösungen zuständig.

«Zürikonto» als Fernziel

Bereits seit 2018 ist auch die von Ringler Informatik entwickelte und vertriebene webbasierte Deklarationslösung «eTax.ch» in den Kantonen Luzern, St. Gallen, Zug und Zürich verfügbar. In Luzern und Zug funktioniert sie komplett papierlos und unterschriftsfrei. In Zürich und St. Gallen müssen bei dieser Lösung noch Dokumente in Papierform nachgereicht werden. «In diesem Zusammenhang bedauern wir, dass Steuerpflichtige im Kanton Zürich über ‹eTax.ch› ihre Unterlagen nicht online einreichen dürfen – die Einreichungsschnittstelle im Kanton Zürich ist strikte für Treuhänderversionen und die kantonseigene Lösung ‹ZHprivateTax› reserviert», sagt Ringler und ergänzt: «Ich bin überzeugt, dass die Öffnung der Einreichungsschnittstelle auch für den Kanton Zürich nur Vorteile bringt und hoffe sehr, dass sich diesbezüglich bald etwas ändert.»

Mit der papierlosen Steuererklärung ist im Kanton Zürich allerdings erst ein Teilziel erreicht, was die Digitalisierung der Verwaltung betrifft. Als Fernziel sieht Regierungsrat Stocker ein sogenanntes «Zürikonto». Darüber sollen dereinst sämtliche Zahlungen zwischen Bürgern und Kanton abgewickelt werden – also nicht nur die Steuern, sondern beispielsweise auch individuelle Prämienverbilligungen für die Krankenkasse.

Steuern selber verwalten

Bereits einen Schritt weiter ist in diesem Zusammenhang die Stadt Zürich – zumindest was die Verwaltung der eigenen Steuern betrifft. Mit dem neuen Online-Service «Steuern verwalten» bietet sie über 300’000 Personen die Möglichkeit, ihre Steuerverbindlichkeiten besser zu planen und zu überprüfen. Ebenso soll der Dienst die Kommunikation mit dem Amt in Steuerfragen erleichtern. Der städtische Finanzvorsteher Daniel Leupi erhofft sich durch das neue Angebot eine deutliche Reduktion der jährlich rund 200’000 telefonischen und schriftlichen Anfragen ans städtische Steueramt. «Mit dem neuen Online- Service bieten wir den Steuerpflichtigen die Möglichkeit, diese Informationen rund um die Uhr selber abzurufen», lässt er sich zitieren.

Zwar wird wohl auch diese Dienstleistung die Begeisterung für die Steuererklärung kaum heben. Dennoch dürften ein vereinfachter Prozess und eine übersichtliche Verwaltung bei vielen Steuerpflichtigen gut ankommen.

 

Tabelle: NZZ Content Creation

«Steuern sparen» 

Dieser Artikel ist im Rahmen der NZZ-Verlagsbeilage «Steuern sparen» erschienen. Inhalt realisiert durch NZZ Content Creation. Hier geht es zu den NZZ-Richtlinien für Native Advertising.

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